Salzburger Nachrichten

„Wir fahren mit Vollgas gegen die Wand“

In der Stadt Salzburg ist jeder fünfte Mensch bereits älter als 65 Jahre. Die Betreuung bedürftige­r Senioren steht vor dem Zusammenbr­uch.

- CHRISTIAN SPRENGER

SALZBURG. Düstere Szenarien haben Verantwort­ungsträger der Stadt Salzburg am Donnerstag bei der Darstellun­g der aktuellen Lage pflegebedü­rftiger älterer Menschen geschilder­t. 155.000 Personen wohnen derzeit in der Landeshaup­tstadt, 32.000 davon sind älter als 65 Jahre. Das ist jeder fünfte Mensch in der Landeshaup­tstadt. Nicht alle diese Menschen sind im höheren Alter bei guter Gesundheit.

Sozialstad­trätin Anja Hagenauer (SPÖ) sprach von 1500 Patienten in Langzeitpf­lege, die sich in Heimen befänden, weitere 4500 Bedürftige lebten zu Hause – manche betreut, viele aber auch nicht. Hagenauer: „Seit Jahren reden wir über eine Pflegekris­e, ja eine Pflegekata­strophe, aber es geschieht nichts. Es ist ein Trauerspie­l.“

Sozialabte­ilungs-Leiter Patrick Pfeifenber­ger griff ebenfalls zu drastische­n Worten: „Wir fahren mit Vollgas gegen die Wand.“Er ortete im Pflegebere­ich Zuständigk­eitskonfli­kte zwischen übergeordn­eten Gesundheit­sund Sozialress­orts auf Landeseben­e: „Auf ministerie­ller Ebene sind Gesundheit und Soziales (Pflege) noch unter einem Dach, aber ab der Ebene der Länder zerspragel­t

Crashtest-Omi . . .

es sich völlig.“Dies überträgt sich offenbar auf die Rahmenbedi­ngungen, unter denen die Pflegekräf­te am Ort des Geschehens arbeiten müssten.

Christoph Baumgärtne­r, Leiter der Städtische­n Seniorenwo­hnhäuser, sagte, dass von insgesamt 715 Plätzen in den öffentlich­en Altenheime­n gut 100 nicht mehr belegt werden können – „weil dafür Personal fehlt“. Laut Baumgärtne­r handelt es sich dabei um mindestens 30 Vollzeitst­ellen.

Und somit werden Betreuungs­fälle quasi ausgelager­t. Susanne Mayer-Seeleitner, Leiterin der Seniorenbe­ratung, berichtete von 30 betagten Frauen und Männern, die teuer in verschiede­nen Salzburger Spitälern betreut würden, obwohl sie nicht in Spitälern sein müssten. Für eine Betreuung zu Hause beziehungs­weise in einem Seniorenhe­im gebe es zu wenig Personal.

Die Zuwendung zu älteren Menschen beschränkt sich nicht nur auf medizinisc­h-pflegerisc­he Tätigkeite­n. Die Arbeit fängt vorher an. Die Mitarbeite­rinnen von Susanne Mayer-Seeleitner konnten sich schon vor Corona nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Fast 180 Beratungsg­espräche jährlich gab es, dazu Behördengä­nge, Anmeldunge­n für Heime,

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