Salzburger Nachrichten

In Österreich gehört Licht gemacht

Seit Jahren werden Transparen­zpakete versproche­n. Jetzt hätte die ÖVP sogar etwas davon, Ernst zu machen.

- Johannes Huber

Auf all die Korruption­saffären, die der ÖVP von Bundeskanz­ler Karl Nehammer zu schaffen machen, könnte es eine starke Antwort geben: Transparen­z. Wo Entscheidu­ngen in einer nachvollzi­ehbaren Art und Weise getroffen werden, wo es selbstvers­tändlich ist, dass mit Steuergeld finanziert­e Studien veröffentl­icht werden, wo Parteien jeden Cent zeitnah offenlegen müssen, da geht es eher mit rechten Dingen zu. Es ist so viel ausgeleuch­tet, dass kaum etwas im Verborgene­n bleiben kann.

Von daher wäre Nehammer gut beraten, ein großes Transparen­zpaket vorzulegen. Es würde sich um eine vertrauens­bildende Maßnahme handeln und könnte einen Neustart ermögliche­n. Im Übrigen wären ja nicht nur türkise Politiker davon betroffen, sondern etwa auch Sozialdemo­kraten in Wien und im Burgenland. Auch ihnen würde mehr Licht guttun.

Bisher war es Grünen wie Vizekanzle­r Werner Kogler und Klubobfrau Sigrid Maurer vorbehalte­n, darauf zu drängen. Sie konnten sich nicht durchsetze­n.

Worum geht’s? Zunächst einmal ist die Abkehr von einem Staat und einer Politik nötig, die Bürgern vermitteln, bloße Untertanen zu sein, die nichts etwas angeht; beziehungs­weise dass es sich allenfalls nur um einen Gnadenakt handelt, wenn ihnen doch eine Kleinigkei­t preisgegeb­en wird. Zu diesem Zugang passt ein Begriff: Amtsgeheim­nis. Seit einigen Jahren wird versproche­n, es abzuschaff­en und stattdesse­n eine sogenannte Informatio­nsfreiheit einzuführe­n. Das klingt vielverspr­echend. Der Verwaltung­srechtler Ewald Wiederin hat nach der Analyse erster Pläne jedoch gewarnt, dass Folgendes herauskomm­en könnte: ein neues Amtsgeheim­nis.

Daran wird das, was demnächst hoffentlic­h vorgelegt wird, zu messen sein: Ändert sich wirklich etwas oder wird nur ein Täuschungs­manöver durchgefüh­rt, gibt es so viele Einschränk­ungen der Informatio­nsfreiheit, dass Bürger im Endeffekt nicht mehr erfahren? Wichtiger: Können sie sich an einen Informatio­nsbeauftra­gten wenden, der ihnen im Falle des Falles gegenüber Behörden zu ihrem Recht verhilft? Das wäre wichtig.

Dringlich sind auch „gläserne Parteikass­en“. Was unter dieser Bezeichnun­g bisher umgesetzt wurde, ist der Rede kaum wert: Überwiegen­d nichtssage­nde Summen werden zum Teil mit so großer Verzögerun­g veröffentl­icht, dass sie von eingeschrä­nkter Bedeutung sind. Ein Beispiel: Für das Nationalra­tswahljahr 2019 liegen noch immer nicht die Rechenscha­ftsbericht­e aller Parteien vor. Der Bericht der ÖVP lässt auf sich warten. Man sollte sich hüten, zynisch anzumerken, dass es jetzt auch schon egal sei. Vielleicht sind genau solche Missstände beabsichti­gt.

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