Pongauer Köchin erhält Jobangebote aus aller Welt
Ursprünglich wollte sie Floristin werden. Jetzt ist Heidi Aichhorn eine der jüngsten Küchenmeisterinnen, die es in Österreich je gab.
Noch steht der Titel „Mst.in“nicht auf ihrer Visitenkarte, aber es ist nur mehr eine Frage der Zeit. Heidi Aichhorn ist eine von nur sechs Absolventinnen des ersten Meisterkurses für Köche auf NQR-VI-Niveau. Was sperrig klingt, bedeutet, dass der Abschluss dem eines Bachelors gleichgestellt ist. Und: Mit 23 Jahren ist Heidi Aichhorn nicht nur eine der jüngsten Küchenmeisterinnen, die es je in Österreich gegeben hat, sondern sie ist auch die einzige von sechs erfolgreichen Absolventen in Salzburg, die die Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen hat. 18 hatten den Kurs mit ihr begonnen, zwölf waren zur Abschlussprüfung angetreten.
„Jetzt könnte ich arbeiten, wo ich will“, sagt sie. Denn mit dem Küchenmeister-Abschluss trudelten Angebote aus Top-Häusern in Portugal, Spanien, Paris und Kairo ein. Auch Anfragen aus den USA und aus Australien haben die junge Fachkraft erreicht. Aber die gebürtige St. Johannerin bleibt ihrem Arbeitgeber, dem Fünf-Sterne-Hotel Moar Gut in Großarl, treu. Obwohl es sie irgendwann schon in die weite Welt ziehen werde, sagt die frischgebackene Küchenmeisterin, die auch eine Ausbildung zur Ernährungstrainerin abgeschlossen hat.
Dass sie unter den Köchen hervorsticht, zeigte Heidi Aichhorn schon während ihrer Lehrzeit bei Küchenmeister Alexander Forbes im Hotel Berghof in St. JohannAlpendorf. Im dritten Lehrjahr erkochte sie bei den Staatsmeisterschaften des Lehrlingswettbewerbs die Goldmedaille. Dabei war Köchin ursprünglich nicht ihr Traumberuf. Sie wollte etwas Kreatives machen und dachte an eine Lehre zur Floristin. Weil sie aber keine passende Lehrstelle fand, verschlug es sie nach dem ersten Schnuppern in die Gastronomie. „Meine Mama war zuerst ganz dagegen, wegen des Tons und des Stresses, die in einer Küche herrschen.“Doch die junge Frau ließ sich nicht abbringen. Die Lehrzeit habe Höhen und
Tiefen gebracht, und sie wollte auch schon einmal alles hinschmeißen. Aber sie hat es durchgezogen und nebenher auch noch die Matura gemacht. Am professionellen Kochen fasziniert sie die unglaubliche Kreativität, die man dabei ausleben könne. „Aus einem Apfel kann ich zehn verschiedene Texturen herausarbeiten.“Besonders gefordert war ihre Fantasie, aber auch ihr handwerkliches Können im Küchenmeisterkurs. In ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit der Frage, wie man Kinder dazu motiviert, gesund zu essen. Ihr siebengängiges Signature-Menü für die Abschlussprüfung widmete sie dem Leonhardsweg, der vom Salzburger Dom bis nach Tamsweg führt. Für die Orte auf der Strecke kreierte sie eigene Gerichte. So gab es etwa in St. Koloman eine im Heunesterl
geräucherte Taugler Forelle mit einem falschen Stein, marinierter Rona und rotem Quinoa. Zu Schwarzbeernocken mit Fichtenwipferleis, Heumilchjoghurtmousse und Schokoerde ließ sie sich in Tamsweg inspirieren.
Dass der Beruf des Kochs ein schlechtes Image habe, liege auch daran, dass medial häufig der damit verbundene Stress und die Arbeitszeiten im Vordergrund stünden. „Ja, wir arbeiten, wenn andere freihaben. Dafür kann ich mich jeden Tag am Nachmittag, wenn ich vier Stunden Pause habe, an den Hotelpool legen, wandern oder dann im Winter Ski fahren gehen. Sogar reiten könnte ich im zum Hotel gehörenden Reitbetrieb. Ich finde das cool.“Sie selbst habe zu 100 Prozent Spaß am Kochen, weil sie dabei ihre eigenen Ideen einbringen könne und die Teamarbeit in der Küche funktioniere. Jungen Menschen, die sich für eine Lehre als Koch interessieren, empfiehlt sie, in mehrere Betriebe hineinzuschnuppern. „Ich selbst habe auch Küchen gesehen, in denen ich nicht arbeiten könnte.“
„Je mehr Sterne ein Hotel hat, desto interessantere Zutaten in der Küche.“