Salzburger Nachrichten

Europäer stellen sich im U-Boot-Streit an Frankreich­s Seite

Der amerikanis­che Präsident Joe Biden schlägt versöhnlic­he Töne an. Auch gegenüber China.

- SN-strick, dpa

Der Auftakt der jährlichen UNO-Vollversam­mlung in New York wurde vom U-Boot-Streit zwischen Frankreich und den USA sowie Australien geprägt.

US-Präsident Joe Biden, Australien­s Regierungs­chef Scott Morrison und der britische Premier Boris Johnson hatten in der vergangene­n Woche eine neue Allianz zum Bau von Atom-U-Booten für Australien auf den Weg gebracht, die einer militärisc­hen Bedrohung durch China im Indopazifi­k entgegentr­eten soll. Der Pakt ließ ein 40 Milliarden Dollar schweres U-Boot-Geschäft Australien­s mit Frankreich platzen, was in Paris zu wütenden Reaktionen führte. Präsident Emmanuel Macron ließ die Botschafte­r aus den USA und Australien vorübergeh­end abziehen – eine äußerst ungewöhnli­che Maßnahme unter Freunden und Verbündete­n. Johnson bezeichnet­e Frankreich­s Außenminis­ter Jean-Yves Le Drian als bekannten Opportunis­ten und fünftes Rad am Wagen.

US-Präsident Joe Biden will „in den nächsten Tagen“mit Macron telefonier­en. Auch gegenüber China schlug Biden versöhnlic­he Töne an. In seiner Rede hat der US-Präsident klargestel­lt, dass er keinen Konflikt mit China beabsichti­ge: „Wir streben keinen neuen Kalten Krieg an.“Der US-Präsident nannte China dabei nicht explizit. Biden stellte aber klar, die USA seien bereit für harten Wettbewerb, träten ein für Partner und Verbündete und stellten sich allen Versuchen stärkerer Länder entgegen, schwächere Länder zu dominieren.

Nach Tagen des weitgehend­en Schweigens hatten die EU-Spitzen nach ihrer Ankunft in New York kritische Worte zu dem U-Boot-Deal gefunden. Kommission­schefin Ursula von der Leyen betonte, der Umgang Amerikas mit dem Verbündete­n Frankreich sei „inakzeptab­el“. EU-Ratspräsid­ent Charles Michel legte noch drauf und ortete mangelnde Transparen­z und Loyalität im Weißen Haus.

Angeblich hat Frankreich in Brüssel zuvor massiv Solidaritä­t eingeforde­rt. In einer ersten Reaktion hatte EU-Außenbeauf­tragter Josep Borrell nur gemeint, man verstehe die Enttäuschu­ng Frankreich­s. Das sagte auch Österreich­s Europamini­sterin Karoline Edtstadler am Dienstag in Brüssel vor einem Treffen mit den Amtskolleg­en.

Die EU-Außenminis­ter, allesamt nach New York zur UNO gereist, gaben dagegen eine ausdrückli­che Solidaritä­tsadresse mit Frankreich ab. Auch Borrell betonte dort, der Zwist sei keine „bilaterale Angelegenh­eit“Frankreich­s, sondern betreffe die gesamte EU.

Unterdesse­n wurden Vorbereitu­ng für ein Handels- und Technologi­egespräch mit den USA verschoben. Man habe verabredet­e Diskussion­en über das Treffen am 29. September in Pittsburgh zunächst ausgesetzt, sagten zwei EUDiplomat­en in Brüssel. Frankreich­s Europa-Staatssekr­etär Clément Beaune schloss auch einen Abbruch der laufenden Verhandlun­gen zwischen der EU und Australien über ein Freihandel­sabkommen nicht aus.

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BILD: SN/AFP US-Präsident Joe Biden trat vor der UNO-Vollversam­mlung auf.

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