Kiffen in Freilassing
„Warum geht es mir so dreckig?“, wollte die Band Ton Steine Scherben vor 50 Jahren wissen. Na ja, weil immer was ist. Keine Ruh’ im Land. Eine Pressekonferenz jagt die nächste. Es geht sich kaum noch aus, einmal abgebrüht auf einen Sturz bei 120 km/h bei einem Skirennen zu warten oder dem heiligen Bergdoktor bei der Jagd nach einem Virus zuzuschauen. Kaum war Kurz-Schluss, wollte auch sein Freund, der sogenannte Finanzminister, nimma. Beide redeten beim Abschied viel vom Vatersein. Da sieht man, was Kinder alles anrichten können, sogar bei Männern. Bisher kennt man das eher von Frauen: Kind da, steile Karriere weg. Kinder sind ja ein Wunder. Jedenfalls am Anfang, wenn sie nix sind außer lieb und warten, dass die Windi gewechselt und Mampfi geliefert wird. Danach werden die meisten von ihnen erwachsen. Dann ist auch immer was und keine Ruh’, denn – da haben Ton Steine Scherben ganz recht: „Ich will nicht werden, was mein Alter ist“. Dann schauen die Kids auf Netflix Serien über Sex, kennen jemanden, der Marihuana raucht, und fühlen sich ganz grundsätzlich gejagt von allen Umständen. Das könnte auch daran liegen, dass die leichtsinnig Blödsinnigen unter den Eltern Playlists ihrer Kids ausspionieren und dann fragen: Was macht ein Song wie „Macht kaputt, was euch kaputt macht“auf dieser Liste? Da berufen sich Kids, die sonst Rom nicht von Oslo unterscheiden können, auf Artikel 6 der Europäischen Menschenrechtskonvention: Unschuldsvermutung. Wie das Kanzler-Wunderkind, das ja auch von der Jagdgesellschaft geredet hat. Da kann einem, ist ja Österreich, leicht der Thomas Bernhard einfallen: „Wir reden nicht darüber, und wenn wir darüber reden, reden wir so darüber, als wäre, über was wir reden, nicht wirklich (…) damit wir es ertragen, aushalten.“Aushalten? Wie denn? Man versprach einen Lockdown! Aber immer ist was. Was hat das denn mit einem Lockdown zu tun? Immerhin gibt’s bald eine neue Regierung. In Deutschland. Dort wird Claudia Roth, die früher die Buchhaltung für Ton Steine Scherben machte, Kulturministerin und es wird Cannabis legalisiert. Da nehmen wir den Zug nach Freilassing. Entspannt, in aller Ruhe. Die Fahrt dauert sieben Minuten. Da gehen sich zwei Songs von der Playlist aus: „Keine Macht für Niemand“und „Verboten“.