In Sotschi strahlt nur der Stern
Weltmeisterteam Mercedes ist seit der Premiere der Formel 1 in der Olympiastadt von 2014 noch unbesiegt. Lewis Hamilton wittert daher die Chance, die WM-Führung zurückzuerobern.
SALZBURG, SOTSCHI. Die Formel 1 biegt schön langsam, aber sicher auf die Zielgerade der laufenden Saison ein. Knapp zwei Drittel der Rennen sind bereits absolviert und das WM-Duell zwischen Weltmeister Lewis Hamilton und seinem Herausforderer Max Verstappen ist weiterhin hart umkämpft und völlig offen. Und das durch den Unfall in Silverstone ohnehin bereits stark belastete Verhältnis zwischen den beiden Konkurrenten dürfte sich nach dem jüngsten Zwischenfall in Monza vor zwei Wochen nicht gerade verbessert haben.
„Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr keine Unfälle mehr haben werden. Wir müssen clever sein. Diese Balance kommt durch Erfahrung“, sagte Hamilton, der Kontrahent Verstappen Nervosität im WMKampf attestierte. Der 23-jährige Niederländer konterte ironisch auf die kleine Stichelei des Weltmeisters: „Ich bin so nervös, dass ich kaum schlafen kann. Diese Kommentare zeigen, dass er mich nicht kennt.“Das verspricht mächtig Zündstoff, wenn die Königsklasse des Motorsports an diesem Wochenende in Sotschi gastiert.
Trotz des desaströsen Rennens in Monza, als Hamilton statt der angepeilten 28 Punkte keinen einzigen Zähler holen konnte, ist die Laune beim 36-jährigen Briten sehr gut. Denn der amtierende Weltmeister weiß, dass er beste Chancen hat, die Olympiastadt von 2014 als WM-Führender zu verlassen. Momentan liegt der Mercedes-Pilot zwar noch fünf Punkte hinter dem niederländischen Red-Bull-Piloten, aber die Rennstrecke in Sotschi ist den Silberpfeilen auf den Leib geschneidert: Seit 2014 werden in der
Stadt am Schwarzen Meer Formel1-Rennen gefahren und jedes Mal jubelte am Ende Mercedes über den Triumph.
Hamilton ist mit vier Siegen sogar Rekordsieger auf dem Kurs. Sein größter Konkurrent für das Rennen am Sonntag befindet sich mit Teamkollege Valtteri Bottas auf der anderen Seite der Mercedes-Garage. Der 32-jährige Finne ist auf keiner anderen Strecke im Formel-1-Zirkus so erfolgreich wie in Sotschi. Bereits zwei Mal konnte Bottas gewinnen, ein weiterer Triumph blieb ihm 2018 nach einer MercedesStallorder zugunsten Hamiltons verwehrt. Darauf angesprochen, ob der scheidende Mercedes-Pilot seine Nummer eins auch in diesem Jahr vorbeilassen würde, sagte Bottas: „Ja, das würde ich tun.“Hamilton kann also weiterhin auf die Unterstützung seines Teamkollegen zählen.
Ein ähnlich kompliziertes Wochenende wie in Monza steht erneut Red Bull Racing bevor. Beim österreichischen Team geht man nicht wirklich davon aus, mit Branchenprimus Mercedes auf dessen Lieblingsstrecke auf Augenhöhe zu sein. Sergio Pérez übt sich aber dennoch in Optimismus. „Die Hoffnung ist groß. Hoffentlich können wir vor ihnen sein“, sagte der 31-jährige Mexikaner, dessen Teamkollege Verstappen mit einem Handicap in das Rennen am Sonntag startet. Der Niederländer muss nach dem Unfall mit Hamilton drei Plätze weiter hinter starten. Ob Red Bull deshalb gleich die Chance nutzt und den gesamten Motor im Heck des Boliden tauscht, ist noch unklar. Dann würde Verstappen als Letzter starten.