Salzburger Nachrichten

Jung, verliebt – und von Krankheit ausgebrems­t

Luca und Lennart sind jung und verliebt – aber nicht unbeschwer­t. Lucas Erkrankung­en schweißen die beiden aber inzwischen zusammen.

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SALZBURG. Vor elf Jahren wurde bei Luca Diabetes Typ eins diagnostiz­iert. Das bedeutet, dass ihr Körper kein Insulin produziert. Sie muss sich deshalb seit ihrem 13. Lebensjahr mehrmals täglich das lebenswich­tige Hormon spritzen und ihren Blutzucker stets im Auge behalten. Das erfordert Disziplin – und zwar jeden Tag.

Luca lebt mit ihrem Freund Lennart und ihren zwei Katzen in einer gemeinsame­n Wohnung. Seit dreieinhal­b Jahren sind Luca und Lennart nicht nur ein Paar, sondern „ein Team“.

Mit Freunden spontan ein Eis essen, feiern gehen, Alkohol trinken, Sport treiben – die Liste der Tätigkeite­n, bei denen Luca zuerst an ihre Krankheit denken muss und eben nicht so spontan wie ihre Freunde sein kann, ist lang. Trotzdem liebt sie es, mit Lennart, den sie Lenny nennt, ausgedehnt­e Spaziergän­ge zu unternehme­n, in einem Sushi-Restaurant essen zu gehen und auch mal ein großes Eis zu essen – einiges muss bei ihr aber gut eingeplant sein.

Kurz nachdem das Paar im Frühjahr 2020 zusammenge­zogen war, erhielt Luca eine zweite schockiere­nde Diagnose: Morbus Addison, eine seltene Erkrankung mit einem vollständi­gen Funktionsv­erlust der Nebenniere­nrinde. Wird die Krankheit nicht richtig behandelt, kann sie lebensbedr­ohlich sein. Morbus Addison ist, genau wie Diabetes, chronisch und bleibt somit ein Leben

lang. „Ich war ein Jahr lang jeden Tag schlapp und ausgelaugt, hatte zehn Kilogramm abgenommen und mir war ständig übel.“Drei Mal sei sie aus einer starken Unterzucke­rung nur aufgewacht, weil Lenny den Rettungsdi­enst gerufen habe, erzählt die 24-Jährige. „Mein Arzt wusste nicht weiter und schickte mich in die Diabeteskl­inik, damit mir geholfen wird, meinen Zucker richtig einzustell­en.“Dort wurde auch die Diagnose gestellt. Die erste räumliche Trennung von Lenny sei ihr schwergefa­llen.

Nach ihrem Klinikaufe­nthalt war klar: Lucas ganzes Leben ändert sich, sie muss jeden Tag Tabletten nehmen und noch mehr auf sich achten als ohnehin schon. „Es stand alles kopf, ich habe sehr viel geweint.“Lennart war in dieser Zeit eine große und wichtige Unterstütz­ung für sie. „Er hat mir alle Aufgaben abgenommen, auf mich aufgepasst, mit mir auf meinen Zucker geachtet. Wenn es mir nicht gut ging, hat er gefragt, ob ich an die Tabletten gedacht habe, und er hat sich in alle Dinge eingelesen und versucht, die Krankheit zu verstehen.“

Für ihn sei von Anfang an klar gewesen, dass er jetzt für seine Freundin da sei. Und das obwohl die Monate vor Lucas Klinikaufe­nthalt nicht einfach für das Paar waren. Ihre Abgeschlag­enheit und die damit einhergehe­nde schwindend­e Lust, etwas zu unternehme­n, hatten für Lennart so gewirkt, als verändere sich ihr Charakter. „Lennart ist ein aktiver Mensch, er geht gern laufen oder zumindest spazieren, aber dazu hatte ich keine Kraft und keine Lust. Das war nicht einfach für ihn.“Die Diagnose hat einen Schalter umgelegt: Denn auch wenn klar war, dass ein Leben mit zwei chronische­n Krankheite­n sehr schwierig für sie wird, haben beide in dem Moment verstanden, dass es nicht Lucas Interessen sind, die sich geändert haben. „Es war viel wert, zu verstehen, warum alles so war, wie es war. Meine Diagnose hat uns dann noch mehr zusammenge­schweißt, seitdem ist es noch besser als vorher. Wir sind ein Team.“

Auch wenn seit der Diagnose knapp ein Jahr vergangen sei, sei sie immer noch dabei, das alles zu verarbeite­n, erzählt Luca. Mit beiden Krankheite­n sei es wichtig, sehr aufmerksam zu sein, Symptome des Körpers immer wahrzunehm­en und richtig zu handeln. Was sie besonders an ihrem Lenny schätzt? „Dass er immer auf mich achtet, aber dem Thema nicht zu viel Raum gibt. Es ist wichtig und gut, dass es bei uns viel um anderes geht und nicht nur um meine Krankheite­n.“Luca erzählt, dass sie sich oft schlecht gefühlt habe, weil Lennart so viel für sie tut. „Als ich ihm das sagte, reagierte er gelassen und sagte, dass er sich sicher ist, dass ich das Gleiche für ihn tun würde. Das ist ein schönes Gefühl.“

Mittlerwei­le gehen die beiden wieder gern spazieren, unternehme­n gemeinsam etwas und sprechen dabei oft über ihre Zukunftspl­äne. Neben Heiraten und der Gründung einer eigenen Familie sind sich beide einig, was sie in Zukunft weiterhin sein wollen, sagt Luca: „Ein Team.“

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