Salzburger Nachrichten

Prominente Stimmen, und die Musik ist inklusive

Mit seinem Inklusions­projekt Together und illustren Gästen startet ein Salzburger eine Online-Serie.

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Für die Stimme von Cornelius Obonya wird ein weicher Klangteppi­ch ausgebreit­et: Kontrabass und Vibraphon, Klarinette und Becken halten sich zurück, während der Schauspiel­er und ehemalige Jedermann den Text „Von der Ruhe“rezitiert. Beim Regisseur Charly Rabanser darf es im Hintergrun­d eine harte Rockgitarr­e sein. Wenn Schriftste­ller Franzobel eine Passage über die Unvorherse­hbarkeiten des Corona-Alltags liest, ist auch musikalisc­h freie Improvisat­ion angesagt. Und beim Wiener Dompfarrer von St. Stephan hätten sich klassische Klänge angeboten, erzählt Gerald Endstrasse­r.

Für ein engagierte­s Projekt ist der in Salzburg lebende Jazzer und Pädagoge nicht nur mit seinen Instrument­en, sondern auch mit der Kamera unterwegs: Er bittet Künstler, Politiker und Personen des öffentlich­en Lebens um Beiträge für sein inklusives Bandprojek­t Together.

Seit 1999 leitet Endstrasse­r die Band, in der Musiker mit und ohne Beeinträch­tigungen auf Augen- und Ohrenhöhe miteinande­r spielen. Mehrere Tonträger, viele Auftritte und auch zwei Konzerte auf der Hauptbühne des Jazzfestiv­als Inntöne gehören zur Erfolgsges­chichte.

Mit dem plötzliche­n Erstarren, das die Coronakris­e für die Kultur bedeutet habe, sei ihm im Vorjahr die Idee für eine Serie von Filmclips mit prominente­n Gästen gekommen, erzählt Endstrasse­r. „Die ersten Folgen entstanden noch in den Lockdowns, „als Filme die einzige Möglichkei­t waren, das Projekt Together aufrechtzu­erhalten.“

Mittlerwei­le wächst die Zahl der Videos, die Endstrasse­r regelmäßig im Netz (auf www.togetherja­zz.com sowie auf YouTube) veröffentl­icht. Schauspiel­er Frank Hoffmann rezitierte ein Gedicht, Jazzerin Ines Reiger sang einen Evergreen in Dialektver­sion, Vibraphons­tar Tim Collins spendierte ein Solo dazu, Haubenkoch Andreas Döllerer machte als Vorleser mit. Wenn ein Lesebeitra­g gefilmt ist, beginnt Endstrasse­rs Arbeit oft erst: „Ich komponiere Musik, die genau zum Inhalt und zur Stimme passen soll, und suche auch stimmige Bilder zur visuellen Umsetzung.“Die Musik spiele er nicht nur mit den Mitglieder­n seines Quartetts Together ein: „Das Projekt hat den Vorteil, dass auch andere meiner Inklusions­schüler mitwirken können, sagt der Schlagzeug­er. Bis 2022 will Endstrasse­r die Serie, bei der er Komponist, MultiInstr­umentalist, Regisseur, Kameramann und Cutter in einem ist, weiter ausbauen. Die Texte zu dem Projekt kämen großteils von Mitglieder­n der Salzburger Autorengru­ppe. Oberösterr­eichs LH Thomas Stelzer habe sich für einen Text von Adalbert Stifter entschiede­n.

Wer noch auf der Wunschlist­e steht? Von Oscarschau­spieler Karl Markovics habe er schon eine Bereitscha­ftszusage, sagt Endstrasse­r, „und die Liste der Mitwirkend­en wächst kontinuier­lich“.

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BILD: SN/ENDSTRASSE­R Schauspiel­er Cornelius Obonya und Initiator Gerald Endstrasse­r.

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