Mit Karacho den Berg hinunterradeln
Eine brave Rennradlerin entdeckt ihre Freiheit: Kim Strobls Debüt „Madison – Bikes, Boys & Berge“ist Actionkino für Kinder.
Papa (gespielt von Florian Lukas) ist Profisportler. Als Madison (Felice Ahrens) geboren wurde, gewann er gerade ein Rennen, gesehen hat er seine Tochter erst danach. Zuerst kommt bei ihm Rennradfahren, dann lang nix, und seit Madison alt genug ist, um auch zu trainieren, ist die 12-Jährige sein Ein und Alles. Doch als sie aufs Jugendtrainingscamp des Nationalverbands mitfährt, geht trotzdem alles schief – und widerwillig muss sie den Sommer bei ihrer Mama in den Tiroler Bergen verbringen, wo die Teenager mit Mountainbikes im Dreck downhill rasen: „Madison – Bikes, Boys & Berge““ist die actionreiche Geschichte einer Selbstbefreiung, und das Langfilmregiedebüt der Tirolerin Kim Strobl.
SN: Woher kam denn die Idee, als Debüt einen Kinderfilm zu machen?
Kim Strobl: Das war gar nicht mein ursprünglicher Plan. Ich wollte einfach eine Geschichte von einem mutigen Mädel erzählen, das ganz selbstverständlich in einem Bereich gut ist, in dem es sonst mehr Jungs gibt, und dann ist es immer mehr zu einer Vater-Tochter-Geschichte geworden. Ich bin dann gefragt worden, wer meine Zielgruppe sein könnte, und bin in eine Schulklasse gegangen und habe gefragt: Was interessiert euch, welche Dinge sind euch wichtig? Das war sehr hilfreich, und so ist es ein richtiger Kinderfilm geworden. Und dann hab ich mir überlegt, um was es genau geht, beim Leistungssport gibt’s ja tausend Themen.
SN: Wie sind Sie auf den Radsport gekommen, ist Ihnen das auch persönlich nahe?
Wenn es um ein Mädel in einem typischen Jungssport geht, liegt für mich privat und hobbymäßig eigentlich das Snowboarden sehr nahe, aber ich habe mir gedacht, im Winter und im Schnee zu drehen ist ein bisserl heftig. Inzwischen ist aber das Mountainbiken bei uns in Tirol schon fast wie das Skifahren, und es gibt eh nur mehr wenig
Schnee. Ich liebe Speed und Adrenalin, die Bilder dazu gefallen mir, die Musik, die Klamotten, das ist alles attraktiv. Ich habe dann den größtmöglichen Kontrast dazu gesucht, weg von der Natur, Beton, etwas Geradliniges, wo du nur nach unten schaust, das auch visuell streng ist, wie ein Sport mit Scheuklappen, und das ist das Bahnradfahren. Das Enge, Konservative, mit strengen Zöpfen und uniformen Trikots auf der einen Seite, und auf der anderen das Wilde, Dreckige, die offenen Haare – alles verändert sich durch den Sport.
SN: Die Mountainbike-Stunts im Film sind spektakulär. Hatten Sie Sorge, womöglich zu gefährliche Sprünge zu zeigen?
Im Film ist nur ein Sprung so heftig, dass ich ihn mich nie trauen würde, und ich habe erst für den Film damit begonnen. Die anderen Sachen gehen eigentlich alle. Klar hab ich den Stuntleuten gesagt: „Bedenkt, ihr fahrt in der Rolle eines Mädchens, das gerade erst anfängt, also schraubt euch zurück.“
Die Frage, ob das nicht gefährlich ist, kommt immer wieder, aber gerade wenn du schon als Kind anfängst, und die entsprechende Schutzausrüstung hast, ist das für Kinder viel leichter als für Erwachsene. Dass wir die Mountainbikeszenen hauptsächlich mit Doubles gedreht haben, war gar nicht so sehr aus Versicherungsgründen, sondern aus Zeitgründen, weil erwachsene Darstellerinnen und Darsteller viel länger arbeiten dürfen, bei Kindern sind die Arbeitszeiten sehr streng geregelt, da konnten wir keine Stunde verschwenden.
SN: Sehr schön im Film ist die Beziehung der Eltern zu ihren Kindern: Zum einen, dass da Elternschaft jenseits der Vater-Mutter-Kind-Konstellation erzählt wird, und zum anderen, dass der Tiroler Freund von Madisons Mama versteht, dass man Kindern ihre Geheimnisse lassen muss.
Das hat ein bisserl damit zu tun, wie ich mit meinem Papa aufgewachsen bin. Ich bin ja auch in den Bergen groß geworden, und wenn du da Sport machst, kriegst du automatisch ein Verantwortungsgefühl. Mir war wichtig, mit dem Film auch Eltern zu zeigen: He, lasst eure Kinder einfach einmal selber tun! Man lernt da so viel.
Natürlich kann man auch einmal hinfallen, aber man lernt seine Grenzen kennen, man bekommt Verantwortungsgefühl, man hilft sich gegenseitig. Das ist extrem wichtig. So bin ich aufgewachsen, und bis jetzt ist immer alles gut gegangen. Es ist wichtig, dass man den Kindern vertraut.
Film:
„Man lernt ja auch Grenzen kennen.“
Kim Strobl, Regisseurin