Die Pandemie hat die Welt weiterhin im Griff
Internationaler Währungsfonds sieht im unterschiedlichen Impffortschritt das größte Risiko.
WIEN. Die Erholung der Weltwirtschaft setzt sich fort, das Tempo lässt allerdings nach. Daran werde sich nichts ändern, wenn es nicht gelinge, jedem Land gleichberechtigten Zugang zu Impfstoff gegen Covid-19 zu gewähren, sagt Gita Gopinath, die Chefökonomin des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Pandemie sei nirgendwo vorüber, solange sie nicht überall besiegt sei. Das starke Auseinanderdriften der wirtschaftlichen Aussichten in einzelnen Weltregionen sei Anlass für Sorge. Die etablierten Volkswirtschaften würden als
Einzige 2022 auf den früheren Konjunkturpfad zurückkehren und ihn 2024 um 0,9 Prozent übertreffen. Dagegen blieben aufstrebende Staaten (ohne China) um 5,5 Prozent hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Für China wird das Minus auf 2,1 Prozent geschätzt. Für die Entwicklungsländer zeichne sich eine Einkommenslücke von 6,7 Prozent zum Niveau vor der Pandemie ab.
Daran zeige sich, dass die Pandemie die Gesellschaft vielerorts noch immer im Griff habe. Die wichtigste Antwort der Politik müsse sein, dass bis Ende 2021 zumindest 40 Prozent der Bevölkerung jedes Landes geimpft sein sollten, bis Mitte 2022 sollte die Durchimpfungsrate
auf 70 Prozent steigen. Das sei nur möglich, wenn reiche Länder ihre Zusagen für das Spenden von Impfdosen einhielten, sagt sie.
Im Kampf gegen den Klimawandel sind laut IWF größere Anstrengungen nötig, das gelte für den CO2Preis ebenso wie für grüne Investments. Die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft hänge auch davon ab, wie gut es Notenbanken gelinge, die schmale Linie zwischen dem Kampf gegen Inflation und finanzielle Risiken und dem Unterstützen der Konjunktur zu gehen. Im IWF geht man davon aus, dass der Inflationsdruck Mitte 2022 nachlässt. Heuer soll die Weltwirtschaft um 5,9, 2022 um 4,9 Prozent wachsen.
„Pandemie ist nirgendwo vorüber, solange sie nicht überall besiegt ist.“
Gita Gopinath, IWF-Chefökonomin