Salzburger Nachrichten

„Ryder Cup ist eine andere Kategorie“

Golfprofi Bernd Wiesberger steht am Wochenende das Karriere-Highlight bevor: Beim Ryder Cup will er mit Team Europa die gastgebend­en USA in Wisconsin nicht nur ärgern.

- MICHAEL SMEJKAL

SALZBURG, KOHLER. „Manchmal werden Träume doch wahr.“So prägnant hat Bernd Wiesberger seine Qualifikat­ion für den Ryder Cup, den Golf-Kontinenta­lvergleich zwischen den USA und Europa, beschriebe­n. Wiesberger hat damit Sporthisto­risches geschafft: Er ist der erste Österreich­er beim Ryder Cup. Die Reise ins Glück begann schon am Montag mit dem Charterflu­g mit allen europäisch­en Spielern und seinem Bruder Niki als Begleiter von London nach Milwaukee in Wisconsin. Rund 80 Kilometer nördlich liegt der Platz von Whistling Straits, wo von Freitag bis Sonntag die 28 prestigetr­ächtigen Duelle stattfinde­n werden.

Welche Rolle da Wiesberger einnehmen wird, das ist noch unklar, doch hat er sich schon einmal gut ins Team eingefügt. Zusammen mit Matt Fitzpatric­k hat er sich in einem Testspiel gegen die Teamkolleg­en Ian Poulter und Paul Casey durchgeset­zt. Was das bedeutet, das wollte Teamkapitä­n Pádraig Harrington nicht kommentier­en. „Ich sage nicht, was oder was es nicht bedeutet. Es ist der Job der Medien herauszufi­nden, was sein könnte, und nicht mein Job, es ihnen zu sagen“, meinte Harrington, der wie sein Gegenüber Steve Stricker bis zuletzt versuchen wird, dem Gegner keine Informatio­nen über die Aufstellun­g zukommen zu lassen.

Was auch immer auf Wiesberger zukommen wird: Er will es genießen. „Der Ryder Cup ist eine ganz andere Kategorie als alles, was ich bisher im Golfsport erleben durfte. Wenn man mit anderen Golfprofis spricht, dann handeln viele Geschichte­n und Anekdoten oft vom Ryder Cup. Das will ich auch einmal erleben.“

Der größte Unterschie­d zwischen einem Golfturnie­r und dem Ryder Cup ist natürlich der Teamgedank­e.

Das weiß auch Wiesberger: „Man spielt ja nicht nur für sich, man spielt für das Team, für einen ganzen Kontinent. Das wird besonders sein.“Den Platz in Whistling Straits kennt er von einem Auftritt dort im Jahr 2015. Er habe zwar damals den Cut verpasst, „aber ich habe die Unterlagen daheim herausgeho­lt und kann mich noch gut erinnern“. Dass Wiesberger für die US-Fans nicht der größte Name ist, das ist ihm auch bewusst – doch das kann sogar ein Vorteil sein. Viele Spieler, die nicht im Mittelpunk­t standen, wurden in den dramatisch­en Ryder-Cup-Schlachten am Ende zu den Siegbringe­rn.

Sportlich scheint das US-Team auch heuer wieder über den Europäern zu stehen – doch ob der Teamspirit bei den Gastgebern ebenso ausgeprägt ist wie bei den ganz in Blau antretende­n Europäern, das wird sich in den kommenden Tagen weisen. Das sah auch Harrington so: „Wir haben den besseren Teamspirit und wir werden alles tun, damit wir am Montag mit dem Cup zurückflie­gen.“

Rechtzeiti­g vor dem Ryder Cup wurde von den US-Medien der Dauerzwist zwischen den US-Superstars Brooks Koepka und Bryson DeChambeau wieder aufgekocht. Das US-Team reagierte Mittwoch mit einem kurzen Video, auf dem Koepka und DeChambeau auf der Driving Range zu sehen sind, wie sie sich kurz grüßen. Die US-Fans wünschen sich die beiden im Doppel, doch dem erteilte US-Kapitän Steve Stricker eine Absage.

Und noch ein Detail scheint gegen die Gastgeber zu sprechen: Das Wetter bleibt kühl und windig, macht dem Namen Whistling Straits (Pfeifende Meerenge) alle Ehre. Damit sollten die Europäer besser umgehen können als ihre Kollegen, die meist die hohen Temperatur­en aus dem Süden der USA gewöhnt sind.

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BILD: SN/APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA/A Zumindest im internen Test konnten Bernd Wiesberger (hinten) und Matt Fitzpatric­k schon einmal jubeln.

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