Läuten und nach Milch fragen ist eine Option
Lehen soll ein „Stadtteil ohne Partnergewalt“werden. Dazu werden Frauen zu Anti-Gewalt-Lotsinnen ausgebildet.
In seinem Geschäft im Salzburger Stadtteil Lehen sehe er immer wieder Frauen, die weinten, die ein blaues Auge hätten oder kaputte Hände. Da wolle er nicht länger tatenlos zusehen, sagt Rudi Franco. Deshalb ist er jetzt eines der Testimonials der neuen „Stadtteile ohne Partnergewalt“-(SToP-)Kampagne der Stadt Salzburg. In Lehen kennt man ihn, und jetzt sieht man sein Gesicht auf den SToPPlakaten.
Mut zu zeigen, nicht wegzuschauen – genau das brauche es, sagt SPÖ-Stadträtin Anja Hagenauer (SPÖ), denn „das ist unser größtes Problem“. In Lehen sollen Nachbarn jetzt ermutigt werden, sich einzumischen. „Das kann ganz unterschiedlich aussehen: Wenn Sie es sich zutrauen, können Sie das nächste Mal an der Nachbarstür klingeln und nach Milch fragen, wenn sie lautes Geschrei hören. So kann ein potenziell gefährlicher Streit oft unterbrochen werden. Oder sie sprechen die Nachbarin beim nächsten Mal sogar direkt an, geben ihr den SToP-Flyer oder fragen, ob sie Hilfe braucht“, sagt Projektleiterin Andrea Hohenwarter. Die Juristin und Sozialarbeiterin startet mit einer achtköpfigen Frauengruppe, die zu „Anti-Gewalt-Lotsinnen“ausgebildet werden. Es werde auch eine Männergruppe geben und Aktivitäten mit Jugendzentren sowie Bildungseinrichtungen des Netzwerks Lehen. Hohenwarter ist stolz darauf, dass sich vom Start weg einige in Lehen bekannte Persönlichkeiten wie Rudi Franco, aber auch KebabstandBetreiber Mehmet Ince und Literaturhaus-Leiter Tomas Friedmann dazu bereit erklärt hätten, an der Kampagne mitzuwirken.
Die Botschaft der SToP-Kampagne fasst SPÖ-Stadträtin Anja Hagenauer so zusammen: „Bitte seids aufmerksam, kümmerts euch um den Nächsten, schauts hin.“Angesichts von bisher 30 getöteten Frauen in Österreich müssten mehr Anstrengungen gegen Gewalt an Frauen und Kindern unternommen werden.