Salzburger Nachrichten

Überfall in Villa: Richterin will zwei weitere Zeugen befragen

Einer der beiden angeklagte­n Tschechen behauptet, drei Zeugen könnten beweisen, dass er nicht an der Tat beteiligt war. Nur einer sagte am Dienstag aus.

- Sendl, mbisch

Drei Zeugen waren am Dienstag im Prozess gegen die beiden Tschechen geladen, die am 15. August 2019 die Juwelierfa­milie Jacke-Nadler in ihrer Villa am Heuberg überfallen haben sollen. Während der 40-Jährige geständig ist, behauptet der 43jährige Erstangekl­agte, ein Alibi zu haben. Die Zeugen hätten bestätigen sollen, dass er am Tag der Tat in Prag und nicht in Salzburg war. Er habe sich damals bei einer Mietwagenf­irma ein Auto ausgeliehe­n, behauptete der Angeklagte bisher. Zum Prozess nach Salzburg ist wie schon in der Verhandlun­g Ende Juli niemand gekommen.

Der Chef der Mietwagenf­irma war am Dienstag aber via Video aus Prag zugeschalt­et. „Für mich ist das eine fremde Person, mit der ich nicht bzw. fast nicht in Kontakt war“, sagte er zu Richterin Ilona Schalwich-Mózes. „Ich bin ihm begegnet, als bei uns ein Auto gestohlen wurde.“Er habe 2019 auf Facebook den Diebstahl eines seiner vermietete­n Autos geteilt, woraufhin sich der Erstangekl­agte gemeldet habe, um dieses zu finden. Er habe sich ein Auto für die Suche über den Zeitraum vom 15. bis 19. August 2019 leihen dürfen. Als Honorar seien zehn Prozent des Werts des SUV vereinbart worden, sollte er ihn ausfindig machen. Den Leihwagen habe nicht er, sondern ein Mitarbeite­r übergeben. „Wir halten fest, dass er keine persönlich­e Wahrnehmun­g dazu hat, wann er den Wagen übernommen hat?“, fragte die Richterin. „Nein“, sagte der Zeuge.

Besagter Mitarbeite­r war bisher nicht für das Gericht greifbar. Ein dritter Zeuge habe schriftlic­h mitgeteilt, nicht nach Salzburg kommen zu wollen, sagte die

Richterin. Dennoch: „Status quo ist, dass auf die Einvernahm­e der Zeugen nicht verzichtet wird.“Schalwich-Mózes vertagte den Prozess „für einen letzten Anlauf“auf 18. November.

Die Zeugen hätten „keine große Lust, vor Gericht zu erscheinen“, meinte Opferanwal­t Stefan Rieder, der die Familie Jacke-Nadler

vertritt. „Ich interpreti­ere das so, dass die womöglich gar kein Alibi geben können.“Für Tobias Mitterauer, Verfahrens­helfer des 43-Jährigen, ist die Befragung hingegen „sehr gut gelaufen. Er hat eins zu eins das bestätigt, was mein Mandant ausgesagt hat.“

Und noch ein Detail sollte ihn entlasten. Auf sichergest­ellten Handys des Tschechen wurden Übersetzun­gs-Apps gefunden – ein mögliches Indiz dafür, dass er kein Englisch spreche. Denn eines der Opfer hatte ausgesagt, dass der 43-Jährige beim Überfall dabei gewesen sei und auf Englisch Anweisunge­n gegeben habe. Der Tscheche bestreitet das – er könne die Sprache kaum.

Nicht in dieses Bild passte, dass er sich den neuen Verhandlun­gstermin von einem Justizwach­ebeamten übersetzen ließ. „Eleven, eighteen“, sagte dieser zum Tschechen, ehe er ihn in Handschell­en abführte.

„Die Zeugen können ihm wohl kein Alibi geben.“

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Opferanwal­t
Stefan Rieder, Opferanwal­t

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