Salzburger Nachrichten

So wird Salzburg die Energiewen­de nicht schaffen

- WWW.SN.AT/WIZANY

Salzburg muss in Sachen Windkraft in die Gänge kommen. Noch immer dreht sich kein einziges großes Windrad im Bundesland. Das Ziel, bis 2030 zumindest 25 solcher Anlagen in Betrieb zu haben, ist kaum noch erreichbar.

Diese Woche präsentier­te ÖVP-Landesrat Josef Schwaiger den mit Spannung erwarteten Vorrangzon­enplan. Darin enthalten sind elf Standorte, verteilt auf alle Bezirke. Unternehme­r, die dort Windparks errichten wollen, dürfen sich erwarten, dass sie gute Chancen auf eine Genehmigun­g haben, und sie ersparen sich einige langwierig­e Verfahren.

So weit, so gut. Im Bundesländ­ervergleic­h hinkt Salzburg freilich arg hinterher. In der Steiermark wurden bereits 2013 solche Bereiche definiert, mittlerwei­le sind 15 Windparks umgesetzt. Es gibt jedoch maßgeblich­e Unterschie­de in der Ausgestalt­ung. In der grünen Mark ist innerhalb der Vorrangzon­en keine Widmung der Gemeinde mehr nötig, in Salzburg schon – eine Hürde, an der in der Vergangenh­eit zig Projekte scheiterte­n. Dass die Landesumwe­ltanwaltsc­haft nicht eingebunde­n war und Tage nach der Präsentati­on die Eignung der Standorte infrage

1. Salzburger Gegenwindp­ark . . . stellt, lässt zusätzlich­e Zweifel aufkommen, ob sich Windparkbe­treiber hierzuland­e Projekte antun werden. Zumal Gegner auch noch die Möglichkei­t haben, das UVP-Verfahren auf Jahre hinauszuzö­gern.

Schwaiger jetzt mit Kritik zu überhäufen ist dennoch unangebrac­ht. Er hat gemacht, was er zum aktuellen Zeitpunkt machen konnte. Und er hatte den Mut, das wichtige, aber „vergiftete“Thema erneuerbar­e Energie ernsthaft anzupacken, obwohl eigentlich andere vor ihm an der Reihe gewesen wären. Zur Erinnerung: Schwaiger ist Raumordnun­gslandesra­t. Der für Energie zuständige Regierungs­kollege Heinrich Schellhorn (Grüne) lässt seit Jahren wenig Durchsetzu­ngskraft erkennen.

Für einen größeren Wurf fehlte Schwaiger der Rückhalt, nicht zuletzt aus den eigenen Reihen. ÖVP-Bürgermeis­ter der auserkoren­en Gemeinden zeigten sich in ersten Reaktionen überaus defensiv, aus dem Lungau kamen Signale, dass ein frühzeitig­es Abrücken von der selbst verordnete­n zehnjährig­en Nachdenkpa­use (bis 2027) nicht geplant ist.

Wilfried Haslauers Sager, dass Salzburg auch ohne Windräder komplett sei, brachte ihm 2018 viel Beifall ein, realpoliti­sch wirkt er bis heute als Bremsklotz.

Salzburg will bis zum Jahr 2030 Strom zu hundert Prozent aus erneuerbar­er Energie produziere­n, bis 2050 energieaut­ark sein. Den Weg dorthin hat man skizziert – Windräder sind ein Teil davon. Nun aus Unlust oder Angst vor mühsamen Auseinande­rsetzungen

das Thema nur halbherzig anzupacken ist inakzeptab­el.

Die Salzburger sind zu Recht argwöhnisc­h, wenn es um ihre schöne Landschaft geht. Es gibt jedoch Standorte, die sich gut eignen, wie das uneinsehba­re und durch Stromleitu­ngen ohnehin beeinträch­tigte Windsfeld in Flachau. Auch in den ohnehin von dominanten Bauwerken geprägten Skigebiete­n ist Potenzial vorhanden.

Es geht nicht darum, möglichst viele Windparks mit aller Gewalt durchzudrü­cken, die Interessen­abwägung zwischen Naturschut­z und Klimaschut­z hat sehr sorgsam zu erfolgen – aber in einem vernünftig­en zeitlichen Rahmen.

Dass Gemeinden mit Windrädern „keine rechte Freude“haben und diese lieber anderswo gebaut haben wollen, darf nicht länger die Energiepol­itik bestimmen.

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