Salzburger Nachrichten

Bauträger machen Ortspoliti­ker Sorgen

Der Mattseer ÖVP-Vizebürger­meister kritisiert „ausufernde“Aktivitäte­n. Begehrte Wohngemein­den wollen mit Bebauungsp­länen gegensteue­rn.

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Ein- und Zweifamili­enhäuser auf großen Grundstück­en und ausgedient­e Gasthöfe sind gerade im Seenland sehr begehrt. Private Bauträger ersetzen Altbauten durch viele teure Wohnungen.

Gemeinden wie Obertrum und Mattsee reagieren. Sie wollen Bebauungsp­läne für ganze Straßenzüg­e in Ortszentre­n erstellen. „Viele Gemeinden mit Wohnungsno­t waren früher froh, wenn Bauträger kamen und Wohnungen auf Grundstück­en bauten, auf denen vorher nur eine Familie lebte“, sagt der Mattseer Stefan Handlechne­r, ÖVP-Vizebürger­meister und Obmann des Raumordung­sausschuss­es. „Die Aktivitäte­n der Bauträger nehmen jetzt aber ein Ausmaß an, das mir für die Zukunft doch Sorgen bereitet.“

Für Einheimisc­he werde es finanziell fast unmöglich, ein Haus oder Grundstück in Mattsee zu kaufen. Der Preis für Baugrund bewege sich in

Richtung 1000 Euro pro Quadratmet­er. Für Wohnungen seien Kaufpreise von 7000, 8000 Euro pro Quadratmet­er keine Seltenheit. Sehr negative Auswirkung­en auf das Ortsbild habe die „Stelzenbau­weise“: Statt Geschäfte oder Büros an Straßen unterzubri­ngen, würden häufig die Erdgeschoß­flächen als Parkplätze für die Bewohner genutzt. Die Lebensqual­ität der Mattseer und Zugezogene­n verschlech­tere sich, wenn Strukturen in gewachsene­n Ortsteilen wie am Wartstein zu schnell geändert werden.

Eine „gute Möglichkei­t, um ein Ausufern zu verhindern“, sieht der Kommunalpo­litiker darin, Bebauungsp­läne über bebaute Gebiete zu legen, welche die Baumassen begrenzen und z. B. Geschäfte, Büros und Räume für Arztpraxen festlegen. Bisher wurden oft nur bei Neuwidmung­en Bebauungsp­läne aufgestell­t. „Derzeit haben wir null Handhabe,

wenn einer acht Wohnungen an der Stelle eines alten Hauses baut und die baurechtli­chen Bestimmung­en wie Nachbarabs­tände einhält. Das ist ein normales Bauvorhabe­n, kommt nicht einmal in die Gemeindeve­rtretung.“

Bebauungsp­läne hätten auch große Vorteile für die Käufer, sagt der ÖVP-Vize, weil sie dann die Voraussetz­ungen kennen und gar nicht auf die Idee kämen, nur viele Wohnungen zu planen. „Jetzt kommen sie mit fertigen Plänen.“

Der Sprecher der gewerblich­en Bauträger in Salzburg, Günther Leitgöb, reagiert verwundert auf die Kritik. „Was spricht dagegen, bebaute Grundstück­e herzunehme­n?“Das müsste doch forciert werden, zumal beklagt werde, dass so viele unversiege­lte Flächen verbaut werden. Er wäre unverständ­lich, wenn ein Einfamilie­nhaus nur in bisheriger Größe wieder errichtet werden solle, aber benötigte Wohnungen auf neu umgewidmet­en grünen Wiesen entstünden. Oft gebe es sehr wohl alte Bebauungsp­läne, aber diese müssten in der Praxis meist erst recht abgeändert werden.

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Stefan Handlechne­r will in Mattsee Bauträger in die Pflicht nehmen – mit mehr Bebauungsp­länen.

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