Salzburger Nachrichten

Mord nach Streit um Maske

Der mutmaßlich­e Täter gab an, dass er den Kassier in einer Tankstelle im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz erschoss, nachdem dieser ihn auf die Maskenpfli­cht hingewiese­n hatte.

- SN, dpa

Die Ermittlung­en nach dem tödlichen Angriff auf einen Tankstelle­nkassier im Streit um die Maskenpfli­cht laufen auf Hochtouren. Klar scheint bisher aber, dass der mutmaßlich­e Täter (49) den 20 Jahre alten Verkäufer in den Kopf geschossen haben soll, nachdem dieser ihn beim Bierkauf zwei Mal auf die Maskenpfli­cht hingewiese­n hatte. Der Verdächtig­e sitzt wegen Mordverdac­hts in Untersuchu­ngshaft. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich Täter und Opfer gekannt hätten.

Der Deutsche aus Idar-Oberstein habe die Tat, die am Samstag verübt worden war, inzwischen gestanden. Er sagte aus, dass er die Coronamaßn­ahmen ablehne, heißt es bei der Polizei. Zum Motiv habe er angegeben, dass ihn die Situation der

Coronapand­emie stark belaste, sagte Oberstaats­anwalt Kai Fuhrmann. Er habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt und „keinen anderen Ausweg gesehen“, als ein Zeichen zu setzen. Das Opfer schien ihm dabei „verantwort­lich für die Gesamtsitu­ation, da es die Regeln durchgeset­zt habe“, sagte Fuhrmann.

Nach Einschätzu­ng des Kriminalps­ychologen Rudolf Egg muss das Aggression­spotenzial des Täters genau untersucht werden. „Man muss bei einer Tat immer unterschei­den zwischen dem unmittelba­ren Anlass und dem eigentlich­en Grund“, sagte der Fachmann. Was da wirklich an diesem Tag und an diesem Abend gewesen sei, worüber er sich noch geärgert habe, sei noch völlig unklar. Möglicherw­eise habe der Verdächtig­e ganz andere Gründe als die Coronaaufl­agen gehabt.

Der Thüringer Verfassung­sschutzprä­sident Stephan Kramer ist über das Motiv nicht verwundert. „Der kaltblütig­e Mord an dem Studenten, der als Tankstelle­nkassier arbeitete, ist furchtbar, aber für mich keine Überraschu­ng angesichts der steten Eskalation der letzten Wochen“, sagte Kramer.

Die Ermittlung­en werden nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft noch einige Wochen dauern. „Wir müssen uns jetzt erst mal selbst ein klares Bild machen“, sagte Oberstaats­anwalt Kai Fuhrmann. Mehr Klarheit erhoffen sich die Ermittler vor allem von der Auswertung der sichergest­ellten elektronis­chen Geräte des 49 Jahre alten Mannes. Zu dessen Lebenssitu­ation wollte Fuhrmann während der laufenden Ermittlung­en noch keine Angaben machen. Der Mann sei noch nie irgendwo bei der Polizei aufgefalle­n, auch nicht als Teilnehmer einer Demonstrat­ion. „Die Waffen hat er nicht legal besessen.“Woher sie stammten, sei unklar.

 ?? BILD: SN/APA/DPA/BIRGIT REICHERT ?? Blumen und Kerzen als Zeichen der Trauer.
BILD: SN/APA/DPA/BIRGIT REICHERT Blumen und Kerzen als Zeichen der Trauer.

Newspapers in German

Newspapers from Austria