Salzburg zahlt für Fairness, der Bund folgt
Bei der gerechten Entlohnung im Kulturbereich geht das Land Salzburg voran. Der Bund zieht bei der Förderung mit 6,5 Millionen Euro nach.
Charlie Zechenter bringt es einfach auf den Punkt. „Wir können uns besser auf die Kunst konzentrieren“, sagt er. Er gehört zur Salzburger Künstlergruppe Gold Extra. Sie gehört zu den ersten Einrichtungen, deren Mitarbeiter von der Fair-Pay-Pionierarbeit des Landes Salzburg profitieren. Mit den neuen Förderungen können nun adäquate Gehälter bezahlt werden. Das passiert schon jetzt. Doch: „Um das zu schaffen, müssen wir jetzt nicht mehr so viel Energie verwenden, andere Geldquellen aufzutreiben, damit sich alles halbwegs ausgeht“, sagt er. Kurz: Es bleibt mehr Geld für die Kunst, weil eine gerechtere Entlohnung und also auch die soziale Absicherung von Mitarbeitern einfacher werden.
Fair Pay ist einfach erklärt. Die Umsetzung ist kompliziert, weil es alle öffentlichen Fördergeber – also Land, Bund, Städte und Gemeinden – betrifft. Basis für die Berechnung sind von der IG Kultur entwickelte Gehalts- und Honorarrichtlinien.
Bei dieser Berechnung ergibt sich ein Loch zwischen Anspruch und Wirklichkeit, der Fair Pay Gap. Und dieses Loch soll gestopft werden. In Salzburg werden in diesem Jahr 250.000 Euro ausgeschüttet. Salzburg ist das erste Bundesland, in dem das stattfindet. Corona habe die Sache beschleunigt, doch es galt auch schon vor dem Virus: „Gehälter, Löhne und Honorare im Kulturbereich sind seit einigen Jahren im Sinken – österreichweit“, sagt LHStv. Heinrich Schellhorn (Grüne), in Salzburg zuständig für die Kulturagenden. Der Bund zieht nach.
Rund 21 Prozent – insgesamt rund 25 Millionen Euro – betrage der Fair Pay Gap bei Kulturinstitutionen oder Projekten in der freien Szene. Das ergab eine Gallup-Umfrage unter rund 200 Institutionen. Die Bundesförderung in diesen Einrichtungen beträgt 26 Prozent. „Genau diese 26 Prozent sehen wir als Verantwortung“, sagte Andrea Mayer, Staatssekretärin für Kunst und Kultur. Es werden in diesem Jahr 6,5 Millionen Euro für das Stopfen des Lochs ausgegeben. Wo der Bund eine Institution mit 40 Prozent fördert, werden auch 40 Prozent des Fair Pay Gaps übernommen. Dabei warte man auf andere Fördergeber – etwa andere Bundesländer, Städte und Gemeinden – nicht mehr. Es werde kein „Hin-und-her-Schicken mehr geben, sondern wir zahlen das jetzt“, sagte Mayer in einer Pressekonferenz am Donnerstag.
Fair Pay werde künftig „als Kriterium für Förderungen festgelegt“. Voraussetzung, dieses Geld zu erhalten, sei eine „eindeutige Zweckwidmung“. Sprich: Es darf mit dem Geld ausschließlich die Gehaltssituation verbessert werden. Bei der Kontrolle solle das Ministerium
„keine Fair-Pay-Polizei werden“. Es werde die Förderkontrolle prüfen. „Wenn es nicht passt, sind die Förderungen zurückzuzahlen“, sagt Mayer. Man wolle dabei die Personalverantwortlichen in den Kulturbetrieben nicht aus der Verantwortung entlassen. Ein Anliegen müsse alle vereinen: „Dass Künstlerinnen und Künstler und andere, die in der Kultur tätig sind, von der Arbeit leben können“, sagt Mayer. Dafür eine gerechte Berechnung anzustellen sei durchaus schwierig, denn es handle sich um „eine sehr heterogene Szene“.
„Es ist ein Marathon, ich freue mich, dass wir als Bund wieder ein Stück weiterlaufen“, sagt Mayer. Salzburg läuft dabei vornweg. Für den ersten Teil der Fair-Pay-Umsetzung im Angestelltenbereich ist in Salzburg bis 2024 insgesamt eine Million Euro vorgesehen. Rund 50
Kulturbetriebe profitieren davon. In der ersten Phase bekommen in der Stadt Salzburg etwa Gold Extra, das Jazzit und der Amateurtheaterverband Zuschüsse. Im Land gehen Unterstützungen unter anderem an Tauriska oder bodi end sole in Hallein. Es läuft der Prozess, in dem Richtlinien für Honorare für Selbstständige im Kulturbereich – von Schauspielern bis zu Lichttechnikern – erarbeitet werden. Diese Aufgabe ist durchaus komplizierter als jene im Bereich der Beschäftigten in Kulturbetrieben. Vor eineinhalb Jahren war der Prozess für bessere Arbeitsbedingungen und Entlohnung gestartet worden. Nun fließt erstmals Geld. Die Arbeit gehe weiter, in diesem Jahr wolle man sich damit weiter „intensiv auseinandersetzen“, sagte Mayer.
„Kein Hin-und-herSchicken mehr:
Wir zahlen das jetzt.“