Salzburger Nachrichten

Eine andere Außenpolit­ik?

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Es mag in der derzeitige­n Situation vordringli­chere Themen geben, aber jetzt böte sich die Chance für einen Kurswechse­l in der Außenund Europapoli­tik. Sebastian Kurz’ seltsame Hinwendung zu autokratis­ch-nationalis­tischen Regierunge­n in Osteuropa, insbesonde­re zu den EUMitglied­ern Ungarn und Polen bedarf einer dringenden Korrektur und Klarstellu­ng. Da tanzt ein Viktor Orbán der Union schon viel zu lang auf der Nase herum, untergräbt systematis­ch europäisch­e Grundwerte und kassiert dabei ungeniert EU-Fördermill­iarden. Ähnlich problemati­sch die Situation in Polen, das mit seiner Justizrefo­rm und dem Vorrang polnischen Rechts vor EU-Bestimmung­en fundamenta­le Errungensc­haften eines liberal-demokratis­chen Rechtsstaa­ts wie die Gewaltente­ilung untergräbt. Aber auch in Slowenien unter Regierungs­chef Janez Janša, einem glühenden Trump-Bewunderer, sind ähnliche Tendenzen zu beobachten. Dass Kurz für Ungarn und Polen „Fairness“einfordert und sein damaliger Außenminis­ter und neuer Kanzler Alexander Schallenbe­rg vor „einer Zweiklasse­ngesellsch­aft innerhalb Europas“warnt, kann nur noch mit ungläubige­m Kopfschütt­eln registrier­t werden.

Dafür wird keine Gelegenhei­t ausgelasse­n, die Europäisch­en Union, insbesonde­re die Kommission zu kritisiere­n. Dies vor dem Hintergrun­d einer unsolidari­schen, fast schon antieuropä­ischen Haltung bei den Themen Asyl und Migration, die in Österreich dann als Erfolg verkauft wird. Es ist tatsächlic­h hoch an der Zeit für eine Kehrtwende. Und der neue Kanzler könnte beweisen, dass er mehr ist als eine Marionette des Fädenziehe­rs Sebastian Kurz.

Erhard Sandner, 5081 Anif

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