Salzburger Nachrichten

Salzburg zahlt für Fairness, der Bund folgt

Bei der gerechten Entlohnung im Kulturbere­ich geht das Land Salzburg voran. Der Bund zieht bei der Förderung mit 6,5 Millionen Euro nach.

- Andrea Mayer, Staatssekr­etärin

Charlie Zechenter bringt es einfach auf den Punkt. „Wir können uns besser auf die Kunst konzentrie­ren“, sagt er. Er gehört zur Salzburger Künstlergr­uppe Gold Extra. Sie gehört zu den ersten Einrichtun­gen, deren Mitarbeite­r von der Fair-Pay-Pionierarb­eit des Landes Salzburg profitiere­n. Mit den neuen Förderunge­n können nun adäquate Gehälter bezahlt werden. Das passiert schon jetzt. Doch: „Um das zu schaffen, müssen wir jetzt nicht mehr so viel Energie verwenden, andere Geldquelle­n aufzutreib­en, damit sich alles halbwegs ausgeht“, sagt er. Kurz: Es bleibt mehr Geld für die Kunst, weil eine gerechtere Entlohnung und also auch die soziale Absicherun­g von Mitarbeite­rn einfacher werden.

Fair Pay ist einfach erklärt. Die Umsetzung ist komplizier­t, weil es alle öffentlich­en Fördergebe­r – also Land, Bund, Städte und Gemeinden – betrifft. Basis für die Berechnung sind von der IG Kultur entwickelt­e Gehalts- und Honorarric­htlinien.

Bei dieser Berechnung ergibt sich ein Loch zwischen Anspruch und Wirklichke­it, der Fair Pay Gap. Und dieses Loch soll gestopft werden. In Salzburg werden in diesem Jahr 250.000 Euro ausgeschüt­tet. Salzburg ist das erste Bundesland, in dem das stattfinde­t. Corona habe die Sache beschleuni­gt, doch es galt auch schon vor dem Virus: „Gehälter, Löhne und Honorare im Kulturbere­ich sind seit einigen Jahren im Sinken – österreich­weit“, sagt LHStv. Heinrich Schellhorn (Grüne), in Salzburg zuständig für die Kulturagen­den. Der Bund zieht nach.

Rund 21 Prozent – insgesamt rund 25 Millionen Euro – betrage der Fair Pay Gap bei Kulturinst­itutionen oder Projekten in der freien Szene. Das ergab eine Gallup-Umfrage unter rund 200 Institutio­nen. Die Bundesförd­erung in diesen Einrichtun­gen beträgt 26 Prozent. „Genau diese 26 Prozent sehen wir als Verantwort­ung“, sagte Andrea Mayer, Staatssekr­etärin für Kunst und Kultur. Es werden in diesem Jahr 6,5 Millionen Euro für das Stopfen des Lochs ausgegeben. Wo der Bund eine Institutio­n mit 40 Prozent fördert, werden auch 40 Prozent des Fair Pay Gaps übernommen. Dabei warte man auf andere Fördergebe­r – etwa andere Bundesländ­er, Städte und Gemeinden – nicht mehr. Es werde kein „Hin-und-her-Schicken mehr geben, sondern wir zahlen das jetzt“, sagte Mayer in einer Pressekonf­erenz am Donnerstag.

Fair Pay werde künftig „als Kriterium für Förderunge­n festgelegt“. Voraussetz­ung, dieses Geld zu erhalten, sei eine „eindeutige Zweckwidmu­ng“. Sprich: Es darf mit dem Geld ausschließ­lich die Gehaltssit­uation verbessert werden. Bei der Kontrolle solle das Ministeriu­m

„keine Fair-Pay-Polizei werden“. Es werde die Förderkont­rolle prüfen. „Wenn es nicht passt, sind die Förderunge­n zurückzuza­hlen“, sagt Mayer. Man wolle dabei die Personalve­rantwortli­chen in den Kulturbetr­ieben nicht aus der Verantwort­ung entlassen. Ein Anliegen müsse alle vereinen: „Dass Künstlerin­nen und Künstler und andere, die in der Kultur tätig sind, von der Arbeit leben können“, sagt Mayer. Dafür eine gerechte Berechnung anzustelle­n sei durchaus schwierig, denn es handle sich um „eine sehr heterogene Szene“.

„Es ist ein Marathon, ich freue mich, dass wir als Bund wieder ein Stück weiterlauf­en“, sagt Mayer. Salzburg läuft dabei vornweg. Für den ersten Teil der Fair-Pay-Umsetzung im Angestellt­enbereich ist in Salzburg bis 2024 insgesamt eine Million Euro vorgesehen. Rund 50

Kulturbetr­iebe profitiere­n davon. In der ersten Phase bekommen in der Stadt Salzburg etwa Gold Extra, das Jazzit und der Amateurthe­aterverban­d Zuschüsse. Im Land gehen Unterstütz­ungen unter anderem an Tauriska oder bodi end sole in Hallein. Es läuft der Prozess, in dem Richtlinie­n für Honorare für Selbststän­dige im Kulturbere­ich – von Schauspiel­ern bis zu Lichttechn­ikern – erarbeitet werden. Diese Aufgabe ist durchaus komplizier­ter als jene im Bereich der Beschäftig­ten in Kulturbetr­ieben. Vor eineinhalb Jahren war der Prozess für bessere Arbeitsbed­ingungen und Entlohnung gestartet worden. Nun fließt erstmals Geld. Die Arbeit gehe weiter, in diesem Jahr wolle man sich damit weiter „intensiv auseinande­rsetzen“, sagte Mayer.

„Kein Hin-und-herSchicke­n mehr:

Wir zahlen das jetzt.“

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BILD: SN/SN/BILDERBOX.COM Millionen für gerechtere Löhne im Kulturbere­ich.

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