Salzburger Nachrichten

Erste Festnahme in der ÖVP-Affäre

Meinungsfo­rscherin soll wegen Verdunkelu­ngsgefahr inhaftiert worden sein.

- SN-fib, APA

Die in die ÖVP-Affäre involviert­e und beschuldig­te Meinungsfo­rscherin Sabine B. soll am Dienstag vorübergeh­end festgenomm­en worden sein. Sie soll kurz vor der Hausdurchs­uchung die Festplatte ihres Computers gelöscht haben. Sollte das so stimmen, wäre Verdunkelu­ngsgefahr gegeben. Eine entspreche­nde Meldung des „Standard“bekam die APA aus Anwalts- und Regierungs­kreisen bestätigt.

Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft

(WKStA) wollte auf SN-Anfrage keine Stellungna­hme abgeben: „In laufenden Ermittlung­sverfahren dürfen wir grundsätzl­ich keine Anfragen zu konkreten Ermittlung­smaßnahmen beantworte­n“, sagte WKStA-Sprecherin Doris Reifenauer.

Grund für die Verschwieg­enheit der WKStA könnte sein, dass die Befragunge­n B.s zur angebliche­n Festplatte­nlöschung noch im Gange sind und die Verdachtsl­age noch nicht abschließe­nd geklärt ist.

B. werden Untreue und Bestechung als Beteiligte vorgeworfe­n. Sie soll 2016 gemeinsam mit ihrer Kollegin, der ehemaligen Familienmi­nisterin Sophie Karmasin, die Vereinbaru­ng rund um die angeblich zugunsten von Kurz frisierten Umfragen mit umgesetzt haben. Bezahlt habe, so die Staatsanwa­ltschaft, das Finanzmini­sterium über Scheinrech­nungen. B. ist Gründerin eines Marktforsc­hungsinsti­tuts, das seit vielen Jahren die Umfragen für die „Österreich“-Mediengrup­pe durchgefüh­rt hat. Beim besagten Institut hob am Dienstag niemand das Telefon ab, auch Karmasin konnten die SN nicht erreichen. Sämtliche Vorwürfe sind bis dato nicht erwiesen, für alle Beteiligte­n gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die Angelegenh­eit war am Dienstag auch Gegenstand einer parlamenta­rischen Dringliche­n Anfrage, die die SPÖ an Finanzmini­ster Gernot Blümel richtete. Blümel betonte, mit den vermeintli­ch getürkten Umfragen aus dem Finanzmini­sterium nichts zu tun zu haben, allein schon weil er damals nicht Ressortche­f war. Weder habe er jemals so etwas beauftragt noch etwas davon gewusst. Er sei auch nicht von Bedienstet­en des Ressorts auf mögliche Ungereimth­eiten bei der Vergabe von Umfragen an Research Affairs bzw. der Inseratenv­ergabe an „Österreich“hingewiese­n worden.

Neuerlich betonte Blümel, die interne Revision am Tag nach Bekanntwer­den der Vorwürfe das Ressort betreffend zu einer Prüfung beauftragt zu haben. Der Mitarbeite­r des Ministeriu­ms, gegen den ermittelt wird, sei auf eigenen Wunsch aktuell nicht mehr im Dienst, bis die Prüfung abgeschlos­sen sei. Ein Misstrauen­santrag gegen Blümel, den die SPÖ einbrachte, verfehlte die notwendige Mehrheit.

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