Oberösterreich in Zahlen
Oberösterreich wählt am Sonntag seinen Landtag, die Gemeinderäte und Bürgermeister. Aus diesem Anlass: eine Landvermessung.
36,37
Prozent erreichte die erfolgsverwöhnte ÖVP bei der Landtagswahl 2015, was einem historischen Flop gleichkam. Die Folgen dieser Niederlage halten bis heute an. Denn die seit zwölf Jahren regierende schwarz-grüne Koalition hatte ihre Landtagsmehrheit verloren, woraufhin der damalige Landeshauptmann Josef Pühringer die bis heute mitregierende FPÖ ins Boot holte. Diese hatte 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, ihre beste Zeit und war der ÖVP bis auf wenige Prozentpunkte näher gerückt. Am Sonntag will der seit 2017 amtierende LH Thomas Stelzer möglichst viele der blauen Stimmen zur ÖVP zurückholen und den Abstand zu den Freiheitlichen wieder vergrößern.
100
Prozent der Delegiertenstimmen erhielt Landeshauptmann Thomas Stelzer, als er sich vor wenigen Wochen beim ÖVP-Bundesparteitag der Wahl als Stellvertreter von Bundesparteichef
Sebastian Kurz stellte. Der studierte Jurist Stelzer marschierte seit seiner Jugend durch die ÖVP-Gremien und wurde 2017 vom langjährigen Landesvater Josef Pühringer als Wunschnachfolger installiert. Anders als andere Landeshauptleute agiert Stelzer aber nicht als ruppiger Bierzeltkaiser, sondern eher als seriöser Technokrat. Umfragen sagen der ÖVP unter Thomas Stelzer leichte Zugewinne voraus.
6
Jahre dauert die Legislaturperiode in Oberösterreich. Die anderen Bundesländer und der Nationalrat begnügen sich mit fünf Jahren. Überlange Legislaturperioden sind nicht gerade Indikatoren einer hohen demokratischen Kultur. Dennoch werde Oberösterreich, versicherte LH Stelzer den SN, bei sechs Jahren bleiben. In einer längeren Zeitspanne könne einfach mehr umgesetzt werden, sagt er.
4
Parteien sind derzeit im oberösterreichischen Landtag vertreten. Der Größe nach sortiert: ÖVP (21 Mandate),
FPÖ (18 Mandate), SPÖ (11 Mandate), Grüne (6 Mandate). Bei der Wahl am Sonntag könnte die Zahl der Landtagsparteien gleich um zwei wachsen: Die Neos, die 2015 noch am Einzug gescheitert sind, pochen vernehmlich an die Tür des Landhauses. Und die impfkritische Liste MFG (was nicht „mit freundlichen Grüßen“heißt, sondern für „Menschen, Freiheit, Grundrechte“steht) könnte einen Überraschungserfolg landen und Landtagsmandate ergattern. Zumindest schließen das die Meinungsforscher nicht aus.
3
Wahlzettel bekommt jeder Oberösterreicher und jede Oberösterreicherin ausgehändigt. Einen für die Wahl der 56 Landtagsabgeordneten, einen für die Wahl der 438 Bürgermeister und einen für die Wahl der Gemeinderäte. Die ersten Resultate aus kleineren Gemeinden sind kurz nach 16 Uhr zu erwarten, die Endergebnisse werden voraussichtlich erst nach 22.00 Uhr (Landtag) bzw. gegen 23.00 Uhr (Gemeinderäte) vorliegen. Die SN werden auf SN.at ab 16 Uhr über Trends und Hochrechnungen berichten.
46.000
Euro pro Kopf beträgt das Bruttoregionalprodukt, was Oberösterreich nach Salzburg und Wien zum Bundesland mit der dritthöchsten Wirtschaftskraft macht. Dies ist vor allem der starken Industrialisierung zu verdanken. „Rund ein Viertel der Industrieproduktion und der Exporte Österreichs kommt aus Oberösterreich“, heißt es in einer Publikation der Austrian Business Agency. Oberösterreich sei damit „die dynamischste Wirtschaftsregion Österreichs“. Einer der Vorzeigebetriebe ist die in Linz ansässige voestalpine, ein weltweit führender Technologiekonzern, der knapp 50.000 Menschen beschäftigt.
55,3
Prozent beträgt die Durchimpfungsrate in Oberösterreich, womit das Land knapp, aber doch den letzten Platz im Bundesländervergleich einnimmt. Die Gründe für dieses Schlusslicht-Dasein sind nicht wirklich erforscht; doch es ist Tatsache, dass in Oberösterreich die impfskeptische FPÖ traditionell stark ist und auch einige Bürgermeister stellt. Der Bezirk Braunau weist mit 325,8 die mit Abstand höchste Sieben-Tage-Inzidenz in ganz Österreich auf. Bei der Landtagswahl 2015 war die FPÖ, die heute Stimmung gegen die Coronaimpfungen macht, in Braunau die stärkste Partei.
1.495.608
Einwohner zählt das Land nach amtlichen Angaben, womit Oberösterreich im Österreich-Ranking Platz drei einnimmt. Die knapp 1,5 Millionen Menschen verteilen sich auf knapp 12.000 Quadratkilometer (Rang vier im Österreich-Ranking). Berühmt ist Oberösterreich für seinen Politikerexport. Einige Jahre lang stellte das Land Oberösterreich nicht nur den eigenen Landeshauptmann, sondern auch jene von Salzburg (Franz Schausberger, Gabi Burgstaller), Kärnten (Jörg Haider) und Tirol (Herwig van Staa).
2
goldene Weltmeisterschaftsmedaillen holte sich Oberösterreich in Gestalt von Vincent Kriechmayr bei der letzten Ski-WM in Cortina d’Ampezzo. Zwei ist auch die Anzahl an Fußballmeistertiteln, die nach Oberösterreich gingen: 1964/65 wurde der LASK österreichischer Fußballmeister, 1973/74 der SK Voest. Und nicht zuletzt sind es zwei große Künstler, die das Land prägten und gleichzeitig weit über die Landesgrenzen hinaus strahlten: Anton Bruckner und Adalbert Stifter.