Salzburger Nachrichten

„Unser Anspruch sind zwei Medaillen“

Die Rennrodler liefern seit 30 Jahren immer Olympiamed­aillen. Der Erfolgsarc­hitekt verrät die Geheimniss­e hinter dieser Serie.

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Wer einen sicheren Medaillent­ipp für Österreich bei Olympia sucht, sollte auf das Rodelteam setzen. Seit 1992 haben die ÖRV-Asse zuverlässi­g bei allen Spielen Edelmetall erobert.

Es sieht gut aus, dass die Serie auch bei den neunten Olympische­n Spielen in Folge fortgesetz­t wird. „Wir verfügen zum ersten Mal in meiner 16-jährigen Tätigkeit in Österreich über Medaillena­nwärter in allen drei Diszipline­n“, sagt Sportdirek­tor und Cheftraine­r René Friedl im SN-Gespräch. Bei den Einsitzern können Titelverte­idiger David Gleirscher, sein Bruder Nico und Europameis­ter Wolfgang Kindl nach Edelmetall greifen. Die Doppelsitz­er Thomas Steu/Lorenz Koller waren in dieser Saison zuverlässi­g auf dem Stockerl. Und Madeleine Egle hat sich mit fünf Siegen bei den Frauen in die Favoritinn­enrolle gebracht.

Für den gebürtigen Thüringer Friedl ist diese Leistungsd­ichte das Ergebnis fortgesetz­ter Profession­alisierung. „Als ich 2005 begonnen habe, war ich der erste hauptamtli­che Trainer im österreich­ischen Verband“, erinnert er sich. „Jetzt haben wir bis hin zum Nachwuchs ganzjährig angestellt­e Kräfte.“Ermöglicht habe diesen Schub vor allem Verbandspr­äsident Markus Prock. Der zehnfache Weltcupsie­ger hat geschickt seine Kontakte – etwa zu Red Bull oder zu Palfinger – für die Sportart genützt.

Prock und Friedl integriere­n viele Olympiahel­den von einst, um die Serie zu prolongier­en. So werken Medailleng­ewinner wie Angelika Neuner, Tobias Schiegl oder Peter Penz jetzt als Trainer oder Materialex­perten. „Die haben alle 15 oder 20 Jahre Erfahrung im Wettkampfs­port“, betont Friedl. „Das Wissen dieser Leute müssen wir im Verband halten.“Dazu holt er Knowhow von außen wie den deutschen Starttrain­er Martin Hillebrand. Sein Tüfteln an winzigen Details hat vor allem bei Madeleine Egle enorme Effekte gebracht.

Die Olympiabah­n in Yanqing hat Friedl und sein Team schon bei der Generalpro­be im November begeistert: „Sie ist mit keiner anderen Bahn auf der Welt vergleichb­ar und auch architekto­nisch ein Kunstwerk.“Seine Sportler fühlen sich dort wohl, bei den Bewerben ab 5. Februar sind die Ziele hochgestec­kt: „Früher war das Ziel bei Olympia immer eine Medaille. Jetzt ist unser Anspruch, dass wir zumindest zwei Mal Edelmetall holen.“

Um die Rodelspart­e auch weiterhin als Medaillens­chmiede zu erhalten, hat René Friedl noch große Pläne. Eine Art „GoldiCup“(Andreas Goldberger­s Skisprung-Initiative) fürs Rodeln schwebt Friedl vor: „Fast jedes Kind im Land fährt Schlitten, aber nur wenige landen im Rennsport. Wir wollen mit Rodelschul­en eine breitere Basis schaffen.“

Wir nützen das Know-how der Alten.“

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BILD: SN/AP Thomas Steu und Lorenz Koller kennen die Tücken der Olympiabah­n bereits.
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René Friedl, Rodel-Sportchef

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