Zivilschutzalarm in Mittersill: Bange Stunden für Bevölkerung
Die Wassermassen ließen die Salzach in Mittersill auf bis zu 5,90 Meter steigen. Eine Hubbrücke und Rückhaltebecken sollten die Fluten in die richtigen Bahnen leiten. Dennoch blieb die Lage angespannt.
ZELL AM SEE. Sonntagmittag ließ der Regen im vom Hochwasser schwer betroffenen Pinzgau ein wenig nach. Dennoch gab es für die Helfer, die seit vielen Stunden im Einsatz waren, keine Entwarnung. Denn die Salzach hatte in der Nacht auf Sonntag in Mittersill mit 5,90 Metern einen neuen Höchststand erreicht. „Und auch wenn der Pegel nun um zehn Zentimeter auf 5,80 Meter gesunken ist, bleibt die Gefahr groß“, informierte der Pinzgauer Bezirkshauptmann Bernhard Gratz.
„Denn da sind noch die Achen im Krimmler Tal sowie im Obersulzbachtal. Wir wissen nicht, was von dort in den nächsten Stunden und der kommenden Nacht noch kommen wird.“
Sonntagabend wurde die Bevölkerung in Mittersill schließlich per Lautsprecherdurchsagen noch einmal zur Vorsicht gemahnt. Der Katastrophenschutz der Bezirkshauptmannschaft Zell am See forderte die Menschen auf, in den oberen Stockwerken zu bleiben sowie Keller, Tiefgaragen und ebenerdige Geschoße nicht zu betreten. Wenig später ertönten die Sirenen erneut. Zivilschutzalarm wurde ausgegeben. Bange Stunden brachen für die Mittersiller Bevölkerung an. Sollten die Retentionsbecken übervoll sein, schwillt die Salzach wieder an. Und dann ist das Ganze nicht mehr zu halten. Dann würden im Gemeindegebiet von Mittersill großflächige Überschwemmungen drohen.
Die Hubbrücke in Mittersill wurde in der Nacht auf Sonntag erstmals seit ihrer Errichtung angehoben. Das System garantiert, dass die Salzach kontrolliert unter der Brücke durchfließen kann. Gratz brach Sonntagnachmittag gemeinsam mit Landesrat Sepp Schwaiger (ÖVP) und Experten
zu einem Erkundungsflug mit dem Hubschrauber auf. „Wir schauen uns die Situation bei den Dämmen an, die die Salzach in ihrem Flussbett halten.“
Freiwillige Helfer füllten derweil zahlreiche Säcke mit Sand, die die Dämme noch sicherer machen sollen. Die Wasserstände der Salzach sind derart außergewöhnlich, dass man von einem zumindest 50-jährlichen Hochwasser sprechen kann.
Auch Fabian Scharler von der Freiwilligen Feuerwehr in Mittersill blieb auf der Hut. Das Wasser komme mit zwei Stunden Verspätung von den Seitentälern nach
Mittersill. „Da kann sich noch einiges tun.“. Gegen 23 Uhr zeigte sich Scharler dann „vorsichtig optimistisch“,, die Salzach war zu diesem Zeitpunkt um einen halben Meter auf 5,40 Meter zurückgegangen.
Seit Samstagabend trat die Salzach im Bereich der Golfplatzstraße und in Rettenbach kontrolliert in die dafür vorgesehenen Retentionsräume in Mittersill über. „Wir haben dort zwar noch ein wenig Spielraum, aber gerade steigt das Wasser dort stärker an“, so Scharler am Sonntagabend. Straßen im Ortsgebiet wurden gesperrt. Etwa die B168 im Bereich der Salzachbrücke.
Gesperrt sind auch die Felbertauernstraße sowie die Salzachuferstraße in Bruck. Wildbachverbauungen und -sperren im Pinzgau sind mit Geröll und Wildholz angefüllt. Sie haben ihre Funktion erfüllt und noch größere Schäden verhindert.
„Leider erschweren Schaulustige die Einsätze.“
Bezirkshauptmann
Nach Angaben von Bezirkshauptmann Gratz waren an den am Sonntag gezählten 55 Schadstellen 1513 Einsatzkräfte vor Ort, darunter alle 28 Pinzgauer Feuerwehren. Doch diese mussten sich auch mit Schaulustigen herumärgern. „Leider sind viele Schaulustige unterwegs, die unseren Einsatz erschweren.“Menschen würden an die reißenden Flüsse gehen oder zu Überschwemmungsgebieten, um ein Selfie oder Videos zu machen. „Das ist lebensgefährlich und derzeit haben die Kräfte hier wirklich anderes zu tun, als sich um solche Zwischenfälle zu kümmern.“
Ein tragischer Zwischenfall ereignete sich in Saalbach-Hinterglemm. Ein Mann sprang in die Saalach und ertrank.
Auch im Pongau kam es zu Zwischenfällen. In Pfarrwerfen musste am Sonntag ein Haus evakuiert werden. Sieben Personen wurden in Sicherheit gebracht.