„Ski müssen wieder Wertigkeit erhalten“
Die Skibranche gilt nicht gerade als Renditebringer – und dennoch versuchen sich da immer mehr als exklusive Skibauer wie jetzt Marcel Hirscher.
STUHLFELDEN. Es ist ein gesättigter Markt, in dem die sechs großen Hersteller fast den gesamten Weltmarkt von rund drei Millionen Paar Ski unter sich aufteilen – und es ist ein Markt, den man eher mit Rabattschlachten als mit fetten Margen in Verbindung bringt. Vor diesem Hintergrund verwundert es doch, warum sich manche den Traum vom eigenen Ski überhaupt antun wollen – wie Bode Miller mit seiner Marke Bomber oder Marcel Hirscher, der jüngst mit seinen Van-DeerSki Schlagzeilen gemacht hat.
Wie kommt man heutzutage auf die Idee, Ski zu bauen? Das fragen wir einen, der es vor ein paar Jahren selbst gewagt hat: Albert Kogler wollte nach vielen Wintern im Skiweltcup als Servicemann von Matt, Palander oder Schönfelder („Sehr lustig, aber anstrengend“) etwas ganz anderes machen und hat mit dem einstigen Blizzard-Mitarbeiter Franz Angerer einen Skibauer gefunden, der ebenfalls von der eigenen Marke geträumt hat. Der letzte Puzzlestein ergab sich beim Weltcup in Garmisch-Partenkirchen. „Mich hat ein Finne angesprochen, er würde einen Servicemann suchen, weil er mit einer eigenen Marke in den Weltcup einsteigen will. Da habe ich ihm erklärt, dass nach den FISRegeln dafür eine eigene Produktionsstätte notwendig ist – aber ich da eine Idee hätte.“Es war 2015 quasi der Start der Skimarke Augment (lateinisch augmentum: „das Vergrößerte“), die nun in Stuhlfelden heimisch ist.
Was ist die größte Herausforderung auf dem Weg zum eigenen Ski: die Finanzen oder das Know-how? „Eindeutig die Finanzen,
Know-how ist in den Alpen genug vorhanden.“Um die Finanzen hat sich der Finne Jukka Peltola mit einer Holding (an der auch Kogler und der ehemalige Weltcupläufer Philipp Schörghofer beteiligt sind) gekümmert, der Rest kommt aus dem Pinzgau. Dort werden mit 14 Mitarbeitern aktuell 4000 Paar Augment, 1500 Paar von Hirschers Van-Deer-Ski und rund 1000 Paar von kleineren Spezialmarken produziert.
Die Partner der kleinen EdelManufakturen sind nicht die großen Handelsketten, sondern die Fachhändler. „So komisch es klingt: Da kommt uns die Rabattschlacht der letzten Jahre im Skibereich zugute“, sagt Kogler. „Die Händler suchen Marken wie die unsere, weil sie selbst nicht mehr an der Preisschlacht der Großen mitmachen wollen.“Denn weder die Ski von Augment noch jene von Hirscher sind per se ein Schnäppchen: Zwischen 800 und 1200 Euro kostet ein Paar Augment, etwas darüber liegt Van Deer, die zwar auch in Stuhlfelden produzieren, aber eigenes Know-how einbringen. „Ein fairer Preis für einen Ski, der in Österreich auf höchster Qualitätsstufe und in Handarbeit gefertigt wird“, sagt Kogler. Denn: „Die Ski müssen wieder eine Wertigkeit erhalten.“
Der Konsument erhalte dafür einen auf seine Bedürfnisse zuge
schnittenen (Renn-)Ski. „Jeder Anfänger tut sich mit einem besseren Ski leichter“, sagt Ex-Rennläufer Philipp Schörghofer, der in seinem letzten Weltcupjahr selbst auf Augment vertraut hat. Weil der Ski dank des Aufbaus, des Holzkerns und der sonst nur bei Weltcupski zur Anwendung kommenden Klebetechnik spurstabiler sei. „Wenn jemand mit unserem Ski auf eine Eisplatte kommt, und der Ski rutscht nicht weg, sondern hält, dann merkt auch ein Anfänger den Unterschied“, sagt Schörghofer.
Nach dem Coronajahr samt Umsatzeinbruch von rund 30 Prozent in der Skibranche ist man auch in Stuhlfelden auf 4000 Paar zurückgefallen, 7000 sollen es im kommenden Jahr werden. Auf maximal 15.000 Paar jährlich sind die Anlagen ausgelegt. „Wir wollen aber langsam wachsen“, sagt Kogler, der zwar Produktmanager ist, aber im Notfall auch an der Skipresse mithilft. Auch wenn der High-Performance-Ski der Werbeträger ist, so liegt derzeit der Trend im heimischen Skisport ganz woanders: „Der große Hype in Österreich heißt seit Jahren Tourenski und Outdoorerlebnis.“Auch da ist Augment ebenso wie im Sprungsport (aus Marketinggründen) vertreten.
„Fachhändler suchen Marken abseits der Preisschlacht.“
Albert Kogler, Produktmanager