Mut zu eigenen Entscheidungen
Danke für Ihren Artikel „Es wäre höchste Zeit für einen #Frauenstreik2021“(Katharina Maier, SN v. 20. 9.):
Ich wünsche mir, dass mehr Frauen aufwachen und für ihre Rechte einstehen. Leider fehlt noch vielen Frauen der Mut dazu. Nach über 20 Jahren als Diplom-Gesundheitsund -Krankenpflegerin habe ich nun den Klinikalltag hinter mir gelassen. Ich habe alles erlebt, was man in diesem Beruf emotional erfahren kann.
Zum Beginn der Coronakrise wurde ich nach meinem kritischen Schreiben an die Pflegedirektion von meinen Vorgesetzten zu einem Gespräch eingeladen. Ich hatte mit diesem Schreiben um mehr Informationen bezüglich der Coronamaßnahmen gebeten. Außerdem machte ich darauf aufmerksam, dass so mit uns Pflegekräften nicht umgegangen werden könne. Viele meiner Kolleginnen hatten Angst vor dem damals neuen Virus und waren überfordert, weil sie in dieser Situation einfach nur funktionieren sollten. Meine Vorgesetzten fertigten mich mit den Worten ab: „Es ist zwar nett, dass Sie für Ihre Berufsgruppe vorsprechen, aber letztendlich sitzen sie allein da.“Ich habe sehr lange über diesen Satz nachgedacht. Irgendwie hatten sie recht, denn damals saß ich wirklich allein vor ihnen. Leider sind viele Frauen noch nicht mutig genug, um aufzustehen und für ihre Rechte und Bedürfnisse einzustehen.
Mit Druck und Angstmacherei aufgrund der hierarchischen Strukturen in Kliniken werden immer mehr diesen Beruf verlassen. Ich selbst habe für mich Konsequenzen aus dieser beruflichen Lage gezogen. Für mich wurde es unmöglich, unter diesen Bedingungen Menschen respektvoll zu pflegen, aber ich habe für mich eine sehr gute berufliche Alternative gefunden.
Genau das möchte ich allen Frauen mit auf den Weg geben: „Es gibt immer eine Wahl und wir entscheiden selbst!“Ich blicke deshalb hoffnungsvoll in die Zukunft, in der mutige Frauen andere Frauen motivieren und sich gegenseitig
Schreiben Sie uns! mental stärken. Irgendwann werden viele Frauen bei diesem Spiel nicht mehr mitmachen und für ihre Rechte aufstehen. Wenn wir zusammenhalten, werden wir auch etwas verändern.
Ingrid Hilmer, DiplomGesundheitsund -Krankenpflegerin, Diplom-Mentaltrainerin, Yogalehrerin,