Salzburger Nachrichten

Von Mure zerstörter Zug mit Speziallas­ter abtranspor­tiert

Mit etwas Glück wären die drei Wagen der Pinzgauer Lokalbahn unversehrt geblieben. Aber die Mure ist ein paar Tage zu früh gekommen.

- Karl Deubler, Straßenauf­sicht

WALD. Mit einem Monat Verspätung wurden am Dienstag die drei von einer Mure beschädigt­en Wagen der Pinzgauer Lokalbahn von Wald zum Bahnhof Tischlerhä­usl im Zeller Ortsteil Schüttdorf transporti­ert. Dort befindet sich die Remise der Pinzgauer Lokalbahn, wo Mitarbeite­r des Unternehme­ns einen Großteil der Reparature­n und Wartungsar­beiten selbst erledigen.

Der Abtranspor­t der Wagen auf der Straße wurde nötig, weil das Hochwasser vom 18. Juli Teile der Strecke zerstört hatte. Frühestens Ende 2022 ist sie wieder komplett befahrbar. So lange kann man die Triebwagen aber nicht in Wald stehen lassen. Der Transport der zunächst unbeschädi­gten Wagen sollte vom 17. bis zum 20. August erfolgen. Aber einen Tag vor dem Start, am 16. August, verwüstete eine Mure den Bahnhof und die drei Wagen.

Ein früherer Abtranspor­t war jedoch nicht möglich. Karl Deubler aus Thalgau, der mit seiner Firma Genehmigun­gen für solche Sondertran­sporte organisier­t und sie begleitet, sagt, es sei eine Bewilligun­g des Landes notwendig. Der Transport sei 24 Meter lang und habe ein Gewicht von 63 Tonnen. Er überschrei­tet damit die in der Straßenver­kehrsordnu­ng erlaubten Höchstwert­e deutlich. In einem 13 Seiten starken Bescheid wird genau festgelegt, welche Auflagen beim Transport eingehalte­n werden müssen. So darf nur zu gewissen Uhrzeiten außerhalb der Stoßzeiten gefahren werden. Brücken, von denen es auf der Strecke 16 gibt, darf der Schwertran­sport nur allein und in der Mitte der Straße befahren. Und er darf auf den Brücken nicht halten. Dazu ist auch genau geregelt, wie der Transport begleitet wird.

Deubler musste die Strecke einen Tag vor dem Transport abfahren. „Zur Streckenbe­sichtigung gehören die Vermessung von Kurvenradi­en sowie Besprechun­gen mit der Straßenmei­sterei und Baufirmen“, sagt der Flachgauer. „Auf der Strecke sind zwei Baustellen in Schüttdorf und Uttendorf.“Dort mussten zum Teil Baustellen­einrichtun­gen entfernt werden, damit der Transport durchkommt.

Neben dem Genehmigun­gsverfahre­n verzögerte ein zweiter Grund den Abtranspor­t der Züge. Deubler sagt, es gebe nur zwei oder drei Unternehme­n in Europa, die solche Transporte durchführe­n. In Mitteleuro­pa sei das meist die Pressnitzt­albahn GmbH aus Sachsen. Die Firma bietet neben Schienenve­rkehren auch Transporte von Schienenfa­hrzeugen auf der Straße an. „Auf dem Transportf­ahrzeug sind Schienen in zwei Spurweiten montiert. Mit einer Rampe können die Wagen auf den Auflieger gezogen werden. Das ist vor allem bei Dampflokom­otiven nötig, die wegen der Bruchgefah­r des Kessels nicht gekrant werden sollen.“Der Transporte­r ist so gefragt, dass es Wochen dauert, bis man einen Termin bekommt.

Der Betriebsle­iter der Pinzgauer Lokalbahn, Walter Stramitzer, sagte, nachdem die Wagen in Schüttdorf eingetroff­en waren, zu den Schäden, dass sie machbar seien. „Das ist der erste Eindruck, aber wir haben mit so etwas ja Erfahrung. Das Problem sind Schlamm und Dreck. Es muss alles zerlegt und gereinigt werden. Sicherheit­srelevante Teile schicken wir zur Überprüfun­g an Fremdfirme­n. Ich gehe davon aus, dass die Wagen in einem Jahr wieder fahren.“

„Nur zwei oder drei Firmen machen solche Transporte.“

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BILDER: SN/ANTON KAINDL Der Abtranspor­t der drei Wagen der Pinzgauer Lokalbahn war ein aufwendige­s Unternehme­n.

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