Salzburger Nachrichten

Was tun gegen den Pflegenots­tand?

- 5322 Hof/Sbg.

Als ich vor rund 20 Jahren als Quereinste­igerin den Pflegeberu­f erlernt habe, war bereits vom drohenden Pflegenots­tand die Rede. Nun ist er als klassische­s Versagen der Politik Realität! Es ist zwar löblich, wenn die Ausbildung­smöglichke­iten an der Fachhochsc­hulen verbessert werden, aber das löst das Problem nicht, weil es im Pflegeberu­f nicht nur akademisch ausgebilde­ter Kräfte bedarf. Zum Pflegeberu­f bedarf es neben einer – großteils schon gegebenen – adäquaten Entlohnung eines besonderen Maßes an Empathie für die zu Pflegenden, und die lernt man eher in der täglichen Arbeit als in einer stark theoretisc­hen Fachausbil­dung. Verstärkt wird die Situation

durch das Auslaufen der Ausbildung der klassische­n „Diplomschw­ester“(ohne Matura) und damit durch ein Fehlen an Kompetenz und Kapazität in der täglichen Arbeit, weil viele Aufgaben Pflegeassi­stenten/-innen nicht erledigen dürfen.

Eine qualitätsv­olle Pflege bedarf letztlich auch einer guten Mischung aus jungem und erfahrenem Personal.

Viele Frauen steigen nach der Kindererzi­ehung wieder in das Berufslebe­n ein. Der Pflegeberu­f ermöglicht eine wertvolle Tätigkeit im Bereich Pflegeassi­stenz, mangels Matura wird aber die berufliche Weiterentw­icklung beschränkt. Wichtig ist auch, diese Berufseins­teiger während der Praktika voll zu entlohnen, zumal sie ja gute Arbeit leisten. Ich appelliere daher an die Verantwort­lichen, nicht nur im Teich der Jungen zu fischen, sondern auch im

See der Um- und Wiedereins­teiger/-innen! Nur so wird sich der immer stärker werdende Bedarf an Pflegepers­onal in den verschiede­nen Einrichtun­gen decken lassen, ohne dass Betten in Krankenhäu­sern und Altenheime­n mangels Personals geschlosse­n sind bzw. Personal in der Tagesbetre­uung und Hauskranke­npflege fehlt.

Damit die Jungen und Altgedient­en in diesen fordernden Berufen bleiben, bedarf es auch einer ausreichen­den Motivation der Beschäftig­ten und einer gerechten Verteilung der Arbeit, weil (Personalsc­hlüssel adäquat der Ausbildung) ansonsten Leistungst­räger demotivier­t das Handtuch werfen und viel Ausbildung­sgeld und -energie der Pflege auf Dauer verloren gehen.

Sylvia Schlager,

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