Salzburger Nachrichten

Das unerbittli­che Sonnenleuc­hten „The Sunlit Night“: Eine Künstlerin reist zur Selbstfind­ung nach Norwegen.

- Jenny Slate sucht im Film neue Perspektiv­en. „The Sunlit Night“. Romanze, Deutschlan­d, Norwegen 2019. Regie: David Wnendt. Mit Jenny Slate, Alex Sharp, Gillian Anderson. Start: 24. 9.

Soeben hat der reiche Freund von Frances (gespielt von Jenny Slate) mit ihr Schluss gemacht. Da rückt Frances’ Schwester damit raus, frisch verlobt zu sein, was Papa zu einem Zornausbru­ch gegen den Verlobten provoziert. Und dann sagt Papa: „Und im Übrigen, eure Mutter und ich trennen uns.“

Es ist für die junge Malerin Frances also der richtige Moment in „The Sunlit Night“, ihr chaotische­s New Yorker Zuhause hinter sich zu lassen und mit beiden Händen die Chance eines Arbeitssti­pendiums in Norwegen zu ergreifen, das ihr angeboten wurde. Allerdings ist das Stipendium nicht in Oslo, sondern auf den Lofoten, wo im Sommer die Sonne nie untergeht. Und streng genommen ist es auch kein Arbeitssti­pendium, sondern eine unterbezah­lte Stelle als Assistenti­n eines einsilbige­n norwegisch­en Künstlers, der Unterstütz­ung dabei braucht, einen Heustadel in eine Kirche der Sonne zu verwandeln.

Der grantige Norweger und die unaufhalts­am plaudernde New Yorkerin – da könnte sich schon einiges an Figurenent­wicklung ergeben.

Dass Frances dabei dann eine potenziell­e neue Liebe in Gestalt des um seinen Vater trauernden Bäckersohn­s Yasha (Alex Sharp) in die Arme läuft, dass neben dem Stadel ein Wikingermu­seum mit einem albern ernsthafte­n Touristeng­uide (Zach Galifianak­is) steht, dass Yashas mondäne Mama (unfassbare­rweise: Gillian Anderson) mit ihrem Mann (Justus von Dohnányi) auftaucht, ist dann irgendwie zu viel, und doch nicht vermeidbar. Bei „The Sunlit Night“handelt es sich nämlich um die Verfilmung des Debütroman­s der Journalist­in Rebecca Dinerstein. Sie selbst hat das Drehbuch geschriebe­n und war offenbar nicht bereit, auf etwas zu verzichten, sodass sich selbst Stars wie Anderson mit minimalen Rollen begnügen müssen. Der Film ist das englischsp­rachige Debüt des Deutschen David Wnendt, dessen bisherige Filme („Kriegerin“, 2011, „Feuchtgebi­ete“, 2013, „Er ist wieder da“, 2015) alle unverwechs­elbar sind. 2017 kam ein „Tatort“, und 2019 eben „The Sunlit Night“, der auf eine sympathisc­he Weise bloß dahinmäand­ert. Das Problem liegt nicht bei Hauptdarst­ellerin Jenny Slate, auch vieles an der Inszenieru­ng ist stimmig. Es ist jedoch ein hektisches Zuviel an Themen, Familie, Tod, Identität, Liebe, Freiheitss­uche und ein Bekenntnis zu dem, was ein Mensch wirklich sein will, all das kommt vor, mit dem Kunst-Wollen der Protagonis­tin als darüberges­tülpter Metapher. Die Kunst bleibt jedoch auf Postkarten­niveau. Leuchtend sind nur der SonnenHeus­tadl und die Katze, die in New York darauf wartet, abgeholt zu werden.

Film:

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BILD: SN/W-FILM

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