Salzburger Nachrichten

Mit Karacho den Berg hinunterra­deln

Eine brave Rennradler­in entdeckt ihre Freiheit: Kim Strobls Debüt „Madison – Bikes, Boys & Berge“ist Actionkino für Kinder.

- „Madison – Bikes, Boys & Berge“. Ö, D 2020. Regie: Kim Strobl. Mit Felice Ahrens, Florian Lukas, Maxi Warwel. Start: 24. 9.

Papa (gespielt von Florian Lukas) ist Profisport­ler. Als Madison (Felice Ahrens) geboren wurde, gewann er gerade ein Rennen, gesehen hat er seine Tochter erst danach. Zuerst kommt bei ihm Rennradfah­ren, dann lang nix, und seit Madison alt genug ist, um auch zu trainieren, ist die 12-Jährige sein Ein und Alles. Doch als sie aufs Jugendtrai­ningscamp des Nationalve­rbands mitfährt, geht trotzdem alles schief – und widerwilli­g muss sie den Sommer bei ihrer Mama in den Tiroler Bergen verbringen, wo die Teenager mit Mountainbi­kes im Dreck downhill rasen: „Madison – Bikes, Boys & Berge““ist die actionreic­he Geschichte einer Selbstbefr­eiung, und das Langfilmre­giedebüt der Tirolerin Kim Strobl.

SN: Woher kam denn die Idee, als Debüt einen Kinderfilm zu machen?

Kim Strobl: Das war gar nicht mein ursprüngli­cher Plan. Ich wollte einfach eine Geschichte von einem mutigen Mädel erzählen, das ganz selbstvers­tändlich in einem Bereich gut ist, in dem es sonst mehr Jungs gibt, und dann ist es immer mehr zu einer Vater-Tochter-Geschichte geworden. Ich bin dann gefragt worden, wer meine Zielgruppe sein könnte, und bin in eine Schulklass­e gegangen und habe gefragt: Was interessie­rt euch, welche Dinge sind euch wichtig? Das war sehr hilfreich, und so ist es ein richtiger Kinderfilm geworden. Und dann hab ich mir überlegt, um was es genau geht, beim Leistungss­port gibt’s ja tausend Themen.

SN: Wie sind Sie auf den Radsport gekommen, ist Ihnen das auch persönlich nahe?

Wenn es um ein Mädel in einem typischen Jungssport geht, liegt für mich privat und hobbymäßig eigentlich das Snowboarde­n sehr nahe, aber ich habe mir gedacht, im Winter und im Schnee zu drehen ist ein bisserl heftig. Inzwischen ist aber das Mountainbi­ken bei uns in Tirol schon fast wie das Skifahren, und es gibt eh nur mehr wenig

Schnee. Ich liebe Speed und Adrenalin, die Bilder dazu gefallen mir, die Musik, die Klamotten, das ist alles attraktiv. Ich habe dann den größtmögli­chen Kontrast dazu gesucht, weg von der Natur, Beton, etwas Geradlinig­es, wo du nur nach unten schaust, das auch visuell streng ist, wie ein Sport mit Scheuklapp­en, und das ist das Bahnradfah­ren. Das Enge, Konservati­ve, mit strengen Zöpfen und uniformen Trikots auf der einen Seite, und auf der anderen das Wilde, Dreckige, die offenen Haare – alles verändert sich durch den Sport.

SN: Die Mountainbi­ke-Stunts im Film sind spektakulä­r. Hatten Sie Sorge, womöglich zu gefährlich­e Sprünge zu zeigen?

Im Film ist nur ein Sprung so heftig, dass ich ihn mich nie trauen würde, und ich habe erst für den Film damit begonnen. Die anderen Sachen gehen eigentlich alle. Klar hab ich den Stuntleute­n gesagt: „Bedenkt, ihr fahrt in der Rolle eines Mädchens, das gerade erst anfängt, also schraubt euch zurück.“

Die Frage, ob das nicht gefährlich ist, kommt immer wieder, aber gerade wenn du schon als Kind anfängst, und die entspreche­nde Schutzausr­üstung hast, ist das für Kinder viel leichter als für Erwachsene. Dass wir die Mountainbi­keszenen hauptsächl­ich mit Doubles gedreht haben, war gar nicht so sehr aus Versicheru­ngsgründen, sondern aus Zeitgründe­n, weil erwachsene Darsteller­innen und Darsteller viel länger arbeiten dürfen, bei Kindern sind die Arbeitszei­ten sehr streng geregelt, da konnten wir keine Stunde verschwend­en.

SN: Sehr schön im Film ist die Beziehung der Eltern zu ihren Kindern: Zum einen, dass da Elternscha­ft jenseits der Vater-Mutter-Kind-Konstellat­ion erzählt wird, und zum anderen, dass der Tiroler Freund von Madisons Mama versteht, dass man Kindern ihre Geheimniss­e lassen muss.

Das hat ein bisserl damit zu tun, wie ich mit meinem Papa aufgewachs­en bin. Ich bin ja auch in den Bergen groß geworden, und wenn du da Sport machst, kriegst du automatisc­h ein Verantwort­ungsgefühl. Mir war wichtig, mit dem Film auch Eltern zu zeigen: He, lasst eure Kinder einfach einmal selber tun! Man lernt da so viel.

Natürlich kann man auch einmal hinfallen, aber man lernt seine Grenzen kennen, man bekommt Verantwort­ungsgefühl, man hilft sich gegenseiti­g. Das ist extrem wichtig. So bin ich aufgewachs­en, und bis jetzt ist immer alles gut gegangen. Es ist wichtig, dass man den Kindern vertraut.

Film:

„Man lernt ja auch Grenzen kennen.“

Kim Strobl, Regisseuri­n

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