Langzeitarbeitslosigkeit im Ansatz bekämpfen
WIEN. Die Pandemie hat dem Arbeitsmarkt stark zugesetzt, aber es gibt deutliche Signale einer Erholung. Zuletzt lag die Zahl der Arbeitslosen wieder unter dem Niveau von 2019. Einer Gruppe hat die Coronakrise aber besonders zugesetzt – den Langzeitarbeitslosen. Die Zahl derer, die seit mehr als zwölf Monaten auf Arbeitssuche sind, lag im August bei rund 128.000 Personen, um 7200 mehr als 2020. Mittlerweile ist fast die Hälfte der Arbeitslosen mehr als ein Jahr ohne Job.
Die Denkfabrik Agenda Austria hat sich auf Basis einer Sonderauswertung des AMS angesehen, wie man Langzeitarbeitslosigkeit vorbeugen könnte und was zu tun wäre, um Betroffene wieder ins Erwerbsleben zurückzuholen. Die beste präventive Wirkung hätte die ohnehin bereits intensiv diskutierte Neugestaltung des Arbeitslosengeldes, sagt Agenda-Ökonom Hanno Lorenz. Die aktuelle Nettoersatzrate von 55 Prozent sei zu niedrig und führe möglicherweise sogar dazu, dass Menschen wegen des finanziellen Drucks zu rasch eine Arbeit annehmen, die nicht ideal sei. Der Vorschlag der Agenda: Die Nettoersatzrate sollte auf 65 Prozent erhöht und 17 Wochen lang bezahlt werden. In den nächsten 18 Wochen sollte sie bei 55 Prozent liegen und danach auf 45 Prozent absinken. Damit stiege der Anreiz, rascher ins Erwerbsleben zurückzukehren. Die Reform sollte aber erst nach der Krise umgesetzt werden. Lorenz und sein Kollege Dénes Kucsera schlagen weiters vor, die Grenze für den geringfügigen Zuverdienst zu senken, damit würde es attraktiver, einen regulären Teiloder Vollzeitjob anzunehmen.
Für Langzeitarbeitslose müsse es zielgerichtete Maßnahmen geben. Um die Chancen für Ältere unter ihnen zu erhöhen, sollte das Senioritätsprinzip in Kollektivverträgen abgeschwächt und der Kündigungsschutz weiter gelockert werden. Bei Personen mit Migrationshintergrund sollte der Fokus auf dem Beseitigen sprachlicher Defizite liegen. Und für alle, die nicht Vollzeit arbeiten können, sei ein Teilzeitarbeitslosengeld überlegenswert.