Unter dem Dreiklee-Wappen bröckelt die Fassade
Sie ist die auffälligste der Kapellen am Plainberg, steht am Ende der Kalvarienbergstiege. Im Gegensatz zu den anderen schaut die Schmerzenskapelle mitgenommen aus, obwohl sie vor rund zwanzig Jahren generalsaniert worden ist. Stellenweise blättert der Putz am Rundbau ab, das Weiß-Ocker der Fassade ist verblichen und Schmutzflecken machen sich breit. „Die Kapelle ist halt abgewettert“, sagt Pater Winfried Bachler, der Superior von Maria Plain. Ihn persönlich habe das noch nicht gestört, „ein Zeitl kann das noch so bleiben“.
Die Schmerzenskapelle ist auch die jüngste der Kapellen in Maria Plain, als Fertigstellungsjahr ist 1734 überliefert. Der Salzburger Maurer Sebastian Stumpfegger war am Werk, die Pietà im Inneren stammt aus der Hand des Rieder Bildhauers Johann Franz Schwanthaler. Der Stifter des Bauwerks war Abt Rupert Freysauf von Neudegg, er stand damals dem Benediktinerstift Gleink in Steyr vor. Der gebürtige Salzburger verewigte sich mit einem prunkvollen Wappen und wohl auch mit seinem Konterfei im Giebelfeld der Kapelle.
Es lohnt sich, den Blick zu heben und den Zusammenhängen nachzuspüren. Auf dem linken Wappenschild prangt ein Dreiklee mit Stängel – er ist augenscheinlich ein Symbol für Wachsen, Verwurzeltsein, aber auch für die Dreifaltigkeit. Im Wappen von Abt Rupert II. verweist das dreiblättrige Kleeblatt auf das ehemalige Kloster Gleink. Die Benediktiner hatten von Beginn an die Wallfahrtsseelsorge in Maria Plain über, sie führten auch die Salzburger Universität bis zu deren Auflösung 1810 durch die Bayern.
Das rechte Wappenschild nimmt auf die Herkunft des Stifters Bezug. Es zeigt die doppelten Lilien und gekrönten Löwen aus dem Familienwappen der Freysaufs von Neudegg. Ihnen gehörte einst Schloss Neudegg in SalzburgNonntal. Heute ist das versteckte Juwel im Besitz der Familie Meran, Nachkommen von Erzherzog Johann von Österreich und Anna Plochl.