Das Hackbrett ist zugleich alt und jung
Dank der Volksmusik ist eines der ältesten Instrumente der Menschheit nicht vergessen. Ja sogar: Die jüngste Variante kommt aus Salzburg.
ST. GILGEN. „Wir spielen das jüngste Instrument der Musikgeschichte, das zugleich das älteste ist“, sagt die Musikerin Heidi Schauer. Wie das möglich ist, wird die Professorin der Universität Mozarteum am nächsten Sonntag mit Studenten vorführen: Das Konzert im Mozarthaus St. Gilgen ist dem Hackbrett gewidmet.
Mit Volksmusik werde dieser Abend eingeleitet, weil diese zur „Lebensader“dieses Instruments geworden sei, sagt Heidi Schauer. Hätten nicht Musikanten in Dörfern und Bauernhöfen auf diesem ehrwürdigen Saiteninstrument weitergespielt, wäre es vermutlich vergessen.
Ehrwürdig ist das Hackbrett allein deshalb, weil es als „Psalter“– zur Begleitung des Psalmengesangs – biblisch verankert ist. Große Blütezeiten seien das Mittelalter wie das 18. Jahrhundert gewesen, da vor allem in Italien, Spanien und infolge der Kolonialisierung auch in Brasilien und
Mexiko, berichtet Heidi Schauer. Claudio Monteverdi und Antonio Vivaldi hätten für Hackbrett komponiert – oft als Continuo (Begleitstimme), doch auch als Solo- und Orchesterinstrument. In barocker Kirchenmusik seien kleine Besetzungen mit Orgel, Sopran und Salterio (so das italienische wie spanische Vokabel) typisch gewesen. In Spanien sei viel Unterhaltungsmusik damit gespielt worden – sei es Fandango oder Divertimento. Auch Sonaten gebe es – italienische, spanische wie französische, wovon einige am Sonntag gespielt würden. Der letzte Höhenflug als Orchesterinstrument habe am Wiener Kaiserhof Karls VI. stattgefunden.
Erste Konkurrenz brachte das Hammerklavier. „Mit der Klangerzeugung mittels Hammer auf Saiten sind wir Vorläufer des Klaviers“, schildert Heidi Schauer. Da man auf einer Tastatur virtuoser und voller spielen könne, sei das Hackbrett aus der Kunstmusik
verdrängt worden. Auch das Überleben in der Volksmusik kam mit Aufkommen der Blasmusik im 19. Jahrhundert in Gefahr – fürs Hackbrett wie für Tanzgeige, Dudelsack und Schwegelpfeife.
Frisch belebt wurde es in Salzburg: Der Musiker Tobi Reiser und der Instrumentenbauer Heinrich Bandzauner ersetzten in den 1930er-Jahren das bis dahin diatonisch gestimmte durch ein chromatisches Hackbrett. Dieses „Salzburger Hackbrett“ist laut Heidi Schauer das jüngste Instrument der Musikgeschichte, „sogar die E-Gitarre ist älter“.
Das „Salzburger Hackbrett“ist mittlerweile der meistgespielte Typus dieses trapezförmigen Saiteninstruments im Alpenraum. Wie am Sonntag zu hören sein wird, erleichtert es das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten, eröffnet die Renaissance der barocken Hackbrett-Musik und erlaubt Ausflüge in die Populärmusik bis hin zum Jazz.
Konzert: