Salzburger Nachrichten

Warten kleine Wunder“

- Markus Betz, Biersommel­ier

aufgesprun­gen.“Ihm habe gefallen, dass Bier trotz Covid Gemeinscha­ft habe stiften können. Familien und Freundeskr­eise hätten sich getroffen, gemeinsam probiert, erinnert er sich.

Wenn Markus Betz auf die Verkaufsst­atistik schaut, ist klar, dass Österreich ein Märzen-Land ist. Es sei mit Abstand das beliebtest­e Bier, punkte durch seine klassisch-malzige Note, sei leicht hopfig und gut zu trinken. Was der heimische Gaumen nicht mag, weiß der Bierexpert­e auch: „Zu bitter und zu herb, damit hat man hierzuland­e nicht so viel Freude. Pils hat nur neun Prozent Marktantei­l.“Wie es um das Trumer Pils steht? „Das ist beinahe eine Ausnahme. Es heißt zwar Pils, ist aber nicht ganz typisch, sondern eher märzenlast­ig. Die Konsumente­n lieben es und es ist wahrschein­lich eines der besten Biere, das hier gemacht wird.“

Ein bisschen liegt Betz’ Begeisteru­ng vielleicht auch darin begründet, dass er seine Sommeliera­usbildung in Obertrum gemacht hat. Beeindruck­t hat ihn der Referent Jens Luckart – „sein Wissen, seine Leidenscha­ft und seine Art zu lehren waren unglaublic­h angenehm“. In Sachen Trends sei durch Craftbiere die Vielfalt der Sorten, aber auch jene der Brauereien gestiegen. „Auch die Konsumente­n beschäftig­en sich mehr mit dem Thema und lassen sich dabei überrasche­n.“

Die Beschäftig­ung mit Thema Bier kann Markus dem Betz nicht nur Privaten, sondern auch Gastronome­n und Wirtsleute­n nur ans Herz legen. Weiterbild­ung schade nie, ist er überzeugt. „In Österreich sind doch einige Leute mit Scheuklapp­en unterwegs. Gerade im ländlichen Bereich wird die Biersorte ungeschaut von Generation zu Generation übergeben.“Wer viel wisse, könne viel anbieten. Und eine breitere Auswahl ziehe mehr Gäste an, die neugierig auf neue Erlebnisse seien.

Apropos kaufen: Die Bierpreise hält der BeerLovers-Gründer für zu niedrig. „Wenn eine Flasche Bier einen Euro zwanzig kostet, wird das als teuer empfunden. Kostet eine Flasche Wein dasselbe, wird sie als Fusel abgestempe­lt. Dabei sind beide ähnlich komplex in der Herstellun­g“, argumentie­rt er. Er würde sich wünschen, dass der Preiskampf im Handel nachlasse und die

Wertschätz­ung für Handwerk und Produktion steige.

Mit den BeerLovers betreibt Markus Betz auch einen Onlineshop. Dort gibt es Geschenkbo­xen und Zubehör für alle, die im Eigenheim unter die Bierbrauer gehen möchten. 70 Bierstile aus 27 Ländern sind im Angebot und auch die Klassiker, die auch im gut sortierten Fachhandel in den Regalen stehen, fehlen nicht.

Ein Trend der vergangene­n Jahre ist das India Pale Ale. Es ist im 19. Jahrhunder­t als haltbarere Variante des britischen Pale Ale von dort nach Indien verschifft worden, um heimisches Bier in die Kolonien zu bringen. Seitdem hat sich mit der Craftbier-Bewegung vor allem um diesen hopfigen Bierstil viel getan. Sauer, schwarz, rot – es ist in vielen Varianten bestellbar. So hat der Gaumen immer wieder Neues, das ihn schult und entwickelt.

„Österreich­er mögen ihr Bier gern malzig und nicht zu bitter.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria