Familie Holdhaus atmet auf
Nach zweieinhalb Jahren wurde das Strafverfahren eingestellt. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen – sportlich, menschlich und finanziell. Vater und Sohn Holdhaus ziehen vor das Arbeitsgericht.
WIEN. Er galt jahrzehntelang als der Leistungsdiagnostiker für Spitzensportler in Österreich: Prof. Hans Holdhaus. Mit dem Einzug der Freiheitlichen in die Regierung und dem damaligen FPÖ-Chef HeinzChristian Strache als für Sport zuständigen Vizekanzler sollte sich das ab Jänner 2018 ändern. Holdhaus, Leiter des Instituts für Medizinische und Sportwissenschaftliche Beratung (IMSB), und sein gleichnamiger Sohn, Geschäftsführer der Tochterfirma IMSB Consult GmbH, sollten weichen.
Weil sie das nicht freiwillig taten, wurden sie im Oktober 2018 fristlos entlassen. Ausgerechnet am 17. Mai 2019, dem Tag, an dem das Ibiza-Video die politische Karriere Straches abrupt beendete, wurde noch Strafanzeige gegen Vater und Sohn Holdhaus wegen des Verdachts des Förderbetrugs und missbräuchlicher Verwendung öffentlicher Gelder bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt eingebracht.
Die Ermittlungen der Anklagebehörde und eines Drei-Richter-Senats sind seit vergangener Woche rechtskräftig abgeschlossen. Das Ergebnis: An den Anschuldigungen des Sportministeriums ist nichts dran. „Es könne Prof. Holdhaus kein missbräuchliches Handeln zur Last gelegt werden, weil es sich hierbei um eine gelebte Praxis gehandelt habe, die seit 2012 zudem regelmäßig zwischen dem Verein und dem Fördergeber (dem Sportministerium, Anm.) zum Gesprächsinhalt gemacht worden sei“, begründete der Senat seine Entscheidung.
Obwohl es Bedenken einzelner Bediensteter wegen der Förderabrechnungen gab, seien Förderungen dennoch ausbezahlt worden. „Zweifel konnten offenbar ausgeräumt werden. Andernfalls ist nicht zu erklären, warum Fördergelder dennoch flossen“, ist an anderer Stelle seitens des Senats zu lesen.
„Es ist nicht zu beschreiben, welche Last von meinen Schultern fällt. Ich hatte einen Weinkrampf“, erzählt Hans Holdhaus junior. Wie Verbrecher seien sie behandelt worden, nach zweieinhalb Jahren gebe es endlich Gerechtigkeit. „Ich wusste, es wird der Tag kommen, an dem das Karma zurückschlägt. Man kann uns nicht bezahlen, was wir durchgemacht haben. Unser Ruf wurde derart beschädigt, das muss, so gut es geht, wieder zurechtgerückt werden“, betont Holdhaus. Sein Vater sagt, sein Lebenswerk sei zerstört worden. Er sei nach wie vor Persona non grata, jeder offizielle
Kontakt zu ihm werde gemieden.
Nach Einstellung des Strafverfahrens haben Vater und Sohn Holdhaus bereits die Fortsetzung ihres Verfahrens vor dem Arbeitsgericht beantragt. Ihr Eisenstädter Rechtsanwalt Peter Hajek schätzt die Abfertigung für den Senior, die vorzeitige Vertragsauflösung und Abfertigung beim Junior sowie Verfahrenskosten auf knapp 700.000 Euro. Und er erwartet mit Spannung, wie „Leistungssport Austria“, die Nachfolgerin des IMSBInstituts, die Summe aufstellen wird. „Es lässt sich schwer begründen, mit Fördergeldern die Ansprüche der Familie Holdhaus zu bezahlen“, erklärt Hajek.
Sowohl bei „Leistungssport Austria“wie auch im Sportministerium sitzen nach wie vor führende Mitarbeiter und Funktionäre, die diese Vorgangsweise zu verantworten haben. „Es wird jeder versuchen, sich an jemand anderem abzuputzen. Unser Fall wird jedenfalls im Sportministerium ein großes Thema sein – da werden einige zittern“, sagt Holdhaus jun. Dass der für Sport zuständige grüne Vizekanzler Werner Kogler bisher in seinem Kabinett gar nichts hinterfragt habe, „ist eigentlich ein Armutszeugnis“, sagt Holdhaus jun.