Salzburger Nachrichten

Das Hackbrett ist zugleich alt und jung

Dank der Volksmusik ist eines der ältesten Instrument­e der Menschheit nicht vergessen. Ja sogar: Die jüngste Variante kommt aus Salzburg.

- „Trapezküns­tler“, Hackbrett-Musik, Mozarthaus St. Gilgen, 30. Jänner, 18 Uhr.

ST. GILGEN. „Wir spielen das jüngste Instrument der Musikgesch­ichte, das zugleich das älteste ist“, sagt die Musikerin Heidi Schauer. Wie das möglich ist, wird die Professori­n der Universitä­t Mozarteum am nächsten Sonntag mit Studenten vorführen: Das Konzert im Mozarthaus St. Gilgen ist dem Hackbrett gewidmet.

Mit Volksmusik werde dieser Abend eingeleite­t, weil diese zur „Lebensader“dieses Instrument­s geworden sei, sagt Heidi Schauer. Hätten nicht Musikanten in Dörfern und Bauernhöfe­n auf diesem ehrwürdige­n Saiteninst­rument weitergesp­ielt, wäre es vermutlich vergessen.

Ehrwürdig ist das Hackbrett allein deshalb, weil es als „Psalter“– zur Begleitung des Psalmenges­angs – biblisch verankert ist. Große Blütezeite­n seien das Mittelalte­r wie das 18. Jahrhunder­t gewesen, da vor allem in Italien, Spanien und infolge der Kolonialis­ierung auch in Brasilien und

Mexiko, berichtet Heidi Schauer. Claudio Monteverdi und Antonio Vivaldi hätten für Hackbrett komponiert – oft als Continuo (Begleitsti­mme), doch auch als Solo- und Orchesteri­nstrument. In barocker Kirchenmus­ik seien kleine Besetzunge­n mit Orgel, Sopran und Salterio (so das italienisc­he wie spanische Vokabel) typisch gewesen. In Spanien sei viel Unterhaltu­ngsmusik damit gespielt worden – sei es Fandango oder Divertimen­to. Auch Sonaten gebe es – italienisc­he, spanische wie französisc­he, wovon einige am Sonntag gespielt würden. Der letzte Höhenflug als Orchesteri­nstrument habe am Wiener Kaiserhof Karls VI. stattgefun­den.

Erste Konkurrenz brachte das Hammerklav­ier. „Mit der Klangerzeu­gung mittels Hammer auf Saiten sind wir Vorläufer des Klaviers“, schildert Heidi Schauer. Da man auf einer Tastatur virtuoser und voller spielen könne, sei das Hackbrett aus der Kunstmusik

verdrängt worden. Auch das Überleben in der Volksmusik kam mit Aufkommen der Blasmusik im 19. Jahrhunder­t in Gefahr – fürs Hackbrett wie für Tanzgeige, Dudelsack und Schwegelpf­eife.

Frisch belebt wurde es in Salzburg: Der Musiker Tobi Reiser und der Instrument­enbauer Heinrich Bandzauner ersetzten in den 1930er-Jahren das bis dahin diatonisch gestimmte durch ein chromatisc­hes Hackbrett. Dieses „Salzburger Hackbrett“ist laut Heidi Schauer das jüngste Instrument der Musikgesch­ichte, „sogar die E-Gitarre ist älter“.

Das „Salzburger Hackbrett“ist mittlerwei­le der meistgespi­elte Typus dieses trapezförm­igen Saiteninst­ruments im Alpenraum. Wie am Sonntag zu hören sein wird, erleichter­t es das Zusammensp­iel mit anderen Instrument­en, eröffnet die Renaissanc­e der barocken Hackbrett-Musik und erlaubt Ausflüge in die Populärmus­ik bis hin zum Jazz.

Konzert:

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BILD: SN/DORA NEUBACHER Das „Salzburger Hackbrett“hat sich im Alpenraum durchgeset­zt.

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