Der „geschäftsschädigende“Rupertikirtag wurde verboten
„Der Gedanke, daß es das letztemal ist, läßt uns den Fortbestand des Unfuges im heurigen Jahre leichter ertragen“, kommentiert die Salzburger Chronik am 14. September 1894. Der Gemeinderat hatte eben erst beschlossen, dass der Rupertikirtag das letzte Mal stattfinden solle. Der Redakteur freut sich, man betrachte den Beschluss „als Wendung des Windes in unserer Gemeindestube zu Gunsten der katholischen Anschauungen und der gewerblichen Interessen“. Das Verbot entstand auf Drängen der Salzburger Kaufmannschaft, die „Geschäftsschädigung des einheimischen Handels“durch die Marktfahrer kritisierte. Auch der Kirche war das bunte Treiben rund um den Gedenktag des heiligen Rupert ein Dorn im Auge. 1856 wurde die Herbstdult, wie sie damals hieß, schon auf den Mirabellplatz verlegt, 1886 nach Schallmoos verdrängt.
Ab dem 12. Jahrhundert hatte der Kirtag rund um den Dom stattgefunden. Der 24. September war für viele Bauern kein Freudentag. Denn
Rupertitag war Zahltag. Sie reisten aus dem ganzen Land an, um in der Stadt ihre Zinsverpflichtungen zu begleichen. Es waren also viele Menschen in der Stadt. Auf die Zinspflichtigen folgten fahrende Händler und ein reges Markttreiben entwickelte sich von selbst. 1331 wurde die Herbst- oder Rupertidult erstmals in Urkunden erwähnt. Es waren die Vorläufer des heutigen Kirtags. Zu den Händlern mischten sich im Laufe der Zeit auch Schausteller: Gaukler und Zahnbrecher, Seiltänzer oder Bärentreiber. Es wurden exotische Tiere ebenso vorgeführt wie ein Flohzirkus. Hinzu kamen Skurrilitäten wie Zwergenvorstellungen. Der Salzburger Schuster Bartholomäus Lominger zeigte bereits 1727 lebensgroße Wachsfiguren.
Nach dem Verbot Ende des
19. Jahrhunderts fand die Dult noch in kleinerer Form an wechselnden Orten statt. Immer wieder gibt es jahrelange Pausen – bis zum Jahr 1977. Diesmal sind es die Salzburger Gewerbetreibenden, angeführt von Erwin Markl von der Innenstadtgenossenschaft, die den Rupertikirtag rund um den Dom wiederauferstehen lassen. Bis heute wird er als historischer Gegenpol zur Frühlingsdult auf dem Messegelände zelebriert.