Heimtriumph im Ski-Roulette
Nach wiederholter Aufholjagd: Christian Hirschbühl und Dominik Raschner, beide zuvor noch nie auf dem Weltcuppodest, sorgen beim Parallelrennen in Lech/Zürs für einen Doppelsieg.
Christian Hirschbühl hat im zweiten Saisonrennen für den ersten Sieg für Österreichs Herrenskiteam gesorgt. Der Vorarlberger Lokalmatador triumphierte beim Parallelrennen in Lech/Zürs. Das Skifest vor den erlaubten 3000 Zuschauern machte Dominik Raschner perfekt. Am Ende entschieden sieben Hundertstelsekunden im Duell der Sensationsfinalisten, die beide nie zuvor auf dem Podest eines Weltcuprennens waren.
„Ich begreif es grad gar nicht. Es geht nicht besser, als den ersten Weltcupsieg daheim zu feiern“, sagte Hirschbühl, der fünf Mal in Folge kurz vor dem Aus gestanden war und dann mit großartigen Aufholjagden beeindruckte. Zunächst qualifizierte sich der 31-Jährige als 15. gerade noch für die Entscheidung. In den zweiten Läufen der K.-o.-Duelle fing Hirschbühl dann der Reihe nach Žan Kranjec (SLO), Trevor Philp (CAN), im Halbfinale Henrik Kristoffersen und im Finale eben den Quali-Besten Raschner noch ab. Gegen Kristoffersen und Raschner holte er auf den knapp 23 Fahrsekunden sogar den Maximalrückstand von fünf Zehnteln auf. Es war dies der erste Weltcupsieg eines Vorarlbergers seit 20 Jahren.
Die vielleicht noch größere Überraschung lieferte Raschner. Der 27jährige Tiroler, der in seiner Karriere ganze fünf Ergebnisse im Weltcup zu Buche stehen hatte, wollte dem knapp verpassten Coup daher gar nicht nachweinen. „Ich bin überhaupt nicht enttäuscht, es ist einfach nur geil. Jetzt habe ich im Rennen einmal mein bestes Skifahren gezeigt“, sagte Raschner. Adrian Pertl rundete das starke ÖSV-Ergebnis mit Platz sechs ab.
Beinahe hätte auch Stefan Brennsteiner noch in die Entscheidung eingegriffen. Als 14. gerade noch ins K.-o.-Finale gerutscht, lieferte er Kristoffersen ein spannendes Duell, holte im zweiten Lauf viel auf, musste sich schließlich aber um zwei Hundertstel geschlagen geben. „Da gibt es nichts zu jammern, im
Parallelrennen geht es immer so knapp zu“, sagte der schließlich elftplatzierte Salzburger. Das K.-o.Finale verpasst hatten Michael Matt, Thomas Dorner, Patrick Feurstein und Fabio Gstrein.
So groß der Jubel im ÖSV-Lager war, gab es freilich auch enttäuschte Gesichter in der Flexenarena. Die Überraschung in der Qualifikation war das Aus von Vorjahressieger und Gesamtweltcup-Titelverteidiger Alexis Pinturault. „Mit einem kleinen Fehler ist man weg, das ist schade. Ein Parallelrennen ist immer eine Überraschung“, sagte der Franzose. Kristin Lysdahl, Dritte bei den Damen, verglich die Unvorhersehbarkeit des Formats sogar mit Roulette. Wohl nicht zuletzt deshalb hatten Topstars wie Mikaela Shiffrin, Petra Vlhová oder Marco Odermatt den Bewerb überhaupt ausgelassen. Zudem reduziert die FIS selbst die Wertigkeit: Lech/Zürs war der einzige Schauplatz eines Parallelrennens in dieser Saison.