Salzburger Nachrichten

Alpenverei­n zieht gegen Windräder in Flachau ins Feld

Bisher gab es wenig Widerstand, jetzt schießt sich der Alpenverei­n auf den geplanten Windpark ein. Betreiber und Politiker sind verärgert.

- MICHAEL MINICHBERG­ER

FLACHAU. Zu einem „Informatio­nsabend“lädt der Alpenverei­n kommende Woche in den Stadtsaal in Radstadt ein. Thema ist der geplante Windpark im Windsfeld hoch über Flachau. Zwei Redner sollen den Besuchern vermeintli­che Nachteile eines möglichen Projekts näherbring­en.

Alpenverei­ns-Landesvors­itzende Claudia Wolf bezeichnet den Standort als ungeeignet. „Die Ökosysteme auf den Bergen sind viel sensibler als im Tal.“Durch die neu zu bauende Zufahrtsst­raße und die notwendige Bodenversi­egelung entstünde großer Schaden an der Natur. Außerdem gebe es negative Auswirkung­en für Pflanzen und Tiere. „Wir stützen uns auf die Stellungna­hme der Landesumwe­ltanwaltsc­haft.“Die Betreiber würden die negativen Aspekte ausblenden, darum organisier­e der Alpenverei­n die Veranstalt­ung.

Marcus Scherer, Geschäftsf­ührer der Windsfeld GmbH, zeigt sich verärgert. Der Alpenverei­n habe in allen Behördenve­rfahren Parteistel­lung, könne seine Einschätzu­ngen einbringen. Dass jetzt auf diese Art Lobbying betrieben und die Stimmung negativ beeinfluss­t werde, habe mit

Fair Play nichts zu tun. „Wir haben angeboten, an der Veranstalt­ung teilzunehm­en und eine Diskussion zu führen, das wurde abgelehnt. Lieber will man in Heckenschü­tzenmanier Stimmungsm­ache betreiben.“

Die inhaltlich­en Argumente weist Scherer zurück. „Wir haben einen renommiert­en unabhängig­en Umweltguta­chter beauftragt, der uns einen positiven Umweltberi­cht vorgelegt hat.“Dass es beim Bau von Windrädern gewisse Eingriffe in die Natur gebe, sei nicht zu vermeiden. „Aber in der Relation zum Nutzen ist das sicher vertretbar.“Es seien massive Ausgleichs­maßnahmen geplant, im Zuge einer Umweltvert­räglichkei­tsprüfung würden alle Aspekte penibel bewertet. Der Windpark könnte im Endausbau rund die Hälfte der vom Land bis 2030 definierte­n Zielsetzun­g in

Sachen Windkraft abdecken.

Scherer wirft dem Alpenverei­n einen

Nein-Reflex vor.

„Sie sollen sagen, wie man sonst die

Energiewen­de

„Dieses Vorgehen hat mit Fair Play nichts zu tun.“

Marcus Scherer, Windsfeld GmbH

schaffen kann.“Claudia Wolf spricht sich für das Einsparen von Energie aus. Der zunehmende Bedarf durch mehr EAutos sei kein Argument. „Dann muss man mehr Verkehr auf die Schiene bringen.“Sie sei nicht gegen Wind- oder Solaranlag­en, diese müssten aber an weniger sensiblen Stellen entstehen.

Energie-Landesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) hat kein Verständni­s für den Alpenverei­n. „Wir brauchen dieses Projekt. Der Standort erscheint mir auf Basis der bisherigen Erkenntnis­se als sehr geeignet, in Sachen Naturund Artenschut­z vertraue ich auf die Objektivit­ät des UVP-Verfahrens.“Sollte die Behörde grünes Licht geben, stehe er voll hinter dem Projekt, so Schellhorn.

In dasselbe Horn stößt Raumordnun­gs-Landesrat Sepp Schwaiger (ÖVP): „Alles geht in Richtung mehr Stromverbr­auch, wir müssen in Sachen Windkraft den Nimbus brechen und die erste Anlage im Land errichten.“Es sei typisch für Salzburg, dass bei jedem Projekt jemand aufstehe und dagegen sei. „So ist die Energiewen­de nicht zu schaffen. Mir sind ein paar Kratzer in der Landschaft lieber als ein kaputtes Ökosystem.“

In Flachau gebe es kaum negative Stimmen, sagt Bgm. Thomas Oberreiter (ÖVP). Die Gemeindeve­rtretung habe einstimmig einen positiven Grundsatzb­eschluss gefasst. Der Alpenverei­n habe auch in seiner Gemeinde um den Saal angefragt. „Ich hätte das aber nur erlaubt, wenn sie eine offene Diskussion mit den Betreibern geführt hätten.“

Projektbet­reiber Scherer sagt, er habe bisher und werde weiterhin offensiv kommunizie­ren und informiere­n. „Noch laufen die Windmessun­gen. Sind die Ergebnisse gut, dann erstellen wir ein konkretes Projekt und präsentier­en es.“Die Windsfeld GmbH, an der die Salzburg AG mit 20 Prozent beteiligt ist, peilt einen Baubeginn 2024 an.

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