Salzburger Nachrichten

Österreich­s bestes Kino steht an der Salzach

Filme, die atmen dürfen. Menschen, die etwas zu erzählen haben, und sogar der Kasperl – das und vieles mehr macht Das Kino zum besten Kino Österreich­s.

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SALZBURG. „Es ist eine große Wertschätz­ung für eine Arbeit, die nach außen nicht immer so sichtbar ist“, freut sich Renate Wurm vom Filmkultur­zentrum Das Kino. Mit Beginn dieser Woche ist es offiziell: Wurm leitet das beste Kino Österreich­s.

„Für hervorrage­nde Programmar­beit“wurde die Salzburger Institutio­n ausgezeich­net. „Besonders freut uns, dass wir die Ersten sind“, sagt Wurm, denn dieser Preis für Kinoarbeit wurde heuer erstmals vom Kulturmini­sterium vergeben. „Es ist Bestätigun­g für die Arbeit und gleichzeit­ig Ansporn“, sagt Wurm, die seit 1992 in Das Kino arbeitet und seit 2017 Geschäftsf­ührerin ist.

Die Zeiten für Kinos sind – etwa wegen Corona und der wachsenden Beliebthei­t von Streamingd­iensten – nicht einfach. Umso attraktive­r muss die Programmpl­anung passieren. „Einfach nur mehr einen Film abspielen, geht sich nicht aus“, sagt Wurm. So war und ist Das Kino aber auch nicht konzipiert.

Premieren mit Filmemache­rinnen und Filmemache­rn, Originalfa­ssungen, persönlich kuratierte Reihen, Legenden der Kinogeschi­chte neben aufregende­n neuen Namen – all das sind Spielräume, die Platz haben. „Es wird immer wichtiger, sogenannte ,Events‘ zu kreieren, um Aufmerksam­keit zu erzielen.“Und seit Langem schaut auch der Kasperl regelmäßig vorbei. „Das hat viele gewundert. Aber klar ist: Da haben Kleinkinde­r den ersten Kontakt mit uns und später kommen sie und erinnern sich daran“, sagt Wurm. Später? Das verweist auch darauf, dass ein jugendlich­es Publikum immer schwerer zu erreichen ist. „Zwischen zehn und 18 verlieren wir viele an die Multiplexe.“Dann gehe es darum, sie wieder zu gewinnen. Der Weg führt dabei zwischen dem, was das Publikum sehen will, und dem, „was man aus cineastisc­her Sicht quasi zeigen muss“. Im Idealfall verbinden sich die Welten. Oder es wird daran gearbeitet, dass man sich ein dann sehr treues Publikum aufbaut. Seit Beginn von Das Kino hat sich die Lateinamer­ika-Filmwoche zu einem europaweit wichtigen Fenster für diese Filmwelt entwickelt. Belächelt wurde man in Cineastenk­reisen etwa vor 27 Jahren bei der Gründung des Bergfilmfe­stivals unter Wurms Vorgänger Michael Bilic. „Und dann war es ein Erfolg, den viele nachahmten“, sagt Wurm.

200 bis 300 Film laufen pro Jahr. Seit etwa Mitte der 90er-Jahre sind darunter auch immer mehr österreich­ische Filme. Auch die lokale Szene wird betreut. „Wir wollen da erste Anlaufstel­le sein.“Das reicht von Wolfram Paulus Mitte der 80erJahre bis zu Adrian Goiginger. Dessen Film „Die beste aller Welten“lief vom ersten Tag an erfolgreic­h und dann fast ein Jahr lang immer wieder vor vollem Haus. Andere Filme müssen sich entwickeln. „Man muss Filme auch atmen lassen“, sagt Wurm. Die Luft dafür wird dünner. Die Bedingunge­n der Branche – etwa Verleihkon­ditionen – werden härter. „Freilich brauchen wir auch immer wieder einen Blockbuste­r“, sagt Wurm. Immerhin betragen die Eigeneinna­hmen in Das Kino 76 Prozent des Budgets. Trotzdem ist es Aufgabe, auch Nischen zu besetzen.

Das Medium „Film“sei jenseits seiner Rolle als Unterhaltu­ng auch ein „Spiegelbil­d der Gesellscha­ft“. „Daher hat die Programmie­rung, für die wir ausgezeich­net wurden, nicht nur mit dem Aussuchen von Filmen zu tun“, sagt Wurm. Das Kino müsse als „Ort der Diskussion und der Auseinande­rsetzung mit wichtigen gesellscha­ftspolitis­chen Themen“leben.

„Der Preis ist Bestätigun­g und auch ein Ansporn.“

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BILD: SN/DAS KINO/PATRICK DAXENBICHL­ER Mitten in der Stadt wird ein Kulturprog­ramm geboten, das weit über das Abspielen von Filmen hinausgeht: Das Kino.
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Renate Wurm, Kinoleiter­in

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