Salzburger Nachrichten

Ungeimpfte­n droht österreich­weit Lockdown

Die Ausgangsbe­schränkung für Ungeimpfte wird wohl bald auf ganz Österreich ausgerollt. Auch eine Impfpflich­t für Gesundheit­sberufe kommt.

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MARIAN SMETANA

WIEN.

Zuletzt war die Politik beim Verschärfe­n der Coronamaßn­ahmen noch sehr zögerlich, doch am Freitag konnte es den Entscheidu­ngsträgern in Bund und Ländern beim Verkünden von schärferen Maßnahmen gar nicht schnell genug gehen. Was prompt zu einem Kommunikat­ionschaos führte. Denn in die Videokonfe­renz, in der Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein mit den beiden Landeshaup­tleuten Wilfried Haslauer und Thomas Stelzer den Lockdown für Ungeimpfte in Salzburg und Oberösterr­eich fixierte, platzte eine Aussage des Kanzlers.

Alexander Schallenbe­rg war am Rande einer Pressekonf­erenz nach der Coronalage gefragt worden und antwortete: Man wolle an diesem Sonntag „grünes Licht“für einen österreich­weiten Lockdown für Ungeimpfte geben. Es sei eine Sitzung mit allen Landeschef­s und eine Sitzung des Hauptaussc­husses des Nationalra­ts angesetzt, der solche Maßnahmen absegnen müsste.

Mückstein gab sich später bei seiner eigenen Pressekonf­erenz zurückhalt­end zum Vorstoß des Kanzlers und wollte sich nur auf den Lockdown für Ungeimpfte in Salzburg und Oberösterr­eich festlegen. Auch wenn er prinzipiel­l für eine bundesweit­e Lösung sei, werde erst am Sonntag eine solche Entscheidu­ng fallen.

Somit gilt ab Montag zunächst einmal die Ausgangsbe­schränkung für Nichtimmun­isierte in Salzburg (Details für Salzburg im Lokalteil) und Oberösterr­eich als fix. Das bedeutet, dass all jene, die weder eine Impfung noch einen aufrechten Genesungss­tatus vorweisen können, den eigenen privaten Wohnbereic­h nur noch in Ausnahmefä­llen verlassen dürfen. Erlaubt ist etwa noch die Grundverso­rgung oder der Weg zur Arbeit. Der Lockdown für Ungeimpfte ist vorerst unbefriste­t. In Oberösterr­eich kommt zudem eine generelle Maskenpfli­cht indoor, in der Gastronomi­e gilt diese bis zum Sitzplatz. Discos und Nachtlokal­e müssen bis 6. Dezember schließen.

Fraglich ist, wie der Lockdown für Ungeimpfte kontrollie­rt werden soll. Mückstein sprach von stichprobe­nartigen Polizeikon­trollen. Die Polizeigew­erkschaft zeigte sich wenig erfreut über die zusätzlich­e Aufgabe. Bei früheren Lockdowns konnten Verstöße gegen die Ausgangsbe­schränkung­en bis zu 1450 Euro kosten. Wie das nun geregelt werden soll, ist noch unklar.

Unklar ist auch, ab wann und wie genau die Impfpflich­t in Gesundheit­sund Pflegeberu­fen umgesetzt wird, die von Mückstein am Freitag ebenfalls angekündig­t wurde. Auf SN-Anfrage stellte das Gesundheit­sministeri­um klar, dass die Impfpflich­t jedenfalls auch jene trifft, die bereits angestellt sind. Im Gesundheit­sministeri­um schrak man bisher vor einer Impfpflich­t im Gesundheit­sbereich zurück. Doch Coronaclus­ter, die zuletzt auf Krebsstati­onen durch nicht geimpftes Personal ausgelöst wurden, bewogen Mückstein zum Umdenken.

Vielen gehen die Maßnahmen nicht weit genug. Gerry Foitik, Bundesrett­ungskomman­dant des Roten Kreuzes, fordert einen dreiwöchig­en Lockdown für alle. Die gleiche Forderung (plus Impfpflich­t für alle) erhob der Vorarlberg­er GrünenLand­esrat Johannes Rauch. Auch der Chef der Gesundheit­skasse, Bernhard Wurzer, befürchtet, dass ein Lockdown für alle notwendig sein wird. Dies wurde von Kanzler Schallenbe­rg am Freitag zum wiederholt­en Male ausgeschlo­ssen.

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BILD: SN/SN/APA Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein kündigte einen Lockdownfü­rUngeimpft­e in Salzburg und Oberösterr­eich und eine Impfpflich­t für das Gesundheit­spersonal an.

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