Der Schanzenbau für die „Zwerge“
Vor 75 Jahren begannen in Bischofshofen die Planungen für eine Schanze am Laideregg, zu Weihnachten 1947 erfolgte die Eröffnung mit Sprüngen bis 86 m. 1953 wurde der Schanzentisch verlängert und man flog bis 94 m, 1962 wurde der Bakken erneuert. 20 Jahre später, nach dem 30. Finalspringen der Vierschanzentournee, stellte die
FIS dem SC Bischofshofen aber die Rute ins Fenster: Die Anlage müsse erneuert und vor allem die Begradigung des nach rechts hängenden Auslaufs durchgeführt werden, ansonsten erlösche das Zertifikat. Abgewickelt wurde der Umbau in Etappen.
Im Herbst 1990 begann unter Anleitung des für die FIS tätigen ehemaligen Weltklassespringers Wolfgang Happle die Planung, die in Bischofshofen von Querelen und Streitigkeiten begleitet war. Die Kosten von knapp zehn Millionen Schilling (Bund und Land stellten je 1,5 Millionen zur Verfügung, die Gemeinde erwarb große Grundflächen zum Preis von 990 Schilling pro Quadratmeter) erregten die Gemüter. Besonders drastisch formulierte der Judoclub, der gerne ein Judozentrum gehabt hätte, seinen Ärger: „Wir haben mögliche Olympiasieger in unseren Reihen, die Skisportler Bischofshofens sind bestenfalls Zwerge bei ihren Wettkämpfen.“Selbst die Tatsache, dass führende Funktionäre des Skiclubs mit ihrem Privatvermögen für notwendige Kredite bürgten, konnte die Kritiker kaum beruhigen.
Dennoch erfolgte Ende April 1991 der Spatenstich, 70.000 Kubikmeter Aushubmaterial mussten abtransportiert werden, Firmen und Vereinsmitglieder mit fast 3000 ehrenamtlich geleisteten Stunden arbeiteten aber so fleißig, dass der Umbau Mitte November, also vor genau 30 Jahren, abgeschlossen war. Und zum 40-Jahr-Jubiläum der Tournee am 6. Jänner 1992 flog der 16-jährige finnische Sieger Toni Nieminen mit 122 m neuen Schanzenrekord. Im Juli 1995 wurde die Anlage zu Ehren des 1982 verstorbenen Sepp Bradl umbenannt.
Das Schanzenmaß „Hill Size 140“bei Nieminens 122-m-Flug wurde im Oktober 2018 auf
142 korrigiert. Beide derzeitigen Schanzenrekorde werden von Polen gehalten: Dawid Kubacki 145 m (Winter 2019), Klemens Murańka 148 m (Sommer 2021). Zur Erklärung: Die Hill Size ist die kürzeste Verbindung zwischen der Kante des Schanzentischs und jenem Punkt am Aufsprunghang, der noch ein Gefälle von 32 Grad aufweist.