Sie vertreten Salzburg bei den Berufs-Europameisterschaften
Bauen, programmieren, verkaufen: Sie sind die Fachkräfte, nach denen die Wirtschaft sucht. Was sie können, zeigen vier Salzburger bei den EuroSkills in Graz.
SALZBURG. Ob er nervös sei? „Das bin ich immer ein bissl“, antwortet Florian Hiebl, „aber wenn ich zu reden anfange, dann ist das in 30 Sekunden vorbei.“Für den 23-Jährigen aus Radstadt sind die Berufs-Europameisterschaften, die am Mittwoch in Graz starten, nicht die ersten Wettkämpfe als Einzelhändler. Auf seiner Liste stehen drei Junior Sales Championships, dazu die Staatsmeisterschaften – und jetzt eben die EuroSkills. Dort ist der Verkauf erstmals als Wettkampfberuf dabei. „Das ist natürlich cool“, sagt
Hiebl, der seine Ausbildung zum Sportartikelhändler im Familienbetrieb seines Onkels absolvierte. Sport Holzner betreibt sechs Geschäfte in Obertauern und zwei auf der Turracher Höhe. Der 23-Jährige erledigt mittlerweile den gesamten Einkauf für alle Filialen. Nach zwei Lehrausbildungen (Einzelhandel und Bürokaufmann) macht er jetzt neben der Arbeit noch die Matura, „Englisch und Deutsch hab ich schon“, sagt er. Der Verkauf sei eben ein vielseitiger Beruf mit vielen Aufstiegsmöglichkeiten.
Aber wie läuft ein Wettkampf im Verkauf ab? „Warenpräsentationen, Verkaufsgespräche mit Preisverhandlungen oder Reklamationen, ein Spezialprodukt verkaufen“, zählt Hiebl auf. Aber auch Kalkulationen und Lebensmittelverkostungen seien durchzuführen. Wettkampfsprache ist Englisch. Das Ziel des 23-Jährigen: „Natürlich die Goldene.“Und später irgendwann „den Betrieb des Onkels übernehmen“.
Gewinnen will auch Stefan Leymüller aus Schleedorf, er tritt bei den Stuckateuren und im Trockenausbau an. „Man hofft immer das Beste, aber ein bissl Glück brauchst schon auch“, sagt der 25-Jährige, der als einstiger Kletter-Staatsmeister schon eine sportliche Goldene daheim hängen hat. Auch für Leymüller steht bereits fest, dass er den elterlichen Betrieb mit Sitz in Palting einmal übernehmen wird. Sein bisheriger Ausbildungsweg: zuerst Holzfachschule in Hallein, dann auf zwei Jahre verkürzte Lehre und die Meisterprüfung.
Zuletzt habe ihn sein Vater als
Arbeitskraft allerdings schon etwas vermisst, erklärt der 25-Jährige. „Ich hab seit fünf Wochen nur trainiert.“Er hat einen Raum aufgebaut, verspachtelt, verputzt, auf Geschwindigkeit und Zeit Zierleisten versetzt. „Qualität wird sichtbar, wenn man schnell und genau sein kann“, sagt Leymüller. Und bei den EuroSkills noch dazu Ausdauer mitbringt. Drei Tage mit je acht Stunden werden die Wettkämpfe
„Wir haben uns viel selbst beigebracht, das ist in der Informatik oft so.“
Jonas & Konstantin, Mobile Robotics
dauern. „Schiefgehen“, sagt der Flachgauer, „kann da immer was, da musst schon voll fixiert sein.“
Bei einem Fehler nicht gleich die Nerven wegzuschmeißen haben Jonas Schernthaner aus Abtenau und Konstantin Stiborek aus Hallein verinnerlicht. „Wir haben in der Vorbereitung die ganze Zeit Fehler gemacht“, erklären die beiden 19-Jährigen. Problemlösung und logisches Denken sind Teil ihrer Arbeit. Die beiden Betriebsinformatik-Absolventen der HTL Hallein treten in Graz in Mobile Robotics an. In der Praxis heißt das: Ihr Werkzeug sind Bauteile für einen mobilen Roboter, den sie über eine Software so programmieren, dass er autonom Aufgaben erledigt. „Ein bisschen ist es wie digitales Lego Technic“, erklärt Jonas Schernthaner. Als Training für die EuroSkills haben sie einen
„Urban Roboter“gebaut: Der Roboter fährt durch eine Stadt, erkennt selbstständig Verkehrszeichen und muss bei vier Kunden jeweils drei Mistkübel mit unterschiedlichen Farben nach der richtigen Reihenfolge und getrennt mitnehmen.
Über eineinhalb Jahre haben die beiden Tennengauer im Dachboden bei den Schernthaners daheim in Abtenau trainiert. Viel Wissen über Mobile Robotics hätten sie sich „selbst beigebracht“, sagen sie. „Das ist in der Informatik oft so.“Nach dem Zivildienst beim Roten Kreuz wollen beide studieren, technische Mathematik oder Informatik. Und das Ziel in Graz? „Der zweite Platz wär super“, meinen sie. Das Team aus Russland sei in ihrem Starterfeld ein extrem starker Konkurrent. Jedenfalls wolle man am Ende sagen: „Wir haben alles gemacht, was wir konnten.“