Hausarrest für Ungeimpfte, weitere Schritte werden folgen
„Kaum merkliche Effekte“durch Ungeimpften-Lockdown.
Diesen Montag Schlag null Uhr trat eine Ausgangssperre für Ungeimpfte in Kraft. Personen ohne Immunisierung dürfen ihr Zuhause nur noch zur Arbeit, für lebenswichtige Besorgungen und für Bewegung im Freien verlassen. Dies gab die Bundesregierung am Sonntag bekannt. Gleichzeitig machten Bundeskanzler Alexander Schallenberg und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein deutlich, dass diesem Teillockdown noch weitere Schritte folgen könnten. Noch am Abend konkretisierte Mückstein, dass nächtliche Ausgangsbeschränkungen auch für Geimpfte geplant seien. Das sei Teil des Maßnahmenpaketes, das auf dem Tisch liege und am Mittwoch diskutiert werden solle. Ein Lockdown auch für Geimpfte sei aber „kein Thema“, versicherte er. Sein Vorgänger Rudolf Anschober hatte am Wochenende einen solchen für Salzburg und Oberösterreich vorgeschlagen. Auch etliche Experten gehen davon aus, dass der Lockdown nur für Ungeimpfte zu wenig sei, um die steil ansteigenden Coronazahlen in den Griff zu bekommen. Das machte auch Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres in der ORF-„Pressestunde“deutlich. „Was man sicher zusätzlich braucht, sind Kontaktbeschränkungen“, sagte er. Das Land Kärnten will bereits am Montag über mögliche Verschärfungen beraten. Der Lockdown für Ungeimpfte gilt vorerst für zehn Tage. Jede weitere Verlängerung bedarf der Zustimmung des Hauptausschusses des Nationalrats. Dort hat die türkis-grüne Koalition eine
Mehrheit.
Die Zahl der in Österreich binnen 24 Stunden gemeldeten CoronaNeuinfektionen blieb auch am Sonntag äußerst hoch: Binnen 24 Stunden sind 11.552 neue Infektionen verzeichnet worden. Am vergangenen Sonntag waren es erst 8554 Neuinfektionen. Intensivmedizinische Betreuung benötigten am Sonntag 433 Menschen. Das waren um 68 Patienten mehr als noch vor einer Woche.
Große Skepsis bezüglich der Wirksamkeit eines Lockdowns nur für Ungeimpfte ist seitens der Ampelkommission geäußert worden. Laut dem der APA vorliegenden internen Protokoll des Gremiums meinte etwa der Vertreter der Gesundheit Österreich GmbH, dass im Hinblick auf die derzeitige Situation „kaum merkliche Effekte“erzielt werden können bzw. die Maßnahmen wohl schwer umsetzbar sind. Ein großräumiges, allgemeines Regime von Kontaktreduktionen sei vermutlich alternativlos.
Skeptisch äußerte sich diesbezüglich auch der Vertreter des Innenressorts. Das Kontrollieren eines etwaigen Lockdowns für Ungeimpfte sei sehr schwierig und nur mit massivem (Verwaltungs-)Aufwand möglich.
Die Vertreterin aus Tirol kritisierte, dass ein Setzen nur auf 2G ein zu hoher Zeitverlust sei. Der Lockdown für Ungeimpfte sei „wenig sinnvoll“. Der Vertreter der Med-Unis betonte, dass ein Lockdown für Ungeimpfte aus fachlicher Sicht nur einen geringen Effekt haben werde.
In die Gegenrichtung argumentierte vor allem der Vertreter des Bundeskanzleramts. Dieser gab zu bedenken, dass eine Empfehlung in Richtung von weiteren Maßnahmen für Geimpfte kontraproduktiv sein könnte und Menschen davon abhalten könnte, die Drittimpfung in Anspruch zu nehmen.
Konsens war, dass der dritte Stich forciert werden sollte. Laut der Vertreterin der AGES gibt es mehr Impfdurchbrüche als erwartet – primär in jener Altersgruppe, die Jänner–März 2021 erstmals geimpft wurde. Personen haben nach dem vierten Monat nach abgeschlossener erster Impfserie einen Nachteil im Ausmaß eines 1,4- bis 1,5-fach höheren Infektionsrisikos.