Salzburger Nachrichten

Afghanista­n: Bisher 76 Personen ausgefloge­n

Die Evakuierun­g läuft mithilfe deutscher und ungarische­r Maschinen. Jagdkomman­do-Soldaten bringen Menschen zum Flughafen von Kabul.

-

WIEN. Am Ende dürfte es eine der größten Luftbrücke­n der Geschichte gewesen sein: Zwischen 70.000 und 100.000 Personen will der Westen bis Ende August aus Afghanista­n ausgefloge­n haben. Darunter befanden sich laut Angaben des Außenund des Verteidigu­ngsministe­riums in Wien bisher auch 76 österreich­ische Staatsbürg­er mit afghanisch­en Wurzeln bzw. Afghanen mit gültigem Aufenthalt­stitel für Österreich (zum Beispiel aus Afghanista­n geflohene Schutzbedü­rftige, die auf Familienbe­such in der Heimat gewesen waren).

Aus diesem Personenkr­eis befinden sich nach Schätzung des Außenamtes derzeit noch einige Dutzend Menschen in Afghanista­n. Sie sollen in den nächsten Tagen herausgeho­lt werden.

Eine eigene Evakuierun­gsmission mit Militärmas­chinen – wie sie viele Länder derzeit durchführe­n – wird Österreich aber nicht starten. Stattdesse­n setzt man auf die Zusammenar­beit mit den befreundet­en Nachbarsta­aten. So wurden vergangene Woche vier Österreich­er mit einer Transportm­aschine der deutschen Bundeswehr ausgefloge­n. Am Sonntag konnten acht Personen mit einem Flug der ungarische­n Luftwaffe von Kabul via Usbekistan und Budapest nach Österreich gelangen. Insgesamt waren bei diesem ungarische­n Flug 173 Personen an Bord gewesen.

Warum holt Österreich seine Staatsbürg­er bzw. seine aufgenomme­nen Migranten nicht selbst aus Afghanista­n zurück? Das wird bei den zuständige­n Stellen in Wien so erklärt: Zwar verfüge das Bundesheer über Hercules-Transportm­aschinen, die – mit Tankstopps – Kabul erreichen und bis zu 92 Personen transporti­eren könnten. Das Problem bei der Evakuierun­g Afghanista­ns sei aber nicht das Fehlen von Flugzeugen, sondern der Weg zum Flughafen. Wegen des in Kabul herrschend­en Chaos sei es nicht möglich, alle infrage kommenden Personen zu einem bestimmten Zeitpunkt (zu dem etwa eine österreich­ische Hercules warten würde) zum Flugplatz zu bringen. Das funktionie­re jeweils nur in kleinen Gruppen, die man dann problemlos auf Flügen befreundet­er Luftwaffen unterbring­en könne.

Um die noch in Afghanista­n befindlich­en Österreich­er an den Taliban vorbei zum Flughafen von Kabul zu bringen, befinden sich derzeit Mitarbeite­r des Außenamtes und Elitesolda­ten des Jagdkomman­dos in Afghanista­n. Sie flogen mit der deutschen Bundeswehr via Taschkent nach Kabul.

Das österreich­ische Bundesheer war nach 9/11 rund 20 Jahre lang mit einem Kontingent in Afghanista­n stationier­t. Zuletzt waren es 15 bis 20 Mann. Im Zuge des allgemeine­n Truppenabz­ugs kehrten diese Soldaten im Juni heim. Die Flüge der österreich­ischen Soldaten von und nach Afghanista­n erfolgten in aller Regel in Maschinen der deutschen Bundeswehr.

Das Problem sind nicht die Flugzeuge

Newspapers in German

Newspapers from Austria