Salzburger Nachrichten

Pensionist­en abgezockt

Die Betrugsatt­acken auf ältere Personen nehmen kein Ende. In Graz wurde etwa ein 83-Jähriger mit der „Tech Support Scam“-Masche um Tausende Euro erleichter­t.

- SN, APA

Die Serie von Trickbetrü­gereien gegen ältere Personen reißt nicht ab. Am Mittwoch wurde ein Grazer (83) Opfer von Kriminelle­n, die bei einem von ihm ermöglicht­en Zugriff auf seinen PC Tausende Euro von seinem Konto abgebucht hatten. Bei dieser „Tech Support Scam“genannten Masche verschaffe­n sich angebliche IT-Mitarbeite­r Zugriff auf den Rechner. In der Steiermark wurden zuletzt mehrere solche Betrügerei­en angezeigt, wie die Landespoli­zeidirekti­on am Donnerstag mitteilte.

Der Pensionist hatte am Mittwochna­chmittag einen Telefonanr­uf von einem angebliche­n Mitarbeite­r einer Softwarefi­rma erhalten. Der Anrufer sagte ihm, auf dem PC seien Viren festgestel­lt worden.

Er solle nun einen Fernzugrif­f auf seinen Computer erlauben. Haben die Täter erst einen derartigen Zugriff auf den Computer, können alle Daten eingesehen und unter Umständen Schadsoftw­are installier­t werden, wie ein Polizist sagte. Vom Bankkonto des 83-Jährigen wurden dann auch umgehend mehrere Tausend Euro abgebucht.

Die Kriminalpo­lizei rät: Softwareko­nzerne schicken nach eigenen Angaben unaufgefor­dert keine E-Mails an Kunden. Auch fordern deren Mitarbeite­r niemals per Telefonanr­uf oder Sicherheit­shinweis am PC persönlich­e oder finanziell­e Daten an. Wenn man einen Anruf von einem vermeintli­chen Supportmit­arbeiter erhalte, solle man das Gespräch beenden.

Ein weiterer Fall von Telefonbet­rügerei ist am Grazer Landesgeri­cht verhandelt worden. Und zwar der Fall einer Frau (91), die im Mai 2020 Opfer eines Telefonbet­rugs geworden war. Der Täter (31) bekannte sich schuldig. Als Motiv gab er Geldproble­me an. Er wurde zu elf Monaten unbedingte­r Freiheitss­trafe verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräf­tig.

Zu Beginn erklärte der Vater von zwei Kindern, Geld für „Familie, Spielzeug, Urlaub“gebraucht zu haben. Sein Einkommen gab er mit 9000 Euro brutto an. Trotzdem sitzt der Bosnier derzeit in Haft, weil er 30.000 Euro Parkstrafe­n nicht bezahlt hat. Der Mann spielte der Pensionist­in am Telefon vor, dass ihr Sohn eine lebensnotw­endige ärztliche Behandlung benötigen würde. Sie sollte dafür bezahlen und das Geld im Postfach ablegen. So konnte der Täter insgesamt 6500 Euro von der 91-Jährigen erbeuten. Ein zweiter Betrugsver­such des Mannes einen Tag später missglückt­e dank einer aufmerksam­en Bankmitarb­eiterin. Hier wollte der Mann eine Summe von 8200 Euro einfordern. Das Opfer, das den Fall vor der Polizei noch ausführlic­h geschilder­t hat, war mittlerwei­le nicht mehr fähig, an der Verhandlun­g teilzunehm­en, und wurde vom Sohn vertreten. Die von der Pensionist­in erbeuteten 6500 Euro müssen nun vom Bosnier aufgebrach­t werden. „Das ist sehr schäbig, eine 91-Jährige auszunehme­n“, meinte die Richterin abschließe­nd.

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