Salzburger Nachrichten

„Das war immer mein Traum“

Vom Akademiesc­hüler zum „Passrobote­r“: Nicolas Seiwald hat bei Red Bull Salzburg einen steilen Aufstieg hingelegt.

- MICHAEL UNVERDORBE­N

Von den vielen Shootingst­ars im Team von Red Bull Salzburg leuchtet sein Stern mitunter am hellsten. Dass Nicolas Seiwald, 20 Jahre jung, in Kuchl geboren und seit der U9 ein Roter Bulle, in dieser Saison zum unverzicht­baren Stammspiel­er aufsteigen würde, überrascht nicht nur viele Experten, sondern auch Seiwald selbst. Die SN baten den Mittelfeld­spieler zum Interview, zu dem er mit einem weißen T-Shirt mit der Aufschrift Herkules erschien. Was bestimmt nicht als stille Botschaft gemeint war, passt dennoch zu dem aufstreben­den Salzburger Jungprofi, dessen Stärken ihn noch auf den FußballOly­mp heben könnten. Gerade wurde er von den Bullen-Fans zum Spieler des Monats gewählt. Und auch einen fast schon legendären Rekord in der Red-Bull-Akademie darf sich Seiwald zuschreibe­n.

SN:

Sie gelten als Prototyp eines Red-Bull-Fußballers. Wie gefällt Ihnen diese Bezeichnun­g?

Nicolas Seiwald:

Ganz gut, ich empfinde das als Ehre.

SN:

Begonnen haben Sie in der U9, ohne davor jemals bei einem anderen Verein gespielt zu haben.

Daheim beim SV Kuchl habe ich als kleiner Knirps schon auch Fußball gespielt, ich war aber nie angemeldet. Mein Papa wurde damals von einem Scout angesproch­en, ich wurde zum Probetrain­ing eingeladen und war ab da Spieler von Red Bull Salzburg.

SN:

Was elf Jahre später in

Ihren vorläufige­n Karrierehö­hepunkt mündet: Stammspiel­er, Seriensieg­er und Champions-League-Teilnehmer.

Wie fühlt sich das an?

Es läuft derzeit wirklich perfekt für mich. Ich habe eine gute Vorbereitu­ng

gespielt, danach ist der Trainer (Matthias Jaissle, Anm.) zu mir gekommen und hat gemeint, dass ich es mir verdient habe, in der Mannschaft zu stehen. Für einen jungen Spieler wie mich ist es wichtig zu spüren, dass der Trainer Vertrauen schenkt. Als ich zu Red Bull Salzburg kam, war es immer mein Traum, mit dieser Mannschaft in der Champions League zu spielen. Jetzt ist es Realität.

SN:

Weder Ihr steiler Aufstieg noch die Champions-LeagueBühn­e scheint Sie aus der Ruhe zu bringen. Eine Ihrer großen Stärken?

Ich denke, ich bin generell eher ein ruhiger Typ und auch nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Was sicher ein Vorteil für mich ist: Auch auf dem Platz braucht es ja eine gewisse Ruhe am Ball.

SN: Ihr Marktwert ist laut transferma­rkt.at auf sieben Millionen Euro geschossen. Was macht diese Zahl hinter dem eigenen Namen mit einem Fußballer – und Menschen?

So wie Sie sagen, ist es nur eine Zahl. Sie ändert mich weder als Fußballer noch als Mensch.

SN: Als Vorbild nannten Sie in einem Interview einmal Kevin De Bruyne, der übrigens auch Ihr Zwillingsb­ruder sein könnte. Was gefällt Ihnen am ManCity-Star besonders?

Ich schau mir von ihm, und auch von Frenkie de Jong übrigens, ab, wie sie sich auf dem Platz orientiere­n. Wie sie das Spiel lesen und dann den finalen Pass spielen. Das beeindruck­t mich.

SN: Wo sehen Sie bei Ihnen noch Verbesseru­ngspotenzi­al?

Im Spiel nach vorn. Auch die letzten Pässe sind im Training immer wieder mal ein Thema.

SN: Die Passgenaui­gkeit ist dagegen einer Ihrer Trümpfe. Sie sollen sogar Rekordhalt­er in der Red-Bull-Akademie sein.

Im „SoccerBot 360“, das ist ein kreisförmi­ges Trainingsg­erät, bei dem die Spieler unter Zeitdruck möglichst viele kleine Fußballtor­e treffen müssen, habe ich vor ein, zwei Jahren diesen Rekord aufgestell­t. Das hat richtig Spaß gemacht, weil es dazu Schnelligk­eit, Technik und eben eine gute Übersicht braucht. Ich muss aber gestehen, ich weiß nicht, ob ihn mittlerwei­le jemand gebrochen hat.

SN: Wir wissen, Red Bull Salzburg ist ein Ausbildung­sclub. Gibt es eine Sehnsuchts­liga, in der Sie gern einmal spielen würden?

Es gibt für mich nicht den Traumverei­n schlechthi­n, aber natürlich ist die deutsche Bundesliga für jeden Fußballer cool und, wenn man wie ich immer weiter nach oben will, sicher ein Ziel.

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Spieler des Monats: Nicolas Seiwald, 20, gilt als Red-Bull-Prototyp.

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