Salzburger Nachrichten

Unter dem Dreiklee-Wappen bröckelt die Fassade

- DANIELE.PABINGER@SN.AT

Sie ist die auffälligs­te der Kapellen am Plainberg, steht am Ende der Kalvarienb­ergstiege. Im Gegensatz zu den anderen schaut die Schmerzens­kapelle mitgenomme­n aus, obwohl sie vor rund zwanzig Jahren generalsan­iert worden ist. Stellenwei­se blättert der Putz am Rundbau ab, das Weiß-Ocker der Fassade ist verblichen und Schmutzfle­cken machen sich breit. „Die Kapelle ist halt abgewetter­t“, sagt Pater Winfried Bachler, der Superior von Maria Plain. Ihn persönlich habe das noch nicht gestört, „ein Zeitl kann das noch so bleiben“.

Die Schmerzens­kapelle ist auch die jüngste der Kapellen in Maria Plain, als Fertigstel­lungsjahr ist 1734 überliefer­t. Der Salzburger Maurer Sebastian Stumpfegge­r war am Werk, die Pietà im Inneren stammt aus der Hand des Rieder Bildhauers Johann Franz Schwanthal­er. Der Stifter des Bauwerks war Abt Rupert Freysauf von Neudegg, er stand damals dem Benediktin­erstift Gleink in Steyr vor. Der gebürtige Salzburger verewigte sich mit einem prunkvolle­n Wappen und wohl auch mit seinem Konterfei im Giebelfeld der Kapelle.

Es lohnt sich, den Blick zu heben und den Zusammenhä­ngen nachzuspür­en. Auf dem linken Wappenschi­ld prangt ein Dreiklee mit Stängel – er ist augenschei­nlich ein Symbol für Wachsen, Verwurzelt­sein, aber auch für die Dreifaltig­keit. Im Wappen von Abt Rupert II. verweist das dreiblättr­ige Kleeblatt auf das ehemalige Kloster Gleink. Die Benediktin­er hatten von Beginn an die Wallfahrts­seelsorge in Maria Plain über, sie führten auch die Salzburger Universitä­t bis zu deren Auflösung 1810 durch die Bayern.

Das rechte Wappenschi­ld nimmt auf die Herkunft des Stifters Bezug. Es zeigt die doppelten Lilien und gekrönten Löwen aus dem Familienwa­ppen der Freysaufs von Neudegg. Ihnen gehörte einst Schloss Neudegg in SalzburgNo­nntal. Heute ist das versteckte Juwel im Besitz der Familie Meran, Nachkommen von Erzherzog Johann von Österreich und Anna Plochl.

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BILDER: SN/DANIELE PABINGER Der elegante Rundbau stammt aus dem Spätbarock, im Giebel prangt das Wappen des Stifters.
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Daniele Pabinger

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