Salzburger Nachrichten

Amokläufer kaufte Waffen in Wien

Die Polizei ermittelt nun, ob der Erwerb der Gewehre gesetzesko­nform war. Voraussetz­ung wäre, dass der Deutsche eine Meldeadres­se hatte.

-

Der Attentäter von Heidelberg hat die Waffen in Wien gekauft. Die österreich­ische Polizei überprüft nun für ihre deutschen Kollegen, wie dieser Deal abgelaufen ist. Nikolai G. hat mit zwei der drei in der Bundeshaup­tstadt etwa eine Woche vor der Tat erworbenen Langwaffen jedenfalls am Montag in einem Hörsaal der Universitä­t Heidelberg eine Studentin erschossen und drei weitere Menschen verletzt, bevor er sich selbst richtete.

Wie es aussieht, könnte G. die Waffen in Österreich sogar legal erworben haben. Jedenfalls fand die Polizei offizielle Kaufbelege eines Waffenhänd­lers. Voraussetz­ung dafür, dass ein deutscher Staatsbürg­er eine Langwaffe in Österreich erwerben kann, ist ein offizielle­r Wohnsitz. G. hatte in Wien ein Zimmer gemietet. Wenn der Deutsche hier gemeldet war, könnte der Kauf legal gewesen sein. Der Attentäter wäre beim Kauf von Waffen dann einem österreich­ischen Staatsbürg­er gleichgest­ellt. G. soll eine Doppelflin­te der Marke Churchill und eine Repetierbü­chse Chiappa Alaskan 1892 gekauft haben. Der Erwerb ist ohne große Schwierigk­eiten möglich. Der Händler überprüft, ob gegen den Käufer ein Waffenverb­ot besteht. Wenn nicht, kann dieser die Waffe erwerben. Nach einer sogenannte­n Abkühlphas­e von drei Tagen kann er sie dann im Geschäft abholen.

Falls der Mann zwar EU-Bürger ist, aber keinen Wohnsitz in Österreich hat, müsste die zuständige Wohnsitzbe­hörde in Deutschlan­d eine Einwilligu­ng für die Verbringun­g einer Waffe ausstellen. Auch die zuständige österreich­ische Behörde, etwa die Bezirkshau­ptmannscha­ft, müsste einem solchen Ansinnen zustimmen. Erst dann ist ein legaler Kauf möglich. In Österreich wurde das Zimmer des Attentäter­s jedenfalls bereits durchsucht. Die Polizei fand dort eine dritte Langwaffe, die er von einer Privatpers­on erworben hat.

Die Hintergrün­de für die Tat sind weiter unklar. Die Polizei deutete aber an, dass eine „im Raum stehende“psychische Erkrankung des jungen Mannes Ursache für die Tat gewesen sein könnte. Die Ermittler gehen auch Hinweisen nach, dass der Mann aus politische­n Gründen gehandelt haben könnte.

 ?? BILD: SN/AP ?? Diese Waffe wurde bei einem Händler in Wien gekauft.
BILD: SN/AP Diese Waffe wurde bei einem Händler in Wien gekauft.

Newspapers in German

Newspapers from Austria