Alpenverein zieht gegen Windräder in Flachau ins Feld
Bisher gab es wenig Widerstand, jetzt schießt sich der Alpenverein auf den geplanten Windpark ein. Betreiber und Politiker sind verärgert.
FLACHAU. Zu einem „Informationsabend“lädt der Alpenverein kommende Woche in den Stadtsaal in Radstadt ein. Thema ist der geplante Windpark im Windsfeld hoch über Flachau. Zwei Redner sollen den Besuchern vermeintliche Nachteile eines möglichen Projekts näherbringen.
Alpenvereins-Landesvorsitzende Claudia Wolf bezeichnet den Standort als ungeeignet. „Die Ökosysteme auf den Bergen sind viel sensibler als im Tal.“Durch die neu zu bauende Zufahrtsstraße und die notwendige Bodenversiegelung entstünde großer Schaden an der Natur. Außerdem gebe es negative Auswirkungen für Pflanzen und Tiere. „Wir stützen uns auf die Stellungnahme der Landesumweltanwaltschaft.“Die Betreiber würden die negativen Aspekte ausblenden, darum organisiere der Alpenverein die Veranstaltung.
Marcus Scherer, Geschäftsführer der Windsfeld GmbH, zeigt sich verärgert. Der Alpenverein habe in allen Behördenverfahren Parteistellung, könne seine Einschätzungen einbringen. Dass jetzt auf diese Art Lobbying betrieben und die Stimmung negativ beeinflusst werde, habe mit
Fair Play nichts zu tun. „Wir haben angeboten, an der Veranstaltung teilzunehmen und eine Diskussion zu führen, das wurde abgelehnt. Lieber will man in Heckenschützenmanier Stimmungsmache betreiben.“
Die inhaltlichen Argumente weist Scherer zurück. „Wir haben einen renommierten unabhängigen Umweltgutachter beauftragt, der uns einen positiven Umweltbericht vorgelegt hat.“Dass es beim Bau von Windrädern gewisse Eingriffe in die Natur gebe, sei nicht zu vermeiden. „Aber in der Relation zum Nutzen ist das sicher vertretbar.“Es seien massive Ausgleichsmaßnahmen geplant, im Zuge einer Umweltverträglichkeitsprüfung würden alle Aspekte penibel bewertet. Der Windpark könnte im Endausbau rund die Hälfte der vom Land bis 2030 definierten Zielsetzung in
Sachen Windkraft abdecken.
Scherer wirft dem Alpenverein einen
Nein-Reflex vor.
„Sie sollen sagen, wie man sonst die
Energiewende
„Dieses Vorgehen hat mit Fair Play nichts zu tun.“
Marcus Scherer, Windsfeld GmbH
schaffen kann.“Claudia Wolf spricht sich für das Einsparen von Energie aus. Der zunehmende Bedarf durch mehr EAutos sei kein Argument. „Dann muss man mehr Verkehr auf die Schiene bringen.“Sie sei nicht gegen Wind- oder Solaranlagen, diese müssten aber an weniger sensiblen Stellen entstehen.
Energie-Landesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) hat kein Verständnis für den Alpenverein. „Wir brauchen dieses Projekt. Der Standort erscheint mir auf Basis der bisherigen Erkenntnisse als sehr geeignet, in Sachen Naturund Artenschutz vertraue ich auf die Objektivität des UVP-Verfahrens.“Sollte die Behörde grünes Licht geben, stehe er voll hinter dem Projekt, so Schellhorn.
In dasselbe Horn stößt Raumordnungs-Landesrat Sepp Schwaiger (ÖVP): „Alles geht in Richtung mehr Stromverbrauch, wir müssen in Sachen Windkraft den Nimbus brechen und die erste Anlage im Land errichten.“Es sei typisch für Salzburg, dass bei jedem Projekt jemand aufstehe und dagegen sei. „So ist die Energiewende nicht zu schaffen. Mir sind ein paar Kratzer in der Landschaft lieber als ein kaputtes Ökosystem.“
In Flachau gebe es kaum negative Stimmen, sagt Bgm. Thomas Oberreiter (ÖVP). Die Gemeindevertretung habe einstimmig einen positiven Grundsatzbeschluss gefasst. Der Alpenverein habe auch in seiner Gemeinde um den Saal angefragt. „Ich hätte das aber nur erlaubt, wenn sie eine offene Diskussion mit den Betreibern geführt hätten.“
Projektbetreiber Scherer sagt, er habe bisher und werde weiterhin offensiv kommunizieren und informieren. „Noch laufen die Windmessungen. Sind die Ergebnisse gut, dann erstellen wir ein konkretes Projekt und präsentieren es.“Die Windsfeld GmbH, an der die Salzburg AG mit 20 Prozent beteiligt ist, peilt einen Baubeginn 2024 an.