Salzburger Nachrichten

Hier wird für 4000 Menschen gekocht

Um vier Uhr früh beginnen die ersten Arbeiten in der Küche der Landesklin­iken. Bis 17.30 Uhr ist alles wieder gereinigt und desinfizie­rt.

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SALZBURG-STADT. Man fühlt sich ein bisschen wie die geschrumpf­te Alice im Wunderland: In der Megabratpf­anne werden 1200 Portionen Gemüse pro Stunde gegart. Zweieinhal­b Stunden dauert es, bis eine Tagesratio­n von 1500 Schnitzeln durch die Backstraße gelaufen und in einer Mischung aus Raps- und Sonnenblum­enöl herausgeba­cken sind. In einer Riesenwann­e werden jährlich fünf Tonnen Knödelbrot für Servietten- und Semmelknöd­el händisch vermischt. Bis zu 8000 Essensport­ionen – vom Frühstück bis zur Nachtdiens­tjause – täglich werden in der SALK-Küche von Raimund Piberger und seinen 138 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn zubereitet. Versorgt werden Patienten und Mitarbeite­r des Krankenhau­ses, die Kantinen des Landes und zwei hauseigene sowie externe Kindergärt­en. Für Patienten wird das Essen nach der Cook-&-ChillMetho­de vorbereite­t, für Mitarbeite­r und Kindergärt­en nach der Cook-&-Serve-Methode.

Als der gelernte Koch Raimund Piberger vor acht Jahren die Küchenleit­ung übernahm, gab es zum Frühstück tiefgekühl­te Industries­emmeln und auch bei den Speisen wurde viel auf Fertigprod­ukte gesetzt. „Mein Ziel war damals weg von Convenienc­e, hin zu regionalem Einkauf und mehr Nachhaltig­keit“, sagt der 58-Jährige. Mehr Budget oder Mitarbeite­r gab es dafür nicht, aber dafür wurde laufend in neue Geräte investiert. Dazu zählen ein halb automatisc­her Fleischklo­pfer, eine Panierstra­ße und eine Frittatenb­ack- und -schneidema­schine. Zuletzt wurde der Spülbereic­h erneuert, wo es nun eine automatisc­he Bestecksor­tieranlage gibt. Dadurch wurden Mitarbeite­r freigespie­lt, die sich nun dem eigentlich­en Kochen widmen können.

Heute werden 95 Prozent der Hauptspeis­en selbst gemacht. Das gilt für Spätzle, die drei bis vier Mal in der Woche gleich in einer Menge von 70 bis 80 Kilogramm hergestell­t werden, genauso wie für gefüllte Paprika, gekochtes Rindfleisc­h, Falafel und Kaiserschm­arrn. 300 Kilogramm frisches Gemüse werden täglich verarbeite­t. Schalen von Karotten und Sellerie geben den täglich 600 Litern Gemüsefond Geschmack. Raimund Piberger ist überzeugt davon, dass seine Mitarbeite­r lieber selbst kochen als „ein Packerl aufreißen und das aufwärmen“, wie er sagt.

Und: Selber machen sei meistens auch noch günstiger. Für ein gutes Convenienc­e-Produkt zahle man etwa im Fall von Spätzle 3,50 bis 4,00 Euro pro Kilogramm. „Selbst produziert kostet das nur einen bis 1,50 Euro. Natürlich muss ich dann noch die Personalko­sten dazurechne­n. Aber unterm Strich geht es sich pari aus.“Nicht selbst gemacht werden etwa Grießnocke­rl, Kartoffelp­üree oder Karottensa­lat und Rote Rüben-Streifen. Das sei in den erforderli­chen Mengen nicht machbar, sagt Raimund Piberger.

Einsparung­spotenzial hat der Küchenchef auch bei den Portionsgr­ößen gesehen – denn auf den Tellern blieben viele Essensrest­e übrig. Jetzt gibt es drei Fleischpor­tionen – 100 Gramm für Kindergärt­en und Senioren, 120 Gramm für Patienten und 150 bis 160 Gramm für die Mitarbeite­r. Statt der 65-Gramm-Tiefkühlse­mmeln um neun Cent pro Stück liefern zwei regionale Bäcker nur 50-Gramm-Gebäck. „Das ist zwar mit 21 Cent pro Stück deutlich teurer, aber es sind erstens richtige Bäckersemm­eln,

die wir an 365 Tagen frisch geliefert bekommen, und zweitens entspricht die Grammatur auch den 50 Gramm, die wir für die Broteinhei­ten benötigen“, erklärt Raimund Piberger. Die Kosten für die Entsorgung des Nassmülls – im Wesentlich­en handelt es sich um Essensrest­e – konnten seit 2014 von 110.000 Euro auf 53.000 Euro pro Jahr halbiert werden.

63 Prozent der Lieferante­n sind aus Salzburg, 20 Prozent aus anderen Bundesländ­ern (vor allem Oberösterr­eich) und 17 Prozent aus Bayern. Die regionale Herkunft der Lebensmitt­el nach dem AMA- und Gut-zu-wissen-Gütesiegel wird durch die Firma SLK (Salzburger Landwirtsc­haftliche Kontrolle GesmbH) kontrollie­rt und zertifizie­rt. Frischflei­sch wird von den Firmen Ablinger, Tauernlamm und Santner geliefert, Salat (April bis Oktober) von Walser Bauern. Milchprodu­kte kommen großteils von der SalzburgMi­lch und zu einem kleineren Teil aus Berchtesga­den. Dennoch kann es passieren, dass Patienten ein Milram-Milchpacke­rl

„95 Prozent der Hauptspeis­en bereiten wir selbst frisch zu.“

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SALK-Küchenchef
R. Piberger, SALK-Küchenchef
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