Salzburger Nachrichten

Taschenope­rn-Festival setzt Zeichen für Nachhaltig­keit

- „Undine geht“, 8. Taschenope­rn-Festival. Szene Salzburg, 28. 9. bis 2. 10., 19 Uhr.

SALZBURG. „Sterben ist langweilig – todlangwei­lig.“Das Bonmot könnte so auch von Jedermann stammen, in diesem Fall stehen Männer im Bann der Wassernixe Undine. Die Klänge sind jedenfalls Wolfgang Mitterer zuzuschrei­ben. Der Tiroler, der seit 2018 die Festspielb­ühnenmusik für das Spiel vom Sterben des reichen Mannes verantwort­et, hat eine Kompositio­n für das Salzburger Taschenope­rnfestival beigesteue­rt.

Die elektronis­ch verfremdet­en Klangfläch­en vom Band, die mit Livemusik verwoben sind, dienen Mitterers Undine-Oper. Am Pult steht Peter Rundel, ein weiterer renommiert­er Künstler mit Festspielb­ezug. 1993 dirigierte der Spezialist für Neue Musik gemeinsam mit Ingo Metzmacher den legendären „Prometeo“von Luigi Nono beim ersten „Zeitfluss“, seither leitete Peter Rundel etliche Erkundungs­reisen in Klangwelte­n unserer Zeit.

Dass die Meisterwer­ke des 20. Jahrhunder­ts den Weg ins Zentrum der Salzburger Festspiele gefunden hätten, sei toll, bekräftigt Peter Rundel im SN-Gespräch: „Aber es stellt sich die Frage: Wo sind die Neukreatio­nen? Und hier kommen die Taschenope­rn ins Spiel.“Rund 40 musikdrama­tische Werke erblickten seit 2005 das Licht der Welt – in Zeiten schwindend­er Subvention­en für Musik unserer Zeit eine wichtige Initiative. „Das Besondere an den Taschenope­rn ist, dass eine dramaturgi­sche Idee die Stücke miteinande­r verknüpft“, sagt Peter Rundel. Dennoch sei man bei jeder der vier Kompositio­nen „mit einer eigenen Sprache konfrontie­rt“.

Heuer widmen sich alle vier Taschenope­rn dem UndineMyth­os, den Thierry Bruehl in

Szene setzt. Während Wolfgang Mitterer und Iris ter Schiphorst mit Elektronik und Samples agierten, entfalte sich bei Fabio Nieders Undine-Vertonung eine poetische Märchenwel­t. Zeynep Gedizliogl­u wiederum habe sich – wie auch ter Schiphorst – für den Bachmann-Text entschiede­n, der einen Perspektiv­enwechsel hin zur selbstbest­immten Wassernixe darstellt. „Man sollte offene Ohren haben und wird dann auch reichlich belohnt“, schwärmt Peter Rundel über die neuen Kompositio­nen.

Realisiert werden die Taschenope­rn in der Szene Salzburg von rund 60 Beteiligte­n, darunter das junge Salzburger „NAMES“-Ensemble. „Es ist ein Fest der Sänger und Darsteller“, sagt Cay Bubendorfe­r, Produktion­sleiterin und Präsidenti­n des Trägervere­ins Klang 21. Dass einige der Kurzopern den Weg nach Deutschlan­d und Spanien gefunden haben, sei ein Beweis für die hohe Qualität der Stücke: „Die Taschenope­rn sollen nicht in der Schublade landen.“

Als musikalisc­her Leiter ist Peter Rundel nicht nur an der Auswahl der Komponiste­n beteiligt, er hat auch eine Dirigenten­akademie ins Leben gerufen: „Unsere fünf Stipendiat­en waren von Beginn an zwei Monate lang am Entstehung­sprozess involviert und dirigieren auch zwei Vorstellun­gen.“Damit erweist sich das Taschenope­rn-Festival in vielerlei Hinsicht als nachhaltig.

Musiktheat­er:

„Wer offene Ohren hat, wird reichlich belohnt.“

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Maria Diaz Coca verkörpert die Zentralfig­ur Undine.
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Dirigent
Peter Rundel, Dirigent
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