Beim Hadsch gilt auch bei 40 Grad noch Maskenpflicht
Zum zweiten Mal findet die muslimische Wallfahrt in der Pandemie statt. Die Regeln sind streng, die Strafen hoch.
Der Ägypter Mohammed elEter hat es geschafft. Der Apotheker, der in der saudischen Hauptstadt Riad lebt, gehört zu den 60.000 Gläubigen, die heuer an der muslimischen Wallfahrt Hadsch teilnehmen dürfen. Wegen Corona ist zum zweiten Mal vieles anders.
Per Losverfahren wurde bestimmt, wer nach Mekka pilgern darf. Damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet, sind nur geimpfte Gläubige zugelassen, die zudem zwischen 18 und 65 Jahren alt sein müssen. Beobachter beschrieben die Onlinelotterie, an der nur in Saudi-Arabien lebende Pilger teilnehmen durften, als „undurchsichtig“. Entsprechend schlecht ist die Stimmung bei den rund 500.000
Menschen, die abgelehnt wurden. Schließlich ist der Hadsch nicht nur das wichtigste spirituelle Ereignis im Leben eines jeden Muslims, sondern auch die religiöse Pflicht der knapp zwei Milliarden Gläubigen in der islamischen Welt.
Der Hadsch ist normalerweise die größte Versammlung von Muslimen weltweit. Vor der Pandemie kamen rund 2,5 Millionen Pilger. Daher zeigte sich im Hof der Großen Moschee von Mekka am Sonntag wie schon im Vorjahr ein unübliches Bild. Die Pilger umrundeten die Kaaba, das höchste Heiligtum des Islam, mit Abstand und Maske. Die saudischen Behörden ließen alle drei Stunden maximal 6000 Gläubige in den Hof der Moschee. Bevor die nächste Gruppe Zutritt erhielt, wurden das würfelförmige
Gebäude, das mit einem goldbestickten schwarzen Tuch bedeckt ist, und der Marmorfußboden gründlich desinfiziert. Auch die Kiesel, die die Pilger am Dienstag während der rituellen Steinigung des Teufels im Tal von Mina warfen, wurden desinfiziert und einzeln verschweißt. Selbst das Weihwasser aus dem heiligen Zamzam-Brunnen in Mekka wurde vorab in keimfreie Portionsfläschchen abgefüllt.
Wer gegen die Maskenpflicht verstößt, dem drohen hohe Geldstrafen. 20 Menschen seien bereits erwischt worden, wie sie gegen die
Coronavorschriften verstoßen hätten, berichtete die Staatsagentur SPA am Sonntag. Sie müssen mit einer Geldstrafe von umgerechnet je 2300 Euro rechnen. Stören dürfte der Mundschutz viele Pilger bei dem heißen Wetter, während sie ihre religiösen Rituale durchlaufen. In Mekka liegen die Temperaturen in diesen Tagen um 40 Grad Celsius.
Die Teilnahme am diesjährigen Hadsch kostet umgerechnet gut 2500 Euro – Übernachtungen und Anreisekosten sind in diesem Preis nicht enthalten. Für die saudische Wirtschaft ist die auf 60.000 Teilnehmer reduzierte Pilgerfahrt eine Katastrophe. Noch vor zwei Jahren hatten die Gläubigen rund elf Milliarden Euro für Hotels, Essen und Andenken ausgegeben. Dieses Jahr stehen viele Hotels leer.