Salzburger Nachrichten

Klimaschut­z ist keine Frage der Ideologie

Fridays for Future starten wieder durch. Etwas Besseres kann dem Planeten Erde und seinen Bewohnern nicht passieren.

- Martin Stricker MARTIN.STRICKER@SN.AT

Die UNO tagt. Klimaschut­z ist eine der großen Fragen. Im November steht die nächste große Konferenz der Vereinten Nationen bevor. Die Staaten der Welt sollen ihre Verspreche­n für die Verringeru­ng der Treibhausg­ase nachschärf­en. Was auf dem Tisch liegt, reicht bei Weitem nicht, um die brandgefäh­rliche Erhitzung der Erde einzubrems­en.

In Brüssel laufen die Fachgesprä­che zur Umsetzung des „Fit for 55“-Programms. Bis 2030 sollen die Emissionen um 55 Prozent sinken. Bis 2050 müssen sie auf beinahe null stehen. So will es ein EU-Gesetz, dem alle zugestimmt haben. Der Umbau in eine karbonfrei­e Wirtschaft ist eine Herkulesau­fgabe, vor allem, weil sie viel zu spät angegangen wird. Es bleibt nur noch wenig Zeit. Dürren, Brände, Hochwasser werden immer katastroph­aler und immer teurer.

In Ländern wie Dänemark ist Klimaschut­z politische­s Programm. In Ländern wie Österreich ist ernsthafte­r Klimaschut­z nach wie vor ein Fremdwort. Ein bundesweit­es billiges Öffi-Ticket scheitert bislang an Wien, Niederöste­rreich und dem Burgenland, die eine grüne Klimaminis­terin nicht zu groß werden lassen wollen. Als wäre Klimaschut­z eine Frage der Ideologie und nicht des Überlebens.

Sebastian Kurz, der Regierungs­chef, schwärmt inzwischen lieber von Wasserstof­f, der dereinst wie

Manna vom Himmel kommt. In der Wirtschaft­skammer erklären behäbige Funktionär­e auf Punkt und Beistrich, wie Klimaschut­z nicht geht, nicht gehen kann und warum. Und selbstzufr­iedene Städte wie Salzburg bauen allen Ernstes eine riesige Autogarage mitten in ihrer Altstadt aus. Keine Öffi-Offensive, keine zusätzlich­en Fahrradspu­ren, keine mutigen Tempolimit­s wie in so vielen anderen Städten, nichts. Doch selbst Salzburg wird aufwachen müssen.

Fridays for Future leisten dazu einen Beitrag. Die jungen Leute nehmen ihre Demonstrat­ionen wieder auf, national und internatio­nal. Ohne ihre Proteste und vor allem ihr Wahlverhal­ten gäbe es nicht in wenigstens sechs Bundesländ­ern ab Oktober das 1-2-3Ticket, wäre Klimaschut­z auf EU-Ebene immer noch ein Thema von Sonntagsre­den.

Und immer mehr Firmenchef­s tun sich schwer, den Kindern zu Hause am Frühstücks­tisch zu erklären, warum sie es für nötig halten, ihnen die Zukunft zu verhageln.

Fridays for Future haben viel in Bewegung gesetzt. Aber die Klimawende verläuft zu langsam, viel zu langsam. Fridays for Future haben recht.

Nach wie vor.

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