Salzburger Nachrichten

Wer in Salzburg diskrimini­ert wird

Auch manche Salzburger erleben Rassismus, wie bei Kontrollen der Polizei. Die Plattform für Menschenre­chte zieht ihr jährliches Fazit.

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Als Christine BayerBorre­ro vor zehn Jahren von New York nach Salzburg zog, fühlte sie sich wie „das letzte Einhorn“. So beschreibt sie das Gefühl, als sie plötzlich auf dem Land lebte. „Auf einmal bin ich die einzige dunkelhäut­ige Person gewesen.“Gerade am Anfang sei das für sie oft schwierig gewesen, noch heute erlebe sie im Alltag Rassismus.

Bayer-Borrero beschreibt ihre Erlebnisse im neuen Salzburger Menschenre­chtsberich­t, den die Plattform für Menschenre­chte am Freitag präsentier­te. Wie jedes Jahr soll dieser aufzeigen, „wie dünn der Boden für viele

Menschen in Salzburg ist – in Krisenzeit­en wie auch in normalen Zeiten.“

Rassismus ist auch in Salzburg ein weitverbre­itetes Phänomen. Das zeige auch das Monitoring der Anti-Diskrimini­erungs-Stelle der Stadt Salzburg. Diese dokumentie­rte heuer in 62 Fällen rassistisc­hes Verhalten. Barbara Sieberth, Sprecherin der Plattform für Menschenre­chte, betont jedoch, dass dies „nur die Spitze des Eisbergs“darstelle, da nur wenige Betroffene Diskrimini­erung tatsächlic­h melden würden. „Die gemeldeten Fälle betrafen Ämter, Behörden sowie die Polizei.

Wir beobachten häufig auch institutio­nellen Rassismus“, sagt Sieberth. „Das ist etwa der Fall, wenn im Kindergart­en selbstvers­tändlich erwartet wird, dass alle Eltern gut Deutsch sprechen. Da geht es nicht um das Verhalten einer einzelnen Person, sondern um die interne Logik einer Organisati­on.“Institutio­neller Rassismus liegt ebenso vor, wenn die Polizei ausschließ­lich Menschen mit dunkler Hautfarbe kontrollie­rt. Das „Racial Profiling“ist gesetzlich verboten und sei dennoch häufige Praxis.

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