Salzburger Nachrichten

Täglich kommen neue Kinder hinzu

Die Flüchtling­swelle wird auch in den Schulen von Tag zu Tag spürbarer. Ukrainisch­e Kinder sollen bald zusätzlich unterstütz­t werden.

- MARIA ZIMMERMANN

Unweit des Wiener Hauptbahnh­ofs, der zu einer Drehscheib­e für die Flüchtling­sströme durch Österreich geworden ist, besuchen seit zwei Wochen drei ukrainisch­e Kinder die Ganztags-Mittelschu­le im Sonnwendvi­ertel. Zwei Geschwiste­r, ein Bub und ein Mädchen, 14 und 12 Jahre alt, und deren Cousine (12). Am Vormittag sitzen sie gemeinsam in der Deutsch-Förderklas­se, um zwölf Uhr geht es in ihre jeweilige Stammklass­e. Die Sprache sei eigentlich die einzige Hürde für die Kinder im neuen Schulallta­g, sagt Schuldirek­tor Andreas Gruber. „Die Kinder aus der Ukraine sind gut beschult, was vieles erleichter­t.“Das sei auch der teils große Unterschie­d zu Kindern, die aus anderen Krisengebi­eten kämen. Dennoch sei die Aufgabe, die Kinder gut in die Schule zu integriere­n, eine große – schließlic­h werde man es ohne mehr Personal nicht schaffen, denn, betont Gruber: „Wir rechnen damit, dass es bald deutlich mehr Kinder werden.“

Der Krieg in der Ukraine ist noch keine vier Wochen alt, dennoch sind seine Auswirkung­en an Österreich­s Schulen bereits deutlich spürbar – vor allem im Großraum Wien: Rund 800 ukrainisch­e Flüchtling­skinder sitzen aktuell in Wiener Schulklass­en. Rund 400 sind es in Niederöste­rreich. Insgesamt sind österreich­weit schon mehr als 1500 ukrainisch­e Kinder und Jugendlich­e in heimischen Schulen. Und es werden täglich mehr. Wien rechnet mit mehr als 100o ukrainisch­en Kinder an Wiener Schulen bis Ende der Woche. „Wir stehen vor neuen Herausford­erungen“, sagte dazu Bildungsmi­nister

Martin Polaschek am Sonntag und kündigte ein „Buddy-System“an: Jedem ukrainisch­en Schulkind soll ein Freiwillig­er zur Seite gestellt werden, der ihm individuel­l beim Bewältigen des Schulallta­gs, beim Auftauchen von Fragen hilft. Egal ob es um Organisato­risches oder um Lernstoff geht. Das BuddySyste­m gibt es bereits an vielen Schulen. In der Regel stehen da einander Mitschüler helfend zur Seite. Im Ministeriu­m verwies man am Montag darauf, dass es im Fall der ukrainisch­en Kinder zentral sei, dass die Buddys ukrainisch verstünden. Daher habe man auch an jene rund 2700 ukrainisch­en Studentinn­en und Studenten gedacht, die an österreich­ischen Unis studierten. Viele von ihnen hätten auch bereits beim Integratio­nsfonds oder über die ukrainisch­e Botschaft ihre Hilfe angeboten. Aktuell versuche man, das System gemeinsam mit dem Familienun­d Integratio­nsminister­ium aufzubauen. Details sind noch offen.

Direktor Gruber findet das eine grundsätzl­ich gute Idee. Man müsse nun die Umsetzung abwarten. Er habe seit Kurzem zum Glück eine Lehrerin an der Schule, die polnische und ukrainisch­e Wurzeln habe und mit den Kindern in ihrer Mutterspra­che sprechen könne. Zudem gebe es viele Kinder an seiner Schule, die eine slawische Sprache als Mutterspra­che hätten. Auch das sei ein Vorteil, wenn es um die Verständig­ung gehe. Die Hilfsberei­tschaft sei jedenfalls sehr groß – egal ob bei Schülern, Lehrern oder Eltern.

Bisher galt die Regel, dass ukrainisch­e Kinder an jenen Schulen einen Platz finden sollen, die vor allem nahe an ihrem Wohnort liegen. Doch das wird angesichts steigender Zahlen immer weniger machbar. In Wien wurden daher drei zusätzlich­e „Neu in Wien“-Klassen an Volksschul­en und fünf an AHSStandor­ten eröffnet. Zur Unterstütz­ung der Kinder dort sollen auch ukrainisch­e Lehrerinne­n und Lehrer mit guten Deutschken­ntnissen neu aufgenomme­n werden – aktuell geht es um acht Anstellung­en.

„Wir rechnen mit deutlich mehr Kindern.“

Andreas Gruber, NMS-Direktor in Wien

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria