Was tun gegen den Pflegenotstand?
Als ich vor rund 20 Jahren als Quereinsteigerin den Pflegeberuf erlernt habe, war bereits vom drohenden Pflegenotstand die Rede. Nun ist er als klassisches Versagen der Politik Realität! Es ist zwar löblich, wenn die Ausbildungsmöglichkeiten an der Fachhochschulen verbessert werden, aber das löst das Problem nicht, weil es im Pflegeberuf nicht nur akademisch ausgebildeter Kräfte bedarf. Zum Pflegeberuf bedarf es neben einer – großteils schon gegebenen – adäquaten Entlohnung eines besonderen Maßes an Empathie für die zu Pflegenden, und die lernt man eher in der täglichen Arbeit als in einer stark theoretischen Fachausbildung. Verstärkt wird die Situation
durch das Auslaufen der Ausbildung der klassischen „Diplomschwester“(ohne Matura) und damit durch ein Fehlen an Kompetenz und Kapazität in der täglichen Arbeit, weil viele Aufgaben Pflegeassistenten/-innen nicht erledigen dürfen.
Eine qualitätsvolle Pflege bedarf letztlich auch einer guten Mischung aus jungem und erfahrenem Personal.
Viele Frauen steigen nach der Kindererziehung wieder in das Berufsleben ein. Der Pflegeberuf ermöglicht eine wertvolle Tätigkeit im Bereich Pflegeassistenz, mangels Matura wird aber die berufliche Weiterentwicklung beschränkt. Wichtig ist auch, diese Berufseinsteiger während der Praktika voll zu entlohnen, zumal sie ja gute Arbeit leisten. Ich appelliere daher an die Verantwortlichen, nicht nur im Teich der Jungen zu fischen, sondern auch im
See der Um- und Wiedereinsteiger/-innen! Nur so wird sich der immer stärker werdende Bedarf an Pflegepersonal in den verschiedenen Einrichtungen decken lassen, ohne dass Betten in Krankenhäusern und Altenheimen mangels Personals geschlossen sind bzw. Personal in der Tagesbetreuung und Hauskrankenpflege fehlt.
Damit die Jungen und Altgedienten in diesen fordernden Berufen bleiben, bedarf es auch einer ausreichenden Motivation der Beschäftigten und einer gerechten Verteilung der Arbeit, weil (Personalschlüssel adäquat der Ausbildung) ansonsten Leistungsträger demotiviert das Handtuch werfen und viel Ausbildungsgeld und -energie der Pflege auf Dauer verloren gehen.
Sylvia Schlager,